Abstract (deu)
„Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken.”
(Samuel Johnson)
Sprache trägt quasi vorhandene oder sich entwickelnde Einstellungen und Denkweisen nach außen. Aus der Beobachtung der ihr inhärenten Veränderungen können so Wandlungen, die im Denken stattgefunden haben, mit erkannt werden. In den vergangenen Dekaden haben sich im Bereich der Heilpädagogik starke Veränderungen vollzogen, die als ein Zusammenspiel von anthropologischen, gesellschaftlichen, fachtheoretischen, institutionell - organisatorischen und emanzipatorischen Entwicklungssträngen gesehen werden können. Diese großen, „makroskopischen“ Veränderungen sollen durch die Untersuchung textlicher, „mikroskopischer“ Entwicklungen sichtbar gemacht werden. Speziell geht es hierbei um Menschen mit geistiger Behinderung im institutionellen Kontext. Texte der Zeitschrift des Evangelischen Diakoniewerks Gallneukirchen aus den Jahren 1949 - 2008, die sich mit Menschen mit geistiger Behinderung auseinandersetzen, werden analysiert und miteinander verglichen. Methodisch wurde entsprechend der qualitativ - heuristischen Textanalyse vorgegangen, die nicht von vorgefassten Forschungsfragen, sondern nur von Forschungsintentionen ausgeht. Die daraus resultierenden Schlüsselfragen sind im Verlauf der Anwendung dieses textanalytischen Verfahrens entstanden und bilden die Grundlage der Textbearbeitung:
Wie werden Menschen mit geistiger Behinderung benannt?
Mit welchen Eigenschaften werden sie in Verbindung gebracht?
Welche Tätigkeiten / Aktivitäten von Menschen mit geistiger Behinderung werden erwähnt?
Zeichen des Wandels in Sprache und Inhalt werden so mit den Veränderungen im Feld der Heilpädagogik in Verbindung gesetzt. In Textveränderungen werden demnach nicht nur Fakten der Umgestaltung und der Bewußtseinsänderung gesehen, sondern auch entsprechende Entwicklungsrichtungen herausgearbeitet. Anhand der Analyse soll ein sprachlich aufgefächerter Blick auf ein sich in Bewegung und Entwicklung befindendes Fach gerichtet werden.