Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Prozess der Hofübergabe/Hofübernahme im landwirtschaftlichen Nebenerwerb in der Mühlviertler Erhebungsgemeinde St. Georgen am Walde, einem marginalisierten Berggebiet, gekennzeichnet durch eine hohe Pendlerquote, viele kleine Nebenerwerbshöfe, Abwanderung vor allem junger Frauen und dem Fehlen von an der Hofweiterführung interessierten NachfolgerInnen.
Die Datenerhebung zu diesem Projekt fand während eines dreiwöchigen Feldaufenthaltes in zwei Etappen statt und war eine Methodenkombination aus Fragebögen, qualitativen Interviews und teilnehmender Beobachtung.
Ziel dieser Arbeit war es, den Prozess der Hofübergabe nachzuvollziehen und durch die Aufgliederung in determinierende Aspekte für eine anschließende Analyse transparent zu machen. Die wichtigsten dieser Aspekte waren die vor allem männlich dominierte Hoferbensozialisation, die endogame PartnerInnen-Wahl, der Pensionsantritt des/der ÜbergeberIn als initiierendes Moment und der rechtliche Akt der Hofübergabe im Übergabevertrag. In weiterer Folge wird in der Analyse ein Blick auf die Manifestation dieser Aspekte im weiteren Zusammenleben von Übergeber- und ÜbernehmerInnen-Generation nach dem Übergabeprozess geworfen. Hierbei wird jedoch nicht nur auf die finanziellen und materiellen sondern auch, und mit ebenso großer Sorgfalt, auf die sozialen und emotionalen Zusammenhänge eingegangen. Insgesamt bestimmen der „Gender-Aspekt“, der „Bewirtschaftungs-Aspekt“ und der „Nachhaltigkeits-Aspekt“ den jeweiligen kontextuellen Rahmen für die Erklärung sämtlicher Entscheidungsfindungen und Verhaltensmuster.
Aus diesen Fragestellungen ergab sich, dass trotz männlich dominierter Hofnachfolge die Hauptarbeit im landwirtschaftlichen Nebenerwerb großteils von der Partnerin des Hofübernehmers getragen wird und daher Eltern ihren Töchtern meist nicht nahelegen Nebenerwerbsbäuerinnen zu werden, wodurch sie vom Hof sozusagen „weg-sozialisiert“ werden, was sicherlich als einer der Gründe für die hohe Abwanderungsquote junger Frauen angesehen werden muss. Weitere Erkenntnisse dieser Analysen waren, dass eine Hinauszögerung der Hofübergabe die Wahrscheinlichkeit einer Betriebsaufgabe erhöht und auch, dass vor allem der Inhalt des Übergabevertrages entscheidende Auswirkungen auf das Zusammenleben und Weiterarbeiten nach der Hofübergabe hat.