Abstract (deu)
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit den vielfältigen Intersektionen von Ethnizität und Tourismus. Ethnizität bezieht sich dabei auf die Art der Beziehungen zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen, deren Verständnis, Auslegung und Instrumentalisierung. Im Speziellen wird dabei der Frage nach den Einflüssen von Tourismus auf die Beziehungen zwischen den lokalen ethnischen Gruppen in der Stadt Lamu und im benachbarten Dorf Shela in Kenia nachgegangen.
Die Stadt Lamu auf der gleichnamigen Insel gilt als eine der ältesten Städte Kenias und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Zusammen mit dem Dorf Shela ist die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten von einer sich im Niedergang befindlichen Hafenstadt zu einem Tourismuszentrum avanciert, in welchem vor allem auch die „Swahili-Kultur“ im Vordergrund steht. Mit Bezug zu diesem lokalen Kontext werden im Rahmen dieser Arbeit folgende Teilaspekte der Fragestellung untersucht und vorgestellt: Es werden die demographischen Veränderung vor Ort, die lokale wirtschaftliche Organisation, die touristischen Bilder und Repräsentationen von Lamu, die Reisemotive der TouristInnen und schließlich die Interaktionen zwischen der lokalen Bevölkerung und den TouristInnen sowie auch zwischen den ethnischen Gruppen innerhalb der vom Tourismus direkt betroffenen Bevölkerungssegmente analysiert.
Die Resultate zeigen, dass Ethnizität auf Lamu aufgrund von vier zentralen Faktoren durch den Tourismus verändert und restrukturiert wird. Zu diesen vier Faktoren zählen die Einführung neuer AkteurInnen unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeit in die lokale Gesellschaft, die Schaffung neuer Erwerbsmöglichkeiten und Arbeitsplätze, die Formung eines touristischen Produkts der „Swahili-Kultur“ und dessen Vermarktung, sowie der Wunsch der lokalen Bevölkerung nach dem Weiterbestehen des Tourismus. Diese Faktoren führen in weiterer Folge zu spezifischen Veränderungen mit Bezug zu Ethnizität, welche in dieser Arbeit vorgestellt werden.
Zusammenfassend kann fest gestellt werden, dass sich das Weltkulturerbe Lamu und das Dorf Shela heute in einem interethnischen Spannungsfeld der Betonung von „Swahiliness“ im touristischen Diskurs, einer wahrgenommenen nationalen ethnischen Marginalisierung, welcher der touristische Diskurs zum Teil entgegen wirkt, sowie von tourismusbedingten multiethnischen Migrationsströmen, befindet.