Abstract (deu)
Das humane „multidrug resistance“ P-Glycoprotein, welches durch das MDR1 Gen kodiert wird, gehört zu der Familie der ATP-binding cassette (ABC) Transporter, die unter ATP-Verbrauch zelltoxische, strukturell nicht näher verwandte Stoffe aus der Zelle pumpt. Dieses Protein hat klinisch eine große Bedeutung aufgrund des Phänomens der zellulären Resistenz gegen viele Wirkstoffe, auch „multidrug resistance“ genannt. Resistenzen gegen verschiedene Medikamente sind eines der Hauptprobleme in der Behandlung von Krebs. Das P-Glycoprotein besteht aus zwei homologen Hälften, die durch einen Linker miteinander verbunden sind. Jede Hälfte besteht aus einer Transmembrandomäne, die sechs Transmembransegmente besitzt, und einer hydrophilen Nukleotidbindungsdomäne, der Nukleotidbindungsstelle.
Ziel dieser Arbeit war die Identifizierung und Charakterisierung von TMD1/TMD2 Kontakt-Interface-Aminosäurenresten, die eine wichtige Rolle beim Transport von löslichen Substanzen spielen. Funktionelle Untersuchungen wurden mit P-gp Mutanten durchgeführt, deren TMD1/TMD2 Kontakt-Interface-Aminosäuren mittels zielgerichteter Mutagenese zu anderen Resten außer Cystein mutiert wurden. Die zielgerichtete Mutagenese basierte auf „overlap extension“ Polymerase-Kettenreaktion (OE-PCR). Das Mutationskonzept wurde durch Photoaffinitätsmarkierung, vorhandene Proteinhomologiemodelle, in-silico Vorhersage von wichtigen Aminosäure-Resten mittels der „real valued evolutionary trace“ Methode und „data-driven docking“, basierend auf Daten von vorhergegangenen zielgerichteten Mutationen, gesteuert.
Diesen Erkenntnissen zufolge wurden P-gp Mutanten hergestellt, die Aminosäure-Reste besitzen, die vom Protein toleriert werden, um eine hohe Anzahl von richtig gefalteten und funktionellen Transportern zu erhalten. Die Glutaminreste Q132 (TM2) in der N-terminalen Hälfte und Q773 (TM8) in der C-terminalen Hälfte wurden in Betracht gezogen. P-gp Homologiemodelle zeigen, dass diese beiden Q-Reste in der Nähe von stark photomarkierten Resten im TM2/11 Interface und im contralateralen TM5/8 Interface liegen.
In einigen Tierarten ist einer der beiden Q-Reste zu R oder E mutiert, was darauf hinweist, dass eine Ladung in dieser Position im Protein toleriert wird. Deshalb wurde Q132 zu Q132A, Q132E und Q132R, und Q773 zu Q773A, Q773E und Q773R mutiert. Zusätzlich wurden die Doppelmutanten Q132A/Q773A, Q132E/Q773E und Q132R/Q773R generiert. Alle Mutanten wurden mittels Efflux-Studien, MRK16 Färbungen und Toxizitätstests charakterisiert. Die Q773R Mutante zeigte für das Substrat Rhodamin 123 einen mangelhaften Transport, während sowohl die Q773E Mutante als auch die Q773A Mutante einen aktiven Transport aufwiesen. Ein unbeeinträchtigten Rhodamin 123 Transport konnte für die A, E und R Mutanten in der Position 132 gezeigt werden. Die Q132R/Q773R Doppelmutante war wenig aktiv.