Abstract (deu)
Biopharmazeutika sind aus einigen Bereichen der modernen Medizin kaum noch wegzudenken.
Während die Herstellung vergleichsweise einfacher Biomoleküle, wie z.B. des Peptids Insulin,
mittlerweile Routine ist, stellt die Expression komplexer Proteine immer noch eine große
Herausforderung für die Biotechnologie bzw. die biopharmazeutische Industrie dar. Oft sind posttranslationale
Modifikationen der Proteine erforderlich, damit diese eine entsprechende Wirkung
zeigen.
Glykosylierung ist eine der häufigsten post-translationalen Modifikationen in eukaryotischen
Zellen. Deshalb ist es nicht überraschend, dass auch Glykoproteine als Biopharmazeutika
Anwendung finden, wie z.B. Erythropoietin, Interferone, Fibrinogen, sowie eine Reihe von
monoklonalen Antikörpern. Dass die Glykosylierung Einfluss auf die Wirksamkeit und auch die
Verträglichkeit hat, ist gut dokumentiert.
Da die Glykosylierung von Proteinen im Gegensatz zur Protein- und zur Nukleinsäurebiosynthese
nicht nach einer Vorlage erfolgt, sondern durch das Zusammenspiel einer Vielzahl an Enzymen
zustande kommt, weist sie in der Regel eine recht heterogene Zusammensetzung auf. Die
vorkommenden Glykane, sowie deren Verhältnisse sind wichtige Parameter, die analysiert werden
müssen um die Stabilität des Herstellprozesses, sowie die Sicherheit und Wirksamkeit des Produkts
sicherzustellen.
Für die Analyse der Glykosylierung kommen eine Reihe von Analysemethoden zur Anwendung,
wobei die Analyse von freien, mit Fluoreszenzfarbstoff gelabeleten Glykanen mittels
Hochleistungs-Flüssigchromatographie (high-performance liquid chromatography, HPLC) als
Referenzmethode gilt. Als stationäre Phasen stehen Umkehrphasen (reversed phase
chromatography, RPC), hydrophile Wechselwirkungsphasen (hydrophilic interaction
chromatography, HILIC) und poröser, graphitähnlicher Kohlenstoff (porous graphitic carbon,
PGC) zur Verfügung. Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit lag auf der letztgenannten Option.
Zwei Publikationen befassen sich mit dem Retentionsmechanismus von Oligosacchariden auf PGC.
Die Untersuchungen zeigen, dass das organische Lösungsmittel in der mobilen Phase den
Wechselwirkungsmechanismusstark beeinflusst. Besondere Eigenschaften weist vor allem
Acetonitril auf. Weiters wurde der Einfluss der Temperatur des Säulenofens als wichtiger Parameter
für die Selektivität identifiziert. Schließlich wird der Effekt von Oxidations- und Reduktionsmitteln
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auf die Retention von neutralen Glykanen gezeigt. Die Oxidation von PGC verhinderte außerdem
die Elution eines sauren Glykans vollständig, was für eine Polarisation der Oberfläche durch das
Reagens spricht. Die Auswirkungen der Reduktions- und Oxidationsmittel wird in der zweiten
Publikation ausführlich diskutiert.
Eine weitere Publikation beschäftigt sich mit der Etablierung einer vollständigen Analysemethode
für Glykane von therapeutischen Antikörpern. Die Glykane werden enzymatisch abgespalten, mit
einem Fluoreszenzfarbstoff gelabelts, mittels HILIC getrennt und durch Fluoreszenzdetektion
quantifiziert. Besondere Aufmerksamkeit lag auf der Probenvorbereitung, die mehrere Schritte
umfasst und dahingehend optimiert wurde die Integrität der ursprünglichen Verhältnisse der
Glykane zu erhalten. Die Methode wurde für den Einsatz in der pharmazeutischen Industrie
validiert. Die Daten zur Reproduzierbarkeit der Methode zeigten nur unwesentliche Abweichungen
zwischen unterschiedlichen Operatoren in verschiedenen Labors. Außerdem zeigte sich, dass die
Daten dieser Analysemethode mit den Ergebnissen einer orthogonlen Analysemethode, nämlich der
RPC-Analyse der (Glyko-)Peptide, übereinstimmen, was die Korrektheit der Quantifizierung
bestätigt.
Schließlich werden in der vierten Publikation die Eigenschaften von RPC, HILIC und PGCChromatographie
in Hinblick auf die Trennung von fluoreszenz-gelabelten Glykanen verglichen.
Hierfür wurde ein breites Set von high-mannose und complex Glykanen auf diesen stationären
Phasen chromatographiert und die generierten Retentionsdaten verglichen. Weiters wurden die
Retentionszeiten mittels multipler linearer Regression (MLR) mit der
Monosaccharidzusammensetzung korreliert. Im Gegensatz zu RPC und HILIC konnte für PGCChromatographie
kein adäquates Modell gefunden werden, was dafür spricht, dass die
Retentionszeiten von Glykanen auf PGC nicht allein durch deren Zusammensetzung determiniert
sind.