Title (deu)
Konfessionelle Differenzen am Beispiel einer Stadtchronik
die Städte Waidhofen und Steyr im Blick des Schulmeisters Wolf Lindner (1590 - 1622)
Author
Barbara Weber
Advisor
Martin Scheutz
Assessor
Martin Scheutz
Abstract (deu)
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung des Aspekts der konfessionellen Differenzen in den Städten Waidhofen an der Ybbs und Steyr Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts anhand des Annalenwerks des Schulmeisters Wolf Lindner. Dieser war in den beiden genannten Städten nach erfolgter Gegenreformation als katholischer Lehrer eingesetzt worden, um einen Beitrag zur Rekatholisierung der Bevölkerung zu leisten. Nach Ende seiner Dienstzeit übertrug ihm der Abt des nahe gelegenen Klosters Garsten die Aufgabe, seine über die Jahre gesammelten, tagebuchartigen Notizen zu einer Chronik zusammenzufassen. Dieses aus dezidiert katholischer Sicht in lateinischer Sprache abgefasste Geschichtswerk sollte identitätsstiftende Wirkung haben und helfen, die als krisenhaft erlebte Zeit der Reformation zu verarbeiten. Im Zeitalter der Konfessionalisierung verfolgten Anhänger aller Konfessionen das Ziel, eine eigene Identität mittels Herausstellen glaubenspraktischer Unterschiede zu erreichen. Zu diesem Zweck wurden konfessionsspezifische Eigenheiten besonders zur Schau gestellt und zur Propaganda verwendet. Dieser Vorgang ist in Wolf Lindners Annalen anhand einiger Beispiele nachweisbar. Der Katholizismus, der stark von sinnlich erfahrbaren Elementen geprägt war, nutzte sein umfassendes Ritualangebot nach dem Konzil von Trient sowie im Zuge der Gegenreformation zu öffentlichen Glaubensdemonstrationen. In diesem Sinne galten beispielsweise die Teilnahme an Prozessionen und Wallfahrten, sowie die Heiligen- und Reliquienverehrung und die spezifische Ausformung des Bestattungswesens als Zeichen der Konfessionszugehörigkeit, da die Protestanten solche offen zur Schau gestellten Frömmigkeitsbekundungen ablehnten. Im Unterschied zu den Katholiken beriefen sie sich allein auf den Gottesdienst, da in ihrem Verständnis die Gotteserfahrung nicht von einem bestimmten Ort abhängig sei und keiner rituellen Handlung bedürfe. Diese unterschiedlichen Glaubensauffassungen führten vor allem in gemischtkonfessionellen Räumen wie in Waidhofen und Steyr Anfang des 17. Jahrhunderts zu zahlreichen Auseinandersetzungen innerhalb der Bevölkerung.
Keywords (deu)
KonfessionalisierungSchulmeisterSteyrWaidhofen an der YbbsStadtchronik
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Extent (deu)
126 S.
Number of pages
132
Members (1)
Title (deu)
Konfessionelle Differenzen am Beispiel einer Stadtchronik
die Städte Waidhofen und Steyr im Blick des Schulmeisters Wolf Lindner (1590 - 1622)
Author
Barbara Weber
Abstract (deu)
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung des Aspekts der konfessionellen Differenzen in den Städten Waidhofen an der Ybbs und Steyr Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts anhand des Annalenwerks des Schulmeisters Wolf Lindner. Dieser war in den beiden genannten Städten nach erfolgter Gegenreformation als katholischer Lehrer eingesetzt worden, um einen Beitrag zur Rekatholisierung der Bevölkerung zu leisten. Nach Ende seiner Dienstzeit übertrug ihm der Abt des nahe gelegenen Klosters Garsten die Aufgabe, seine über die Jahre gesammelten, tagebuchartigen Notizen zu einer Chronik zusammenzufassen. Dieses aus dezidiert katholischer Sicht in lateinischer Sprache abgefasste Geschichtswerk sollte identitätsstiftende Wirkung haben und helfen, die als krisenhaft erlebte Zeit der Reformation zu verarbeiten. Im Zeitalter der Konfessionalisierung verfolgten Anhänger aller Konfessionen das Ziel, eine eigene Identität mittels Herausstellen glaubenspraktischer Unterschiede zu erreichen. Zu diesem Zweck wurden konfessionsspezifische Eigenheiten besonders zur Schau gestellt und zur Propaganda verwendet. Dieser Vorgang ist in Wolf Lindners Annalen anhand einiger Beispiele nachweisbar. Der Katholizismus, der stark von sinnlich erfahrbaren Elementen geprägt war, nutzte sein umfassendes Ritualangebot nach dem Konzil von Trient sowie im Zuge der Gegenreformation zu öffentlichen Glaubensdemonstrationen. In diesem Sinne galten beispielsweise die Teilnahme an Prozessionen und Wallfahrten, sowie die Heiligen- und Reliquienverehrung und die spezifische Ausformung des Bestattungswesens als Zeichen der Konfessionszugehörigkeit, da die Protestanten solche offen zur Schau gestellten Frömmigkeitsbekundungen ablehnten. Im Unterschied zu den Katholiken beriefen sie sich allein auf den Gottesdienst, da in ihrem Verständnis die Gotteserfahrung nicht von einem bestimmten Ort abhängig sei und keiner rituellen Handlung bedürfe. Diese unterschiedlichen Glaubensauffassungen führten vor allem in gemischtkonfessionellen Räumen wie in Waidhofen und Steyr Anfang des 17. Jahrhunderts zu zahlreichen Auseinandersetzungen innerhalb der Bevölkerung.
Keywords (deu)
KonfessionalisierungSchulmeisterSteyrWaidhofen an der YbbsStadtchronik
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Number of pages
132