Abstract (deu)
In dieser Studie wurde das Ausmaß des Impostor-Phänomens mittels eines Online-Fragebogen bei DoktorandInnen der Universität Wien untersucht (n=693). Da sich die bisherige Forschung zum Impostor-Phänomen vorrangig auf den angloamerikanischen Raum beschränkt hat, konnte mit dieser Studie gezeigt werden, dass Impostor-Gefühle auch in einer deutschsprachigen Population eine Rolle spielen. Konkret hatte diese Studie folgende Ziele:
(1) Die Erfassung und Analyse des IPs bei jungen WissenschaftlerInnen. Damit verbunden, lag der Fokus auf der Klärung der Frage, ob das IP Erklärungspotential für den rückläufigen Frauenanteil im Hinblick auf die universitäre Karriereleiter liefert. (2) Die Überprüfung der Zusammenhänge zwischen den Konstrukten Selbstwert, Attributionsstil, Angst vor Erfolg/Misserfolg mit dem Impostor-Phänomen, da diese als Kernfacetten des IPs angenommen werden.
(3) Die Untersuchung des Zusammenhangs der beschriebenen Konstrukte mit der universitären Selbstwirksamkeitserwartung. Um der kontrovers diskutierten Frage nachzugehen, ob das IP ein eigenständiges Konstrukt ist, wurde in weiterer Folge analysiert, ob das IP mehr Varianz hinsichtlich der universitären Selbstwirksamkeitserwartung aufklären kann, als das Konglomerat der Konstrukte Selbstwert, Attributionsstil und Furcht vor Misserfolg/Erfolg.
Die Untersuchung ergab: (1) Ein Drittel der befragten DoktorandInnen (N = 204) sind von IP-Gefühlen betroffen, wobei Frauen signifikant stärke IP-Werte haben, als Männer. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass das IP durchaus Erklärungspotential für die sogenannte leaky pipeline und in weiterer Folge für die Unterrepräsentanz von Frauen in akademischen Spitzenpositionen liefert. Insbesondere Frauen, die an der Universität angestellt sind und keine Karriere an der Hochschule planen, verzeichnen die höchsten IP-Werte. (2) Der Zusammenhang zwischen dem IP und den Konstrukten Selbstwert, Furcht vor Erfolg/Misserfolg und internaler Attributionen bei Misserfolgssituationen konnte bestätigt werden.
(3) Schlussendlich erwies sich das IP als ein geringer Prädiktor für die universitäre Selbstwirksamkeitserwartung. Die Überprüfung der Eigenständigkeit des IPs konnte keiner vollständigen Beantwortung zugeführt werden.