Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der rezeptiven Fertigkeit „Hör-Seh-Verstehen“. Darunter versteht sich die Fähigkeit audio-visuelle Reize, die durch den visuellen Kanal (das Auge) und den auditiven Kanal (das Ohr) aufgenommen werden, zu verarbeiten und die enthaltenen Informationen durch verschiedene kognitive Verarbeitungsabläufe wie Top-Down und Bottom-Up-Prozesse zu entschlüsseln, um schließlich eine innere Repräsentation, ein mentales Modell, zu bilden, mit dessen Hilfe die Quelle der audio-visuellen Reize, der Text, verstanden werden kann. Im Genaueren handelt es sich um filmische Texte im Kontext des Fremdsprachenunterrichts der Unter- und Oberstufe österreichischer Gymnasien. Eine Untersuchung der Lehrpläne, die den strukturellen und thematischen Orientierungsrahmen für den Fremdsprachenunterricht darstellen und diesen somit legitimieren, zeigt, dass Hör-Seh-Verstehen nicht als fünfte Fertigkeit neben Hören, Lesen, Schreiben und Sprechen anerkannt wird. Da die Lehrpläne das Verstehen filmischer Texte und Fernsehprogramme voraussetzen, es jedoch fälschlicherweise der Fertigkeit Hören zuordnen, muss Hör-Seh-Verstehen als fünfte Fertigkeit in die Lehrpläne aufgenommen und folglich im Unterricht umgesetzt werden. Diese Arbeit stellt den Versuch dar, Hör-Seh-Verstehen als offizielle fünfte Fertigkeit zu etablieren und in den Fremdsprachenunterricht zu integrieren.
Ein erster Schritt ist deshalb die kritische Untersuchung verschiedener wissenschaftlich-empirischer Modelle und theoretischer Konzepte des Hör-Seh-Verstehens beginnend in den 1970er Jahren bis heute. Auf dieser Untersuchung basierend wird ein Modell entwickelt, das die relevantesten Konzepte vereint und gleichzeitig den Anforderungen aktuellen Fremdsprachenunterrichts entspricht. Weiters werden vier Unterrichtskonzepte vorgestellt, die Hör-Seh-Verstehen in verschiedenem Ausmaß - als Unterrichtsmittel oder Lernziel - einsetzen. Die Unterrichtsdesigns sollen dabei das hohe Potential und die vielfältigen Möglichkeiten des Einsatzes von Film aufzeigen, damit Hör-Seh-Verstehen in Zukunft als kommunikative Fertigkeit wahrgenommen, in die Lehrpläne aufgenommen und im Unterricht realisiert wird.