You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1259526
Title (deu)
Die Burgenland-Roma
die Situation der jüngsten österreichischen Volksgruppe 15 Jahre nach ihrer Anerkennung
Parallel title (eng)
The Burgenland-Roma ; the situation of Austrians latest recognized ethnic group 15 years after its recognition
Author
Ruth Kasper
Adviser
Hildegard Weiss
Assessor
Hildegard Weiss
Abstract (deu)
Problem-/Fragestellung: Ausgangspunkt dieser empirischen Untersuchung ist die Anerkennung der Burgenland-Roma als österreichische Volksgruppe im Jahr 1993. Zum Zeitpunkt ihrer Anerkennung stellten die Roma einer der (wenn nicht überhaupt die) am stärksten diskriminierten Minderheiten in Österreich dar. Ihre gesellschaftliche Marginalisierung zeigte sich neben der tagtäglichen Ausgrenzung vor allem in den schlechten sozioökonomischen Verhältnissen: Erwachsene Roma waren immer wieder – manchmal auch dauerhaft - mit Arbeitslosigkeit konfrontiert, Kinder und Jugendlichen wurde der Zugang zu Bildungseinrichtungen verwehrt (Abschiebung in Sonderschulen; Unmöglichkeit, Lehrstellen zu finden usw.) – auch die Wohnverhältnisse der Roma lagen weit unter der Qualität der Mehrheitsbevölkerung. Die beiden zentralen Fragestellungen dieser Diplomarbeit beschäftigen sich somit erstens mit der Veränderung der sozioökonomischen Lage der Burgenland-Roma (Wohn- und Beschäftigungsverhältnisse sowie Bildungsstand) und zweitens mit den Auswirkungen der Anerkennung als Volksgruppe auf die Volksgruppenangehörigen, also auf ihr Selbstbild und ethnisches Selbstbewusstsein. In diesem Zusammenhang wird auch die Funktion der Romaorganisationen thematisiert. Methodisches Vorgehen: Die Situation der Burgenland-Roma wird sowohl aus einer „institutionell-objektiven“ Perspektive als auch aus der subjektiven Sicht der Minderheitsangehörigen selbst beleuchtet: Die empirische Erhebung umfasst 24 Leitfaden-Interviews, welche einerseits ExpertInneninterviews (in Roma-Organisationen, Schulen und politischen Institutionen tätige Personen, sowie eine Sozialarbeiterin) und andererseits Interviews mit Angehörigen der Burgenland-Roma selbst beinhalten. Innerhalb der letzten Gruppe wurden gezielt Befragte unterschiedlicher Altersgruppen ausgewählt (18-25-Jährige sowie Personen ab einem Alter von ca. 50 Jahren). Ergebnisse: In Hinblick auf die sozioökonomische Situation der Burgenland-Roma lassen sich deutliche Verbesserungen feststellen, sowohl im Bildungsbereich (Romakinder und –jugendliche besuchen heute dieselben Schulen wie Kinder aus der Mehrheitsbevölkerung), als auch im Wohnbereich (hier hat vor allem die Öffnung der Gemeindewohnungen für Roma der Ghettoisierung in schlechten Wohnvierteln entgegengewirkt). Am Arbeitsmarkt ist die Situation etwas schwieriger, vor allem bei älteren Roma, welche über niedrige formale Qualifikationen verfügen. Hinzu kommt die schwierige ökonomische Situation der gesamten Region (das Südburgenland ist wirtschaftlich eine eher schwache Region). Die beschriebenen Verbesserungen sind vor allem auf den durch die Anerkennung entstandenen Druck auf die politischen Akteure zu erklären, sowie auf die rege Aktivitäten der Romaorganisationen (auch das Rohrbombenattentat Franz Fuchs’ im Jahr 1995 verstärkte den Druck auf die Politik). Die Diskriminierung von Roma (welche bis zum Anfang der 1990er Jahre sogar am damaligen „Arbeitsamt“ praktiziert wurde) hat stark nachgelassen und zieht heute Sanktionen nach sich. Der Rückgang der Stereotype über Roma und die Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Stellung zeigt sich vor allem bei den jungen Roma, in deren Freundeskreisen Roma und Nicht-Roma zusammentreffen. Gleichzeitig lässt sich eine positive Veränderung hinsichtlich des Selbstbildes und des ethnischen Selbstbewusstsein der Volksgruppenangehörigen feststellen: Im Gegensatz zu früheren Romagenerationen stehen die jungen Roma heute weit zu ihrer Identität und wollen ihre Sprache und Kultur auch an folgende Generationen weitergeben. Hier hat sich also ein tiefer Wandel im individuellen und kollektiven Bewusstsein vollzogen.
