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Title (deu)
(Good) Governance
Der Versuch einer ideologiekritischen Analyse des Governance-Konzepts der Weltbank
Author
Markus Glatz
Adviser
Birgit Sauer
Assessor
Birgit Sauer
Abstract (deu)
In der vorliegenden Arbeit wird das gegenwärtige Good Governance-Konzept der Weltbank aus ideologiekritischer Perspektive untersucht. Dafür wird die wissen-schaftliche Diskussion rund um das Konzept dargestellt, ein ideologiekritischer Forschungsansatz entworfen und ein Dokument mit dem Titel „Problem-Driven Governance and Political Economy Analysis. Good Practice Framework“ herangezogen, das im Rahmen der „Governance and Anticorruption Strategy“ der Weltbank entstand. Good Governance ist ein reformpolitisches Konzept und wurde in den 1990er Jahren zu einem Leitkonzept der Entwicklungspolitik. Der Weltbank kam eine wichtige Rolle bei dessen Formulierung und Durchsetzung zu. In der wissenschaftlichen Auseinander-setzung mit dem Thema Governance ist die Unterscheidung zwischen einem analytischen und einem normativen Governance-Begriff zentral. Um der Vermischung dieser zwei Zugänge zu Governance durch die Weltbank zu begegnen bzw. um auf diese hinzuweisen, wird in dieser Arbeit zum Teil die Formulierung (Good) Governance verwendet. Das Good Governance-Konzept wird im Kontext des Entwicklungsdiskurses bzw. in der Geschichte der Entwicklungspolitik verortet, wobei es mit der Konstruktion von „Entwicklung“ und „Unterentwicklung“ und der „neoinstitutionellen Synthese“ in der Entwicklungspolitik in Verbindung gebracht wird. KritikerInnen sehen hinter Good Governance das Bestreben der einflussreichen Geberländer, das westliche Modell des Staates, der liberalen Marktwirtschaft und Demokratie in den Nehmerländern durchzusetzen, während das Konzept, dem Mandat der Weltbank folgend, als unpolitisch ausgegeben wird. Das Konzept wird als entpolitisierter Zugang zu gesellschaftlichen Verhältnissen gesehen und wegen der selektiven Darstellung der „Wirklichkeit“ und dem Verdacht versteckter Interessen als Ideologie bezeichnet. Um die Ideologiehaftigkeit bzw. selektive und partikulare Repräsentation gesell-schaftlicher Wirklichkeit im Governance-Konzept der Weltbank untersuchen zu können, ist es wichtig, einen geeigneten ideologiekritischen Ansatz heranzuziehen. Aufgrund der Zentralität von Sprache, der sprachlichen Repräsentation der Wirklichkeit und dem Einfluss von Denkvorstellungen, erscheint auch eine Einbeziehung diskurstheoretischer Überlegungen relevant. Es wird ein Ansatz gewählt, der sich an der kritischen Diskursanalyse und der qualitativen Inhaltsanalyse orientiert. Dabei werden ideologische Diskursmechanismen, zu denen Verallgemeinerung, Technisierung, Harmonisierung und Polarisierung gezählt werden, im Text untersucht, um den partikularen Zugang und die spezifische Repräsentation und Ordnung von Wirklichkeit im Good Governance-Konzept aufzuzeigen. In der Analyse hat sich gezeigt, dass die Diskursmechanismen rund um das Good Governance-Konzept dazu dienen, die Strategien und Interventionen der Weltbank in der Politik der Nehmerstaaten zu legitimieren, indem eine klare Problemkonstruktion vorgenommen wird, in der „weak governance“ ein entscheidendes Hemmnis von Armutsbekämpfung und Entwicklung darstellt, politische Angelegenheiten technisiert werden, und mit Good Governance die Notwendigkeit und ein Weg der Transformation aufgezeigt wird.
