Abstract (deu)
Diese Studie wurde entworfen, um das Eiablageverhalten des Großen Feuerfalters (Lycaena dispar), einer naturschutzfachlich bedeutenden Tagfalterart, auf verschiedenen räumlichen Skalenebenen zu untersuchen. Die Unterart Lycaena dispar rutilus bildet zwei Generationen aus, wobei sich die Flugzeit der ersten Generation von Ende Mai bis Mitte Juni erstreckt. Die zweite Generation hat ihre Hauptflugzeit im August. Die weißen Eier, mit ihrer charakteristischen Oberflächenstruktur, werden von den Weibchen auf den Blättern der Ampferpflanzen abgelegt und sind hier leicht zu entdecken, wobei selbst geschlüpfte Eier noch gut zu erkennen sind und deshalb auch mit aufgenommen werden können. Frühere Studien haben gezeigt, dass sich Präimaginalstadien besser zum Nachweis dieser Art eignen als das Falterstadium, weshalb in dieser Studie in erster Linie die Suche nach Eiern von Lycaena dispar zum Einsatz kam. Um mögliche Präferenzen der Weibchen bei der Eiablage zu erfassen, wurden verschiedene biotische und abiotische Parameter auf Flächen-, Pflanzen-, und Blattebene erhoben. Insgesamt wurden 23 potentiell geeignete Flächen in fünf verschiedenen Kulturlandschaftszonen innerhalb Wiens auf die Präsenz von Eiern im Jahr 2008 untersucht. Es konnten während der Studie insgesamt 2457 Eier und 271 Raupen erfasst werden. Als günstige Reproduktionshabitate erwiesen sich vor allem trockene Brachen und diverse Ödflächen. Auf der Ebene der Fläche erwies sich der Faktor Kulturlandschaftszone als statistisch signifikanter Einfluss auf die Eidichten. Flächen, die der dicht- bzw. dünn bebauten Kulturlandschaft zuzuordnen waren, enthielten fast die Hälfte der gesamten nachgewiesenen Eier. Als Eiablagepflanzen konnten sechs verschiedene Ampferarten nachgewiesen werden. Neben den in der Literatur schon erwähnten Futterpflanzen (R. crispus, R. obtusifolius, R. sanguineus, R. hydrolapathum) konnten für Wien zwei weitere Ampferarten (R. stenophyllus, R. patientia) als Futterpflanzen bestätigt werden. Als die häufigste und damit auch die wichtigste Futterpflanze für den Großen Feuerfalter in Wien erwies sich der Krause Ampfer (R. crispus), der gegenüber Rumex obtusifolius deutlich bevorzugt wurde. Während an R. crispus durchschnittlich 4,4 Eier/Pflanze gefunden wurden, waren es an R. obtusifolius nur 1.1 Eier/Pflanze. Auf der Ebene der Pflanze wurden hohe Ampferpflanzen sowie Futterpflanzen, die eine längere Besonnungsdauer aufwiesen von Weibchen des Großen Feuerfalters bevorzugt zur Eiablage genutzt. Der Faktor Mahd hatte auf Ebene der Pflanze einen signifikant negativen Einfluss auf die Zahl der abgelegten Eier. Auf der kleinsten räumlichen Ebene, der Blattebene, konnte eine Präferenz der Weibchen für längere Blätter aufgezeigt werden. Die Zahl der Eier wurde auf der Ebene des Blattes nicht vom Befallsgrad durch einen Rostpilz (Uromyces rumicis) beeinträchtigt. Damit Vorkommen des Großen Feuerfalters in Wien auch in Zukunft gesichert sind, sollten getätigte Schutzmaßnahmen vor allem die Erhaltung von geeigneten Lebensräumen, wie etwa Ödflächen und Brachen, zum Ziel haben. Die natürliche Sukzession solcher Flächen sollte durch extensives Management verhindert werden, z.B. durch partielle Mahd alle 2-3 Jahre. Dadurch werden neben dem Großen Feuerfalter auch viele andere gefährdete Insekten gefördert.