Abstract (deu)
Diese Arbeit versucht aufzuzeigen, dass visuelle Quellen, besonders Gemälde und Tapisserien, weit mehr sind als schmückendes Beiwerk, entscheidende Rolle spielen hier Lokalität und Modus. Tapisserien wurden meist als Serien produziert, als Vorlagen dienten Gemälde, welche zuerst auf einen Karton gezeichnet wurden und so dem Weber als Vorlage dienten. Die Serie besteht aus sieben Tapisserien, welche heute als „mythologisch barocke Tapisserien“ bezeichnet werden.
Für die Prugger-Serie wurde, vom ehemaligen Kurator der Harrachschen Sammlung, Ludwig van Schoor als Maler und Jan van der Borcht als Weber angeben. Nur eine Tapisserie aus Prugg trägt die Brüssler Stadtmarke – 2 B am unteren Rand, auf keiner der sieben Tapisserien ist ein Webermonogram zu finden. Die Tapisserien werden in einem Inventar aus dem Jahr 1753 genannt – bisher wurde angenommen, dass die Tapisserien von Friedrich August von Harrach, als er aus den Niederlanden 1743 nach Wien zurückkehrte, mitgebracht wurden.
Aufzeichnungen zeigen, dass die Familie Harrach Tapisserien in großer Zahl besaß; die Bestellungen sind in französischer, spanischer und italienischer Sprache abgefasst worden – zumeist mit sehr detaillierten Angaben von wem die Vorlagen stammen. Alle Tapisserien scheinen von gleicher Größe zu sein – es wurden nur die Seriennamen angeben – meist als „Historie von…“.
Da der ursprüngliche Name dieser mythologisch barocken Tapisserien anscheinend nicht bekannt ist, erschwerte dies die Recherche.
Die einzelnen Tapisserien zeigen mythologische Motive, welche zum größten Teil aus den Metamorphosen des Ovid entnommen wurden.
1. Triumphzug des Bacchus und der Ariadne
2. Krönung der Flora durch Amor und Zephyr
3. Vier Jahreszeiten bringen Apoll ein Opfer
4. Venus und Adonis
5. Eurydike wird von der Schlange gebissen
6. Merkur übergibt den Bacchusknaben den Nymphen von Nysa
7. Diana und Endymion
Tapisserien wurden bereits seit dem Mittelalter zur Repräsentationszwecken eingesetzt und waren ein mobiles Gut. Je nach Beschaffenheit der Tapisserien, d.h. mit oder ohne Goldfäden, waren diese entsprechend kostbar und konnten durch ihr Medium, nämlich das Bild, verschiedene Aufgaben erfüllen, da sie ohne Sprache auskamen. So wurden diese für profane und religiöse Botschaften verwendet.
Die Prugger Tapisserien folgen diesem Beispiel – diese haben bei genauerer Betrachtung noch eine andere Botschaft. Die Botschaft nach außen ist die Repräsentation - der Herrschaftsanspruch, diese Tapisserien beinhalten noch einen anderen Code: Die Motive erzählen eine Geschichte bzw. ergeben sogar eine „Anleitung“ - Liebe, Heirat, Geburt des Kindes – ersten Sohnes, Schwierigkeiten, die Suche nach der göttlichen Liebe, Tod und den Kreislauf des Lebens – und ergeben somit einen moralischer Tugendkatalog.
Da es in der Bordüre erhebliche Abweichungen zu den anderen Serien gibt, und aufgrund der Recherchen, könnten diese Tapisserien anlässlich der Hochzeit von Friedrich August von Harrach und Eleonore von Liechtenstein erstanden worden sein – dies würde die Hochzeitstäubchen auf der Bordüre erklären. Sicher ist, dass sich die Tapisserien bereits unter Aloys Thomas von Harrach im Besitzt der Familie befanden und welche von ihm dem Fideikommiss zugeordnet wurden.
Eine ähnliche Serie wie in Prugg gibt es im Kunsthistorischen Museum in Wien und in der Residenzgalerie in München – allerdings gibt es ebenso wie bei den Motiven bei den Bordüren Abweichungen.
Ebenfalls in Schloss Prugg findet sich das Familienbild von Friedrich August von Harrach und seiner Frau und 10 seiner 16 Kinder. Das Bild ist 4x3 m groß und passt nicht in dem Raum in dem es hängt. Nach dieser Identifizierung würde also, wenn die Datierung von 1742 stimmt, das jüngste Kind Maria Christina fehlen, welche 1742 (Ende des Jahres) eineinhalb Jahre alt gewesen wäre. Wahrscheinlich ist, dass es sich hier um Ferdinand handelt und das Bild 1739 gemalt wurde.
Dies wird durch Redlefsen bestätigt die bereits in den 1970 Jahren einen Bericht über „Das gräflich Harrachsche Familienbild von Christoph Schomburg in Prugg a/Leitha“ verfasste.
Friedrich August wird 1741 Generalgouverneur der Niederlande, sein Patent ist allerdings schon vom 12. November 1740 – anlässlich dieser Berufung könnte auch das Bild in Auftrag gegeben worden sein, dies würde auch die über ein „Familienbild“ hinausgehende Symbolik erklären. Ein weiterer Hinweis ist der Orden des Goldenen Vlieses, welcher Friedrich August 1741 verliehen wurde und der auf allen Portraits abgebildet ist –auf dem Prugger Familienbild fehlt dieser. Das Bild weist eine Beschriftung und eine Datierung auf – beides scheint nachträglich angebracht worden zu sein. Der Herrschaftsanspruch wird durch den roten Baldachin unter welchem das Paar zentral sitzt unterstrichen, ebenso wie die purpurne Schärpe welche Friedrich August trägt. Ebenso wie der Hermlinbesatz den Eleonore trägt. Die Kinder halten kostbare Utensilien in den Händen – exotische Früchte, ein Papagei. Der kleine Hund im Vordergrund symbolisiert die Treue. Der Hintergrund des Bildes ist nicht eindeutig zu entziffern, handelt es sich hierbei um das Gartenpalais der Harrachs in der Ungargasse - von diesem existiert nur mehr ein Stich von Salomon Kleiner. Das Bild wurde von Christoph Schomburg im Auftrag von Friedrich August von Harrach gemalt, dies konnte anhand von Quellen und einem Artikel von Ellen Redlefsen bestätigt werden.