Abstract (eng)
The present thesis outlines an ideology-critical research approach for analysis of the World Bank's current conception of good governance as it is displayed in the “Governance and Anticorruption Strategy”. The study refers to the scientific discussion regarding the concept and analyses the World Bank Paper “Problem-Driven Governance and Political Economy Analysis. Good Practice Framework“. The conception of good governance takes a reform-political stance. It became a key concept in development politics throughout the 1990s. The World Bank played a crucial part in the concept's formulation and enforcement. The scientific discussion of the subject sets out the importance of distinguishing an analytical from a normative approach to governance. In this study the spelling (good) governance is introduced to point out that the World Bank's conception of governance mingles these two approaches. Good Governance can be located in context of the discourse on development respectively in the history of development politics whereas it can be associated with the construction of „development“ and „underdevelopment“ and a „neo-institutional syn-thesis“ in development politics. Critics bring together the conception of good governance with the donor countries' attempt to spread the western model of statehood, the liberal notion of market-economy and democracy in recipient countries while at the same time good governance is presented as non-political, as the World Banks mandate demands. The conception is seen as de-politicised representation of social relations. Some critics call it an ideology because of the selectivity in the representation of “reality” and the suspicion of hidden interests. To be able to analyse the notion of ideology and the particular representation of social reality it seems important to outline an ideology-critical research approach. The centrality of language, the linguistic representation of reality and the influence of thought patterns leads to the integration of discourse-theoretic considerations. The outlined approach refers to “critical discourse analysis” and to qualitative content analysis. The analysis of ideological discourse mechanisms including generalisation, technisation, harmonisation and polarisation in the selected World Bank publication examines the specific approach and representation of reality in the conception of good governance. As a result it could be shown that ideological discourse mechanisms serve to legitimise World Bank strategies and interventions in donor countries through a clear construction of “weak governance” as a major restraint to fight poverty and enhance “development”, the technisation of political issues, and the construction of a desirable reform path to good governance.
Keywords (deu)
Good GovernanceGovernance-ForschungWeltbankEntwicklungsdiskursEntwicklungspolitikIdeologieIdeologiekritikIdeologietheorieDiskursanalyse
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1271189
rdau:P60550 (deu)
137 S.
Number of pages
143
Members (1)
Title (deu)
(Good) Governance
Der Versuch einer ideologiekritischen Analyse des Governance-Konzepts der Weltbank
Author
Markus Glatz
Abstract (deu)
In der vorliegenden Arbeit wird das gegenwärtige Good Governance-Konzept der Weltbank aus ideologiekritischer Perspektive untersucht. Dafür wird die wissen-schaftliche Diskussion rund um das Konzept dargestellt, ein ideologiekritischer Forschungsansatz entworfen und ein Dokument mit dem Titel „Problem-Driven Governance and Political Economy Analysis. Good Practice Framework“ herangezogen, das im Rahmen der „Governance and Anticorruption Strategy“ der Weltbank entstand. Good Governance ist ein reformpolitisches Konzept und wurde in den 1990er Jahren zu einem Leitkonzept der Entwicklungspolitik. Der Weltbank kam eine wichtige Rolle bei dessen Formulierung und Durchsetzung zu. In der wissenschaftlichen Auseinander-setzung mit dem Thema Governance ist die Unterscheidung zwischen einem analytischen und einem normativen Governance-Begriff zentral. Um der Vermischung dieser zwei Zugänge zu Governance durch die Weltbank zu begegnen bzw. um auf diese hinzuweisen, wird in dieser Arbeit zum Teil die Formulierung (Good) Governance verwendet. Das Good Governance-Konzept wird im Kontext des Entwicklungsdiskurses bzw. in der Geschichte der Entwicklungspolitik verortet, wobei es mit der Konstruktion von „Entwicklung“ und „Unterentwicklung“ und der „neoinstitutionellen Synthese“ in der Entwicklungspolitik in Verbindung gebracht wird. KritikerInnen sehen hinter Good Governance das Bestreben der einflussreichen Geberländer, das westliche Modell des Staates, der liberalen Marktwirtschaft und