Abstract (deu)
Signal Transducer and Activator of Transcription 5 (STAT5) ist ein wesentlicher Effektor der Erythropoietin (EPO) Signaltransduktion in der erythroiden Differenzierung. Erstmals wurde eine vollständige phänotypische Analyse im erythroiden Kompartiment von Mäusen durchgeführt, denen beide Stat5 Isoformen (STAT5a und STAT5b) komplett fehlen. Der beobachtete Phänotyp der hypochromen mikrocytären Anämie und die daraus resultierende perinatale Letalität führten nicht nur zur Bestätigung von bekannten STAT5 Funktionen, wie Schutz vor Apoptose, sondern auch zur Entdeckung neuer STAT5 Rollen in der Eisen-Aufnahme und Häm-Biosynthese.
Anämie von Stat5 defizienten Mäusen konnte auf erhöhte Apoptose im Erythron durch verringerte Expression des anti-apoptotischen Proteins BCL-XL und Verlust des anti-apoptotischen Proteins MCL1 zurückgeführt werden. Da jedoch Apoptose allein nicht zu hypochromen oder mikrocytären Phänotypen führt, zeigte die Suche nach weiteren Defekten Eisenmangel in Stat5 defizienten erythroiden Zellen. Der Mangel an zellulärem Eisen konnte durch reduzierte Expression von Transferrin-Rezeptor 1 (TFR1), der wichtigsten Komponente der zellulären Eisen-Aufnahme, erklärt werden. TFR1 Expression wird sowohl auf transkriptioneller als auch auf posttranskriptioneller Ebene gestört. Einerseits ist Tfr1 ein direktes Ziel-Gen von STAT5, was zu eingeschränkter transkriptioneller Aktivität in der Knock-out-Situation führt. Andererseits wird im Stat5 Knockout Tfr1 mRNA-Stabilität durch verringerte Expression des Iron Regulatory Protein 2 (IRP2) vermindert, das bestimmte Sequenzen im 3 'UTR der Tfr1 mRNA bindet, was Schutz vor Degradation bietet, wenn zelluläres Eisen rar ist. Reduzierte Tfr1 mRNA Transkription und Stabilität führen zu verringerter TFR1 Oberflächenexpression, verringerter zellulärer Eisen-Aufnahme und schließlich zu Problemen in der Häm-Synthese, jenem Prozess mit dem höchsten Eisen Bedarf in differenzierenden erythroiden Zellen. Drastisch reduzierte Häm-Synthese führt wiederum durch die langsame Hämoglobin Akkumulation zu hypochromer microcytärer Anämie.
In-vitro-Differenzierung von Stat5-Knockout Erythroblasten kann nicht durch direkte Eisenzugabe unter Umgehung des TFR1 Defekts gerettet werden. Daher müssen auch andere Mechanismen betroffen sein, die Hämoglobin Akkumulation behindern. Es konnte gezeigt werden, dass vier der acht Häm-Biosynthese Enzyme in Abwesenheit von STAT5 herunter reguliert waren. Vor allem die Expression von δ-Amino-Levulinic Acid Synthase 2 (ALAS2), dem geschwindigkeitsbestimmenden Enzym im Syntheseweg, war sowohl auf mRNA als auch auf Protein Ebene stark vermindert. Da sich alle vier enzymatischen Gene als unwahrscheinliche direkte STAT5 Ziele erwiesen, wurde der Status des gesamten hämatopoetischen transkriptionellen Netzwerks in Stat5-/- Erythroblasten ermittelt. Knockout Erythroblasten hatten stark erhöhte Ldb1 und Gata2 mRNA Niveaus. Von beiden Genen ist bekannt, dass sie bei Überexpression erythroide Differenzierung durch Interferenz mit GATA-1-Aktivität negativ beeinflussen. Da in den Promotoren von allen vier herunter regulierten Häm-Biosynthese Enzymen GATA-1 Bindungsstellen gefunden wurden, kann der Mangel an Häm-Synthese auf die erhöhte Expression von LDB1 und GATA2 zurückgeführt werden.
Im Vergleich zu Erythropoetin und Erythropoetin-Rezeptor (EpoR) Knockouts, hat Verlust von Stat5 einen milderen Phänotyp. Dieser Unterschied könnte aus partieller Kompensation durch andere STAT-Familienmitglieder mit sehr ähnlichen Ziel DNASequenzen, wie STAT3, resultieren. Erhöhte Phosphorylierungsniveaus von STAT3 wurden in Stat-defizienten Erythroblasten gemessen, in denen dieser Effekt durch Verlust von Cytokine-Inducible-SH2 Protein (CIS), Suppressor Of Cytokine Signaling 1 (SOCS1) und Suppressor Of Cytokine Signaling 3 (SOCS3), die wichtige Negativregulatoren der EPOR Signaltransduktion sind, erklärt werden konnte. Im Gegensatz dazu zeigt eine anderen Familie von Negativregulatoren, Protein Inhibitors of Activated STAT (PIAS Proteins), deutlich erhöhte mRNA-Niveaus, was, mit hoher Wahrscheinlichkeit, erhöhter STAT Aktivität infolge des Verlusts von SOCS-Proteinen entgegenwirkt. Obwohl weitere funktionelle Experimente nötig sind, um kompensatorische Wirkungen zu untersuchen, können diese Ergebnisse die nicht notwendigerweise funktionelle, erhöhte Phosphorylierung von STAT3 in Stat5 defizienten Erythroblasten und anderen Geweben erklären.