Abstract (deu)
Gallenpigmente sind Produkte des Häm-Katabolismus, die einige positive Effekte sowohl auf den gesunden, als auch den kranken Organismus ausüben. Die Bildung wird durch diverse Faktoren bestimmt, wie etwa Stresszustand oder freies Eisen. Die Häm-Oxigenase stellt dabei das limitierende Enzym dar, durch dessen Aktivität es zur Bildung von Biliverdin kommt, das durch die Biliverdin-Reduktase weiter zu Bilirubin reduziert wird.
Bilirubin wird zum Großteil ausgeschieden, übernimmt jedoch bei Bedarf vielfältige Funktionen, die besonders dem Schutz vor Schädigung bedingt durch oxidativen Stress dienen. So wirkt es zum Beispiel der Entstehung von Atherosklerose entgegen, indem es die endotheliale Dysfunktion hemmt bzw. den oxidativen Stresszustand im Gehirn bei neurodegenerativen Erkrankungen reduziert. Ein möglicher Therapieansatz zur Steigerung des Bilirubins besteht in einer gezielten Induktion der Häm-Oxigenase, sodass spezifischen Krankheitsbildern entgegengewirkt werden kann. Ein Beispiel hierfür wäre die Adinopectionsteigerung, die über eine Häm-Oxigenase-1-Induktion zur vermehrten Bildung von Bilirubin und damit zur Senkung des Blutdrucks führt. Hinzu kommt, dass der Plasmaspiegel potentiell als Diagnosemarker für kardiovaskuläre Erkrankungen oder möglicherweise auch für Morbus Alzheimer dienen kann.
Problematisch an der Erforschung des Bilirubins als Therapieansatz ist der enge Grad zwischen positivem Nutzen und starker lipophiler Toxizität, die zu schweren Schädigungen, besonders in Gehirn und Leber, führt. Des Weiteren, handelt es sich bei kardiovaskulären und neurodegenerativen Erkrankungen um sehr komplexe Krankheitsbilder, sodass mehrere Ursachen, sowie synergistische Wirkungen verschiedener antioxidativer Mechanismen beachtet werden müssen.
Auch der Nachweis bzw. die Analyse von Gallenpigmenten stellt wissenschaftlich eine gewisse Herausforderung dar, da Biliverdin/Bilirubin sehr empfindlich für Licht und Sauerstoff sind, sowie in unterschiedlichen pH-Bereichen verschiedene Reaktionen zeigt. Hinzu kommt, dass die physiologische Konzentration relativ niedrig ist und somit sehr genaue Analysemethoden voraussetzt. Neuere Methoden, die sich bei der Bestimmung von niedereren Konzentrationen etabliert haben sind unter anderem die HPLC oder verschiedene Plasmapherese-Varianten.
Zusammenfassend kann den Gallenpigmenten Biliverdin und Bilirubin antioxidatives Potential zugesprochen werden, das besonders bei Erkrankungen, wie der Atherosklerose, Krebs und auch eventuell bei verschiedenen neurodegenerativen Störungen positiv auf den Organismus wirkt. Jedoch sind noch Studien zur gezielten Anwendung (durch Enzyminduktion oder Verabreichung) ausständig, die sich aufgrund der hohen Toxizität des Bilirubins als Herausforderung darstellen.