Title (deu)
Die Pikten im 6. bis 9. Jahrhundert
Status, Macht und politische Strukturen
Parallel title (eng)
The Picts in the 6th to the 9th century
Author
Sophie Unterweger
Advisor
Raimund Karl
Assessor
Raimund Karl
Abstract (deu)
Soziale Aspekte der Kultur der Pikten, die Teil des inselkeltischen Kulturkontinuums waren, sind dem heutigen Betrachter weitgehend opak. Obwohl die piktischen Kultur zwischen dem sechsten und neunten Jahrhundert n. Chr. die weitaus größte geographische Ausdehnung innerhalb des nordbritischen Raums inne hatte, ist aufgrund fehlender schriftlicher Eigenbeschreibungen bzw. Darstellungen ihrer Welt aus einer internen Perspektive die Rekonstruktion piktischen sozialen Lebens mit ekklatanten Problemen verbunden. Durch externe historische Zeugnisse verfügen wir über marginale Einblicke in die kontemporäre politische Realität, erfahren jedoch kaum mehr als die Namen von Königen, oder die Belagerung undefinierter Stätten. Historische Quellen aus dem irischen, walisischen oder angelsächsischen Kulturraum vermitteln das Bild einer turbulenten Zeit, in der piktische Könige auf der politischen Bühne des britischen Raums besonders ab Mitte des achten Jahrhunderts aktiv agiert zu haben. Trotz politischen Machtfluktuationen in diesem nordbritischen Schmelztiegel, in denen insgesamt vier unterschiedliche Sprachgruppen angesiedelt waren, scheinen die Pikten die südliche Grenze ihres Territoriums nördlich des Forth-Clyde über die in der Arbeit behandelten Zeitspanne mehr oder weniger konstant halten können. Innerhalb des piktischen Raums scheinen die Strukturen so stabil gewesen zu sein, dass sich Kulturausdrücke formen konnten, die uns heute in Form materieller Hinterlassenschaften weiterhin zugänglich sind. Hierbei fallen insbesondere die piktischen Steinmonumente ob ihrer distinkten Verzierung und elaborierter Bildprogramme auf. Ab dem sechsten Jahrhundert wurden im gesamtpiktischen Raum Steinmonumente errichtet, die von Symbolen geziert waren, die in keinen anderen Zeit-Räumen Parallelen finden. Isoliert und aufrecht in der Landschaft stehend waren sie weithin sichtbare Bezeuger einer sozialen und kulturellen Praxis, die mit großer Wahrscheinlichkeit im Kontext von Begräbnissen anzusiedeln ist. Die Symbole, die jene Steinmonumente zierten, scheinen hierbei als limitiertes Schriftsystem konzipiert gewesen zu sein, das geeignet war, Personnamen anhand der Formel X, Sohn des Y wiederzugeben. Ab dem achten Jahrhundert zieren diese markanten Symbole zusätzlich eine weitere Form piktischer Steinmonumente, in der einerseits neue bildhauerische Techniken zur Anwendung kommen. Die Symbole werden in ihrer formelhaften Anbringung kontinuierlich weitergeführt, die Botschaften aber auch erweitert. Neben mehrfachen Symbolpaaren ist es besonders das Kernsymbol der Christenheit, das Kreuz, um das das symbolische Programm addiert wird. Dass die Strukturen dieses Zeit-Raums ermöglichend und halbwegs stabil gewesen sein müssen, zeigt sich in dem Aufwand, der mit der Schaffung eines solchen symboltragenden cross-slab unweigerlich einher ging. In ihnen kommen Investoren und Produzenten gleichermaßen zum Ausdruck, da die in ihrem Schaffungsprozess involvierten Ressourcen und das investierte Kapital rein durch die Präsenz von derart kunstfertigen und arbeitsintensiven cross-slabs im Raum vermittelt wird. Wenn wir also ob der Überlieferungssituation über keine schriftliche Kommunikation von Seiten der Pikten her verfügen, so sind wir doch positiv konfrontiert mit der Kommunikation über Stein, einer Form der Schriftlichkeit, die ebenso Aussagen über Zeit und Raum hinweg fixiert. In einer Überlegung, wie Status- und Machtbeziehungen im piktischen Zeit-Raum gelebt und strukturiert wurden, können piktische Steinmonumente als Einstiegspunkt dienen, indigenen Kulturausdruck hinsichtlich sozialer und kultureller Praktiken zu befragen, in denen durch soziale Interaktion ebenso soziale Differenzierungsmechanismus reproduziert und transformiert wurden. In Berufung auf Theorien höherer Ordnung aus dem modernen soziologischen Bereich können piktische Steinmonumente demnach als Medien und Ergebnisse sozialer und kultureller Praktiken verstanden werden, die Status, Macht und politische Strukturen zwischen dem sechsten und neunten Jahrhundert maßgeblich prägten.
