Abstract (deu)
„Il confino. Denkfabrik oppositioneller Intellektueller” wird dem Motto dieser Arbeit
“Man muss den guten Kampf kämpfen“ aus der Sicht der drei im Vordergrund stehenden
Intellektuellen, nämlich Lussu, Rosselli und Nitti gerecht.
Die regressive Maßnahme des confino di polizia im ventennio sollte nicht nur eine
Sanktion für die zum Teil schwere Kritik am Regime sein, sondern vor allem zuverlässig
verhindern, dass oppositionelle Intellektuelle in Italien weiterhin aktiv sein und im
Ausland ihre Stimme erheben konnten.
Die vorliegende Arbeit zeigt aber, dass der confino im Falle der drei oben genannten
Antifaschisten genau das Gegenteil bewirkte. Einerseits konnten sie weiterhin, wenn es
für sie auch sehr gefährlich war, Kontakt mit Gleichgesinnten im In- und Ausland aufrecht
erhalten, andererseits hatten sie Gelegenheit ihre Situation zu reflektieren und die
politische Zukunft ihres Landes zu planen. Die spektakuläre Flucht der „3“ aus Lipari war
nur der Auftakt für weitere antifaschistische Propagandaaktionen mit internationaler
Resonanz von Paris aus. Ihr Weg führte sie konsequenterweise wieder nach Italien um
den zweifachen Kampf gegen die italienischen Faschisten und gleichzeitig gegen die
deutschen Besetzer zu führen.
Gleichsam als Gegenüberstellung zu dieser einmaligen Erfolgsgeschichte wird in der
Arbeit auch das Extrem-Beispiel des gnadenlos verfolgten Parteiführers Antonio Gramsci
angeführt, der auf seine Weise dem Antifaschismus diente.
Im Vergleich dazu stellen Carlo Levi und Cesare Pavese eigentlich „Normalfälle“ des
confino di polizia dar, die darin bestand, die Verfolgten im Lande möglichst weit weg von
ihrem Lebensmittelpunkt mit strengen Auflagen inaktiv zu halten. Wie verschieden diese
zwei Intellektuellen, die beide aus Turin stammten, etwa zur gleichen Zeit und gleich lang
in den Mezzogiorno verbannt wurden, zeigen nicht zuletzt ihre diesbezüglichen
literarischen Werke.
Bei diesen Einzelschicksalen und herausragenden Beispielen von Menschen, die den
„guten Kampf“ kämpften, darf die breite Masse, die sich nicht in der Rolle des
Intellektuellen im Sinne eines Emile Zola sehen konnten, nicht ganz vergessen werden.
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Diese „unpolitischen Durchschnittsmenschen“ handelten etwa so, wie sie zum Beispiel
Umberto Eco glaubhaft exemplarisch in seinem illustrierten Roman La fiamma della
regina Loana schildert.