Abstract (eng)
Question: The Burgenland-Roma was the last ethnic minority in Austria to be recognized as a national ethnic group. At the moment of its recognition in 1993 the Burgenland-Roma were one of Austria’s most discriminated minorities. Its social marginalization arose in the daily discrimination Roma people faced and also in their bad living conditions: Adults had to face unemployment, children and young people didn’t have proper access to institutions of education - they had to attend so-called “special schools” which are usually attended by mentally/ physically handicapped or retarded children. At the same time, their housing conditions were under the average Austrian level. This thesis deals with two major aspects regarding this minority: First of all it describes the change of the living conditions of the Burgenland-Roma – taking into consideration housing conditions, employment and education, and secondly, it analyses the impact of its recognition as an ethnic group, especially regarding the change of their self-perception as ethnic minority group and their ethnic self-confidence. Within this context, the function of the Roma-organisations will also be discussed. Method: The situation of the Burgenland-Roma will be analysed both from an “instiutional-objective” perspective as from a subjective point of view of the Roma people themselves. The survey contains 24 (guideline) interviews, including expert interviews with persons working in Roma-organisations, schools, political institutions and a social worker, and interviews with minority members. Within the second group interviews with people of different age brackets were carried out (18 to 25- year-olds and people starting at the age of 50). Results: Regarding the living conditions of the Burgenland-Roma, considerable improvements can be observed, both in the educational sector (today Roma children attend the same schools as children of the majority of the population), as in the housing sector (the changes in the housing sector are most due to the access Roma people have now to community housing). Concerning the labour market the situation of the Roma people improved less, which can be partially explained by the commonly difficult economic situation in this region (the Southern Burgenland is historically a economic weak region) and by the low educational background of Roma from older age groups. The improvements mentioned can mainly be explained by its recognition as an ethnic group, which reinforced the pressure on political institutions, and by the activities of the Roma-organisations supporting their cause. (The case of Franz Fuchs’ assassination of four Roma in 1995 increased political pressure too). The discrimination of Roma has declined considerably since the 1990s when even the National Employment Center discriminated against this minority. Today, this type of institutionalised discrimination is being sanctioned - discrimination involves sanctions against the discriminators. The decline of stereotypes about Roma and the improvement of their social status become manifest in the circles of friends of young Roma people today, where Roma and Non-Roma are mixed. Also a improvement of the self-image and of the ethnic self-esteem of the Roma people can be observed: In contrast to older generations of Roma, the young Roma stick to their identiy and want to pass their culture and language to the next generation. Overall, it can be stated that a major change of individual and collective consiousness has taken place.
Keywords (eng)
Burgenland-Romaliving conditionsintegrationdiscriminationself-esteemindentity
Keywords (deu)
Burgenland-Romasozioökonomische SituationIntegrationDiskriminierungSelbstbewusstseinIdentität
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1259526
rdau:P60550 (deu)
124 S.
Number of pages
124
Members (1)
Title (deu)
Die Burgenland-Roma
die Situation der jüngsten österreichischen Volksgruppe 15 Jahre nach ihrer Anerkennung
Parallel title (eng)
The Burgenland-Roma ; the situation of Austrians latest recognized ethnic group 15 years after its recognition
Author
Ruth Kasper
Abstract (deu)
Problem-/Fragestellung: Ausgangspunkt dieser empirischen Untersuchung ist die Anerkennung der Burgenland-Roma als österreichische Volksgruppe im Jahr 1993. Zum Zeitpunkt ihrer Anerkennung stellten die Roma einer der (wenn nicht überhaupt die) am stärksten diskriminierten Minderheiten in Österreich dar. Ihre gesellschaftliche Marginalisierung zeigte sich neben der tagtäglichen Ausgrenzung vor allem in den schlechten sozioökonomischen Verhältnissen: Erwachsene Roma waren immer wieder – manchmal auch dauerhaft - mit Arbeitslosigkeit konfrontiert, Kinder und Jugendlichen wurde der Zugang zu Bildungseinrichtungen verwehrt (Abschiebung in Sonderschulen; Unmöglichkeit, Lehrstellen zu finden usw.) – auch die Wohnverhältnisse der Roma lagen weit unter der Qualität der Mehrheitsbevölkerung. Die beiden zentralen Fragestellungen dieser Diplomarbeit beschäftigen sich somit erstens mit der Veränderung der sozioökonomischen Lage der Burgenland-Roma (Wohn- und Beschäftigungsverhältnisse sowie Bildungsstand) und zweitens mit den Auswirkungen der Anerkennung als Volksgruppe auf die Volksgruppenangehörigen, also auf ihr Selbstbild und ethnisches Selbstbewusstsein. In diesem Zusammenhang wird auch die Funktion der Romaorganisationen thematisiert. Methodisches Vorgehen: Die Situation der Burgenland-Roma wird sowohl aus einer „institutionell-objektiven“ Perspektive als auch aus der subjektiven Sicht der Minderheitsangehörigen selbst beleuchtet: Die empirische Erhebung umfasst 24 Leitfaden-Interviews, welche einerseits ExpertInneninterviews (in Roma-Organisationen, Schulen und politischen Institutionen tätige Personen, sowie eine Sozialarbeiterin) und andererseits Interviews