Abstract (deu)
Ökonomisches Denken hält Einzug in alle Lebensbereiche und scheint sich als Universaldiskurs zu etablieren, der Vormachtstellung über andere Diskurse beansprucht. Diese Arbeit fragt danach, ob und inwiefern postmoderne Bildungstheorie – exemplarisch anhand ausgewählter Arbeiten Hans-Christoph Kollers und Roland Reichenbachs – Möglichkeiten bereithält, dieser Hegemonie des ökonomischen Diskurses etwas entgegen zu halten. Zu Beginn werden in Anlehnung an Lyotard grundlegende Annahmen der Postmoderne herausgearbeitet. Ziel ist, mit Koller und Reichenbach aufzuzeigen, dass postmoderne Bildungstheorie Möglichkeiten eröffnet, der genannten Hegemonie etwas entgegen zu halten. Beide Autoren versuchen, Bildungstheorie unter postmodernen Bedingungen neu zu denken. Begründet in der Theorie des Widerstreits erweist sich postmodernes Denken selbst als möglicher Einsatz gegen die Hegemonie eines Diskurses. Reichenbach setzt sich in seinem Werk „Demokratisches Selbst und dilettantisches Subjekt“ für demokratische Bildung ein. Ein möglicher Einsatzpunkt wird in seiner Forderung nach „Anti-Kitsch“ als Entwicklung einer kritischen Haltung gegenüber dem kitschigen Versprechen einer scheinbaren Einheit der Diskurse gesehen. Kollers Bildungstheorie wird anhand des Werkes „Bildung und Widerstreit“ untersucht. Er versucht, ausgehend von Humboldt und Adorno, einen empiriefähigen Bildungsbegriff zu entwickeln, der postmodernem Denken – und damit dem Widerstreit – gerecht wird. Angesichts der prinzipiellen Unvereinbarkeit der Diskurse beinhaltet auch Kollers Bildungstheorie die Aufforderung, der Vormachtstellung eines Diskurses kritisch gegenüber zu treten. In der Aufmerksamkeit für die radikale Vielfalt der Diskurse sowie der Aufforderung, diese nicht nur anzuerkennen, sondern darüber hinaus durch das Erfinden neuer Sprachspiele aufrecht zu erhalten, wird auch bei Koller die Möglichkeit eines Einsatzes gegen die Hegemonie des ökonomischen Diskurses gesehen.