Abstract (deu)
Unter Verwendung einer two-choice touch screen procedure wurden zwei Gruppen von je sechs Tauben Fotographien verschiedener Artgenossen präsentiert. Die Hälfte der verwendeten Stimuli zeigte Tauben, mit denen die Tiere der Experimentalgruppe in einer Voliere untergebracht waren. Die andere Hälfte der Stimuli zeigte unbekann-te Artgenossen, mit denen keines der Versuchstiere zuvor in Kontakt stand. Die Kon-trollgruppe hingegen hatte keinerlei Erfahrung mit allen abgebildeten Tauben. Der Großteil der Tauben lernte zwischen den beiden Stimulussets zu unterscheiden. Die Testergebnisse zeigten weiters, dass die meisten Tiere die erlernte Diskriminierung auf neue Ansichten der Trainingsstimuli generalisierten. In einem zweiten, entschei-denden Test wurden Fotographien von Individuen, die nicht als Trainingsstimuli verwendet worden waren, gezeigt. Zwei dieser Tauben waren gemeinsam mit der Experimentalgruppe in einer Voliere untergebracht, die übrigen beiden Tiere waren unbekannte Artgenossen. Zwei der fünf Tauben der Experimentalgruppe - jedoch kein Kontrolltier - klassifizierten die Bilder erfolgreich.
Weitere Tests ergaben, dass keines der Versuchstiere Bilder von Artgenossen korrekt kategorisieren konnten, mit denen sie keinerlei soziale Erfahrung hatten, die jedoch auf Grund der Unterbringungsbedingungen stets sichtbar und demnach visuell be-kannt waren. Die Versuchstiere zeigten hingegen einen Transfer des gelernten Dis-kriminierungsverhaltens zu Fotographien bekannter und unbekannter Objekte.
Die Ergebnisse liefern demzufolge Hinweise auf drei Aspekte visueller Kognition: Sie deuten darauf hin, dass Tauben (i) eine Übereinstimmung zwischen Fotogra-phien und den repräsentierten Einheiten wahrnehmen, (ii) die Fähigkeit zur Bildung eines abstraktes Konzept des Bekannten besitzen, und (iii) zwischen sozialen Part-nern und fremden Artgenossen unterscheiden können.