mit Angehörigen der Burgenland-Roma selbst beinhalten. Innerhalb der letzten Gruppe wurden gezielt Befragte unterschiedlicher Altersgruppen ausgewählt (18-25-Jährige sowie Personen ab einem Alter von ca. 50 Jahren). Ergebnisse: In Hinblick auf die sozioökonomische Situation der Burgenland-Roma lassen sich deutliche Verbesserungen feststellen, sowohl im Bildungsbereich (Romakinder und –jugendliche besuchen heute dieselben Schulen wie Kinder aus der Mehrheitsbevölkerung), als auch im Wohnbereich (hier hat vor allem die Öffnung der Gemeindewohnungen für Roma der Ghettoisierung in schlechten Wohnvierteln entgegengewirkt). Am Arbeitsmarkt ist die Situation etwas schwieriger, vor allem bei älteren Roma, welche über niedrige formale Qualifikationen verfügen. Hinzu kommt die schwierige ökonomische Situation der gesamten Region (das Südburgenland ist wirtschaftlich eine eher schwache Region). Die beschriebenen Verbesserungen sind vor allem auf den durch die Anerkennung entstandenen Druck auf die politischen Akteure zu erklären, sowie auf die rege Aktivitäten der Romaorganisationen (auch das Rohrbombenattentat Franz Fuchs’ im Jahr 1995 verstärkte den Druck auf die Politik). Die Diskriminierung von Roma (welche bis zum Anfang der 1990er Jahre sogar am damaligen „Arbeitsamt“ praktiziert wurde) hat stark nachgelassen und zieht heute Sanktionen nach sich. Der Rückgang der Stereotype über Roma und die Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Stellung zeigt sich vor allem bei den jungen Roma, in deren Freundeskreisen Roma und Nicht-Roma zusammentreffen. Gleichzeitig lässt sich eine positive Veränderung hinsichtlich des Selbstbildes und des ethnischen Selbstbewusstsein der Volksgruppenangehörigen feststellen: Im Gegensatz zu früheren Romagenerationen stehen die jungen Roma heute weit zu ihrer Identität und wollen ihre Sprache und Kultur auch an folgende Generationen weitergeben. Hier hat sich also ein tiefer Wandel im individuellen und kollektiven Bewusstsein vollzogen.
Abstract (eng)
Question: The Burgenland-Roma was the last ethnic minority in Austria to be recognized as a national ethnic group. At the moment of its recognition in 1993 the Burgenland-Roma were one of Austria’s most discriminated minorities. Its social marginalization arose in the daily discrimination Roma people faced and also in their bad living conditions: Adults had to face unemployment, children and young people didn’t have proper access to institutions of education - they had to attend so-called “special schools” which are usually attended by mentally/ physically handicapped or retarded children. At the same time, their housing conditions were under the average Austrian level. This thesis deals with two major aspects regarding this minority: First of all it describes the change of the living conditions of the Burgenland-Roma – taking into consideration housing conditions, employment and education, and secondly, it analyses the impact of its recognition as an ethnic group, especially regarding the change of their self-perception as ethnic minority group and their ethnic self-confidence. Within this context, the function of the Roma-organisations will also be discussed. Method: The situation of the Burgenland-Roma will be analysed both from an “instiutional-objective” perspective as from a subjective point of view of the Roma people themselves. The survey contains 24 (guideline) interviews, including expert interviews with persons working in Roma-organisations, schools, political institutions and a social worker, and interviews with minority members. Within the second group interviews with people of different age brackets were carried out (18 to 25- year-olds and people starting at the age of 50). Results: Regarding the living conditions of the Burgenland-Roma, considerable improvements can be observed, both in the educational sector (today Roma children attend the same schools as children of the majority of the population), as in the housing sector (the changes in the housing sector are most due to the access Roma people have now to community housing). Concerning the labour market the situation of the Roma people improved less, which can be partially explained by the commonly difficult economic situation in this region (the Southern Burgenland is historically a economic weak region) and by the low educational background of Roma from older age groups. The improvements mentioned can mainly be explained by its recognition as an ethnic group, which reinforced the pressure on political institutions, and by the activities of the Roma-organisations supporting their cause. (The case of Franz Fuchs’ assassination of four Roma in 1995 increased political pressure too). The discrimination of Roma has declined considerably since the 1990s when even the National Employment Center discriminated against this minority. Today, this type of institutionalised discrimination is being sanctioned - discrimination involves sanctions against the discriminators. The decline of stereotypes about Roma and the improvement of their social status become manifest in the circles of friends of young Roma people today, where Roma and Non-Roma are mixed. Also a improvement of the self-image and of the ethnic self-esteem of the Roma people can be observed: In contrast to older generations of Roma, the young Roma stick to their identiy and want to pass their culture and language to the next generation. Overall, it can be stated that a major change of individual and collective consiousness has taken place.
Keywords (eng)
Burgenland-Romaliving conditionsintegrationdiscriminationself-esteemindentity
Keywords (deu)
Burgenland-Romasozioökonomische SituationIntegrationDiskriminierungSelbstbewusstseinIdentität
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1259527
Number of pages
124