Title (deu)
Narrative Identität im Zeichen der Shoah
eine kontrastive Analyse von Imre Kertész' "Roman eines Schicksallosen" und Ruth Klügers "weiter leben"
Author
Michael Wilhelm Granner
Advisor
Roland Innerhofer
Assessor
Roland Innerhofer
Abstract (deu)
Ausgangspunkt dieser Arbeit ist die Frage nach einer Möglichkeit der Konstruktion narrativer Identität im Zeichen der Shoah; zu Grunde liegt ihr die Annahme einer anthropologischen Funktion des Erzählens, das durch die spezifische Formgebung von Erlebnissen einen für das Individuum in seiner Lebensgeschichte sinnstiftenden Prozess darstellt und somit auch dessen Selbstverständnis maßgeblich bestimmt. Als methodische Folie wird dabei zunächst Paul Ricœurs Konzeption einer narrativen Verfassung personaler Identität herangezogen, die sich jedoch in diesem Kontext bald als unhaltbar herausstellen muss: Offensichtlich kann es sich bei Zeugnissen Überlebender eben nicht um idealtypische Erzählungen der eigenen Biografie handeln, erweisen sie sich doch gerade als maßgeblich geprägt von einem diskursiv ausgebildeten Topos der prinzipiellen Undarstellbarkeit der Shoah, die auch einen kohärenten Zusammenhalt der individuellen Biografie zu dementieren droht. Das primäre Interesse der vorliegenden Untersuchung gilt somit der literarischen Umsetzung dieses Spannungsfelds zwischen der als grundsätzlich unmöglich erachteten Darstellbarkeit der Shoah einerseits sowie der für das Individuum unbedingten Notwendigkeit einer erzählerischen Formatierung der eigenen Biografie andererseits. Exemplarisch gezeigt werden soll diese Arbeit an der eigenen Geschichte an Imre Kertész’ "Roman eines Schicksallosen" sowie Ruth Klügers "weiter leben", die zwei unterschiedliche Strategien des Umgangs mit dem hier kurz skizzierten Problemfeld repräsentieren: Während Imre Kertész die beinahe vollständige Auslöschung des Subjekts sowie die unmittelbar erlebte Ohnmacht des Einzelnen gegenüber den totalitären Strukturen des nationalsozialistischen Vernichtungsapparats betont, unternimmt Ruth Klüger den Versuch eines emanzipatorischen Erinnerungsakts, den sie der absolutierten Macht des Konzentrationslagers entgegensetzt. Gemeinsamer Angelpunkt der beiden Texte aber bleibt das Festhalten an einer kohärenten Erzählung des eigenen Lebens sowie einer kontinuierlich in der Zeit verfassten personalen Identität.
Keywords (deu)
HolocaustShoahNarrative IdentitätRuth KlügerImre Kertész
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Extent (deu)
177 S.
Number of pages
179
Members (1)
Title (deu)
Narrative Identität im Zeichen der Shoah
eine kontrastive Analyse von Imre Kertész' "Roman eines Schicksallosen" und Ruth Klügers "weiter leben"
Author
Michael Wilhelm Granner
Abstract (deu)
Ausgangspunkt dieser Arbeit ist die Frage nach einer Möglichkeit der Konstruktion narrativer Identität im Zeichen der Shoah; zu Grunde liegt ihr die Annahme einer anthropologischen Funktion des Erzählens, das durch die spezifische Formgebung von Erlebnissen einen für das Individuum in seiner Lebensgeschichte sinnstiftenden Prozess darstellt und somit auch dessen Selbstverständnis maßgeblich bestimmt. Als methodische Folie wird dabei zunächst Paul Ricœurs Konzeption einer narrativen Verfassung personaler Identität herangezogen, die sich jedoch in diesem Kontext bald als unhaltbar herausstellen muss: Offensichtlich kann es sich bei Zeugnissen Überlebender eben nicht um idealtypische Erzählungen der eigenen Biografie handeln, erweisen sie sich doch gerade als maßgeblich geprägt von einem diskursiv ausgebildeten Topos der prinzipiellen Undarstellbarkeit der Shoah, die auch einen kohärenten Zusammenhalt der individuellen Biografie zu dementieren droht. Das primäre Interesse der vorliegenden Untersuchung gilt somit der literarischen Umsetzung dieses Spannungsfelds zwischen der als grundsätzlich unmöglich erachteten Darstellbarkeit der Shoah einerseits sowie der für das Individuum unbedingten Notwendigkeit einer erzählerischen Formatierung der eigenen Biografie andererseits. Exemplarisch gezeigt werden soll diese Arbeit an der eigenen Geschichte an Imre Kertész’ "Roman eines Schicksallosen" sowie Ruth Klügers "weiter leben", die zwei unterschiedliche Strategien des Umgangs mit dem hier kurz skizzierten Problemfeld repräsentieren: Während Imre Kertész die beinahe vollständige Auslöschung des Subjekts sowie die unmittelbar erlebte Ohnmacht des Einzelnen gegenüber den totalitären Strukturen des nationalsozialistischen Vernichtungsapparats betont, unternimmt Ruth Klüger den Versuch eines emanzipatorischen Erinnerungsakts, den sie der absolutierten Macht des Konzentrationslagers entgegensetzt. Gemeinsamer Angelpunkt der beiden Texte aber bleibt das Festhalten an einer kohärenten Erzählung des eigenen Lebens sowie einer kontinuierlich in der Zeit verfassten personalen Identität.
Keywords (deu)
HolocaustShoahNarrative IdentitätRuth KlügerImre Kertész
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Number of pages
179