Abstract (deu)
Das Unterrichtsfach „Psychologie und Philosophie“ stellt ein Unikat in der europäischen Schullandschaft dar, sowohl die Kombination als auch die Positionierung im Fächerkanon betreffend. Als Erklärung dafür wird in einschlägigen Publikationen die „Neurath – Haller – These“ genannt, die eine eigenständige Entwicklung österreichischer Philosophie im deutschsprachigen Raum behauptet. Auf Basis dieser aktuellen Forschungsergebnisse wird die „Neurath – Haller – These“, anhand der Lehrpläne und Schulbücher für den „Psychologie- & Philosophieunterricht“ ab 1848, auf ihre Gültigkeit überprüft.
Es zeigt sich, dass der Psychologie- & Philosophieunterricht vor dem politischen Machtwechsel 1934 die These einer österreichischen Philosophie stützt. Der „Vertreibung der Vernunft“ durch Austrofaschismus und Nationalsozialismus folgte in der II. Republik eine Phase der Negierung des geistesgeschichtlichen Erbes, speziell des philosophischen und psychologischen. Diese Arbeit geht daher der Frage nach, ob auch der Psychologie- & Philosophieunterricht in Österreich nach 1945 einer österreichischen Philosophietradition zugeordnet werden kann.