Keywords (deu)
PikteninselkeltischSteinmonumenteSymbolsteinecross-slabs
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
Extent (deu)
151 S. : Ill., Kt.
Number of pages
151
Association (deu)
Title (deu)
Die Pikten im 6. bis 9. Jahrhundert
Status, Macht und politische Strukturen
Parallel title (eng)
The Picts in the 6th to the 9th century
Author
Sophie Unterweger
Abstract (deu)
Soziale Aspekte der Kultur der Pikten, die Teil des inselkeltischen Kulturkontinuums waren, sind dem heutigen Betrachter weitgehend opak. Obwohl die piktischen Kultur zwischen dem sechsten und neunten Jahrhundert n. Chr. die weitaus größte geographische Ausdehnung innerhalb des nordbritischen Raums inne hatte, ist aufgrund fehlender schriftlicher Eigenbeschreibungen bzw. Darstellungen ihrer Welt aus einer internen Perspektive die Rekonstruktion piktischen sozialen Lebens mit ekklatanten Problemen verbunden. Durch externe historische Zeugnisse verfügen wir über marginale Einblicke in die kontemporäre politische Realität, erfahren jedoch kaum mehr als die Namen von Königen, oder die Belagerung undefinierter Stätten. Historische Quellen aus dem irischen, walisischen oder angelsächsischen Kulturraum vermitteln das Bild einer turbulenten Zeit, in der piktische Könige auf der politischen Bühne des britischen Raums besonders ab Mitte des achten Jahrhunderts aktiv agiert zu haben. Trotz politischen Machtfluktuationen in diesem nordbritischen Schmelztiegel, in denen insgesamt vier unterschiedliche Sprachgruppen angesiedelt waren, scheinen die Pikten die südliche Grenze ihres Territoriums nördlich des Forth-Clyde über die in der Arbeit behandelten Zeitspanne mehr oder weniger konstant halten können. Innerhalb des piktischen Raums scheinen die Strukturen so stabil gewesen zu sein, dass sich Kulturausdrücke formen konnten, die uns heute in Form materieller Hinterlassenschaften weiterhin zugänglich sind. Hierbei fallen insbesondere die piktischen Steinmonumente ob ihrer distinkten Verzierung und elaborierter Bildprogramme auf. Ab dem sechsten Jahrhundert wurden im gesamtpiktischen Raum Steinmonumente errichtet, die von Symbolen geziert waren, die in keinen anderen Zeit-Räumen Parallelen finden. Isoliert und aufrecht in der Landschaft stehend waren sie weithin sichtbare Bezeuger einer sozialen und kulturellen Praxis, die mit großer Wahrscheinlichkeit im Kontext von Begräbnissen anzusiedeln ist. Die Symbole, die jene Steinmonumente zierten, scheinen hierbei als limitiertes Schriftsystem konzipiert gewesen zu sein, das geeignet war, Personnamen anhand der Formel X, Sohn des Y wiederzugeben. Ab dem achten Jahrhundert zieren diese markanten Symbole zusätzlich eine weitere Form piktischer Steinmonumente, in der einerseits neue bildhauerische Techniken zur Anwendung kommen. Die Symbole werden in ihrer formelhaften Anbringung kontinuierlich weitergeführt, die Botschaften aber auch erweitert. Neben mehrfachen Symbolpaaren ist es besonders das Kernsymbol der Christenheit, das Kreuz, um das das symbolische Programm addiert wird. Dass die Strukturen dieses Zeit-Raums ermöglichend und halbwegs stabil gewesen sein müssen, zeigt sich in dem Aufwand, der mit der Schaffung eines solchen symboltragenden cross-slab unweigerlich einher ging. In ihnen kommen Investoren und Produzenten gleichermaßen zum Ausdruck, da die in ihrem Schaffungsprozess involvierten Ressourcen und das investierte Kapital rein durch die Präsenz von derart kunstfertigen und arbeitsintensiven cross-slabs im Raum vermittelt wird. Wenn wir also ob der Überlieferungssituation über keine schriftliche Kommunikation von Seiten der Pikten her verfügen, so sind wir doch positiv konfrontiert mit der Kommunikation über Stein, einer Form der Schriftlichkeit, die ebenso Aussagen über Zeit und Raum hinweg fixiert. In einer Überlegung, wie Status- und Machtbeziehungen im piktischen Zeit-Raum gelebt und strukturiert wurden, können piktische Steinmonumente als Einstiegspunkt dienen, indigenen Kulturausdruck hinsichtlich sozialer und kultureller Praktiken zu befragen, in denen durch soziale Interaktion ebenso soziale Differenzierungsmechanismus reproduziert und transformiert wurden. In Berufung auf Theorien höherer Ordnung aus dem modernen soziologischen Bereich können piktische Steinmonumente demnach als Medien und Ergebnisse sozialer und kultureller Praktiken verstanden werden, die Status, Macht und politische Strukturen zwischen dem sechsten und neunten Jahrhundert maßgeblich prägten.
Keywords (deu)
PikteninselkeltischSteinmonumenteSymbolsteinecross-slabs
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
Number of pages
151
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