Abstract (deu)
Der österreichisch-jüdische Kabarettist Armin Berg wurde am 9. Mai 1883 in Hussowitz in der Nähe von Brünn geboren. Er kam um 1900 nach Wien und spielte an verschiedenen Varietés und Singspielhallen. 1907 engagierte in Heinreich Eisenbach, Komiker an der Dialektbühne Budapester Orpheumgesellschaft, für sein nur ein Jahr bestehendes Budapester Varieté, nach dessen Auflösung nahm er Berg mit ans Budapester Orpheum und verhalf ihm so zu größerer Popularität. Das Budapester Orpheum war eine so genannte „Jargonbühne“, die eine Spielart der Popularkultur pflegte, deren Charaktere großteils einem wienerisch-jüdischen, urbanen Milieu entstammten. Berg entwickelte, in Zusammenarbeit mit Eisenbach und den anderen SchauspielerInnen und Autoren des Budapester Orpheums, seinen besonderen komischen Stil, der ihn bald zu einem der bekanntesten Komiker Wiens machte. Berg wirkte in Filmen und Revuen mit und spielte an Kabaretts.
Die von Berg dargestellten Personen, ob in kurzen Theaterstücken oder als Teil seiner Soloprogramme, waren eindeutig jüdisch definiert und entstammten unteren sozialen Schichten, die sich anstrengen mussten, über die Runden zu kommen. Berg spielte mit Stereotypen des Jüdischen, übernahm dabei auch antisemitische Vorurteile. Obwohl Berg nie ein politischer Künstler war – wie etwa Fritz Grünbaum und Karl Farkas gehörte er zum Unterhaltungsgenre – reagierte er in seinen Texten auf aktuelle politische und soziale Vorgänge. Er reflektierte die von großen wirtschaftlichen Anpassungsschwierigkeiten geprägten Jahre der Ersten Republik und wandte sich, wenn auch dezent, gegen den Antisemitismus.
Durch den „Anschluss“ Österreichs an Deutschland wurde Berg ins New Yorker Exil gezwungen, wo er sich an der deutschsprachigen Exilkabarettszene beteiligte. In New York entstanden zwar viele von ExilantInnen bespielte und besuchte Lokale, das Exilkabarett bedeutete aber natürlich einen Bedeutungsverlust und finanzielle Probleme. Im Exil wurden Bergs Texte politischer als bisher, er nahm auf aktuelle Ereignisse stärkeren Bezug. Seine Texte wurden auch persönlicher, Berg reflektierte seine Situation als Exilant und die vielen Schwierigkeiten, die mit der erzwungenen Auswanderung in ein fremdes Land mit fremder Sprache, ungewohntem Klima und neuen Zugängen zu Arbeit und sozialen Beziehungen verbunden waren. Nach Kriegsende nahm Berg Stellung zur Shoa und zur Situation der Juden und JüdInnen in Österreich.
Armin Berg entschied sich, wie viele andere (Kabarett-) SchauspielerInnen, deren Beruf eine enge Beziehung zur Muttersprache voraussetzte, nach Österreich zurückzukehren. Im Herbst 1949 traf er erstmals anlässlich eines Gastspiels am Simpl in Wien ein. 1951 war er aus finanziellen Gründen gezwungen, wieder in die USA zu ziehen, betonte aber immer seinen Wunsch, endgültig in Wien zu bleiben, was ihm erst 1954 möglich war. Berg starb am 23. November 1956 in Wien.