Demokratie in den Nehmerländern durchzusetzen, während das Konzept, dem Mandat der Weltbank folgend, als unpolitisch ausgegeben wird. Das Konzept wird als entpolitisierter Zugang zu gesellschaftlichen Verhältnissen gesehen und wegen der selektiven Darstellung der „Wirklichkeit“ und dem Verdacht versteckter Interessen als Ideologie bezeichnet. Um die Ideologiehaftigkeit bzw. selektive und partikulare Repräsentation gesell-schaftlicher Wirklichkeit im Governance-Konzept der Weltbank untersuchen zu können, ist es wichtig, einen geeigneten ideologiekritischen Ansatz heranzuziehen. Aufgrund der Zentralität von Sprache, der sprachlichen Repräsentation der Wirklichkeit und dem Einfluss von Denkvorstellungen, erscheint auch eine Einbeziehung diskurstheoretischer Überlegungen relevant. Es wird ein Ansatz gewählt, der sich an der kritischen Diskursanalyse und der qualitativen Inhaltsanalyse orientiert. Dabei werden ideologische Diskursmechanismen, zu denen Verallgemeinerung, Technisierung, Harmonisierung und Polarisierung gezählt werden, im Text untersucht, um den partikularen Zugang und die spezifische Repräsentation und Ordnung von Wirklichkeit im Good Governance-Konzept aufzuzeigen. In der Analyse hat sich gezeigt, dass die Diskursmechanismen rund um das Good Governance-Konzept dazu dienen, die Strategien und Interventionen der Weltbank in der Politik der Nehmerstaaten zu legitimieren, indem eine klare Problemkonstruktion vorgenommen wird, in der „weak governance“ ein entscheidendes Hemmnis von Armutsbekämpfung und Entwicklung darstellt, politische Angelegenheiten technisiert werden, und mit Good Governance die Notwendigkeit und ein Weg der Transformation aufgezeigt wird.
Abstract (eng)
The present thesis outlines an ideology-critical research approach for analysis of the World Bank's current conception of good governance as it is displayed in the “Governance and Anticorruption Strategy”. The study refers to the scientific discussion regarding the concept and analyses the World Bank Paper “Problem-Driven Governance and Political Economy Analysis. Good Practice Framework“. The conception of good governance takes a reform-political stance. It became a key concept in development politics throughout the 1990s. The World Bank played a crucial part in the concept's formulation and enforcement. The scientific discussion of the subject sets out the importance of distinguishing an analytical from a normative approach to governance. In this study the spelling (good) governance is introduced to point out that the World Bank's conception of governance mingles these two approaches. Good Governance can be located in context of the discourse on development respectively in the history of development politics whereas it can be associated with the construction of „development“ and „underdevelopment“ and a „neo-institutional syn-thesis“ in development politics. Critics bring together the conception of good governance with the donor countries' attempt to spread the western model of statehood, the liberal notion of market-economy and democracy in recipient countries while at the same time good governance is presented as non-political, as the World Banks mandate demands. The conception is seen as de-politicised representation of social relations. Some critics call it an ideology because of the selectivity in the representation of “reality” and the suspicion of hidden interests. To be able to analyse the notion of ideology and the particular representation of social reality it seems important to outline an ideology-critical research approach. The centrality of language, the linguistic representation of reality and the influence of thought patterns leads to the integration of discourse-theoretic considerations. The outlined approach refers to “critical discourse analysis” and to qualitative content analysis. The analysis of ideological discourse mechanisms including generalisation, technisation, harmonisation and polarisation in the selected World Bank publication examines the specific approach and representation of reality in the conception of good governance. As a result it could be shown that ideological discourse mechanisms serve to legitimise World Bank strategies and interventions in donor countries through a clear construction of “weak governance” as a major restraint to fight poverty and enhance “development”, the technisation of political issues, and the construction of a desirable reform path to good governance.
Keywords (deu)
Good GovernanceGovernance-ForschungWeltbankEntwicklungsdiskursEntwicklungspolitikIdeologieIdeologiekritikIdeologietheorieDiskursanalyse
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1271190
Number of pages
143