Abstract (deu)
Die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) steht in Österreich unmittelbar vor dem Aussterben. In der Waldaist, die einst den mit 30.000 Individuen größten österreichischen Bestand der Art beherbergte, findet man heute nur noch in einem 320 m langen Abschnitt höhere Muscheldichten. Insgesamt konnten hier 2.774 Individuen nachgewiesen werden, rezente Reproduktion konnte keine festgestellt werden. Der Bestand der größten Muschelbank ging zwischen 1997 und 2010 von 6.000 – 7.000 auf 1.800 Individuen zurück. Neben dem Fehlen von Jungmuscheln wurde auch eine erhöhte Mortalität mittlerer Altersklassen und stark verringertes bzw. eingestelltes Schalenwachstum festgestellt. Die Ursache für den schlechten Zustand der Population könnte Nahrungsmangel sein. Darüber hinaus kann auch schlechte Sedimentqualität nicht ausgeschlossen werden, während die Wasserqualität sowie die Wirtsfischdichte als sehr gut zu bezeichnen sind. Als Mikrohabitat werden in der Waldaist Bereiche mit feinerem Sediment zwischen größerem Blockwerk bevorzugt, wohingegen großflächige Feinsedimentablagerungen vollständig gemieden werden. Die höchsten Dichten treten in den Außenkurven (Prallhängen) auf. Bevorzugte Bereiche weisen bei Niedrigwasser eine Wassertiefe von 0,25 – 0,50 m und eine mittlere Strömungsgeschwindigkeit von 0,2 – 0,6 m s-1 auf. Ein Zusammenhang zwischen der Schalenmorphologie und der Strömungsgeschwindigkeit am Fundort konnte nicht gefunden werden. Der entscheidende Faktor für die Eignung als Mikrohabitat dürfte die Sohlstabilität während Hochwässern sein. Das Wirtsfischspektrum der untersuchten Population unterscheidet sich von jenem anderer Populationen. So ist eine Entwicklung auf Salvelinus fontinalis – ein geeigneter Wirtsfisch in Nordamerika – nicht möglich. Bereits 24 h nach Infektion war die Glochidiendichte auf dieser Art wesentlich geringer als auf Salmo trutta und acht Tage nach Infektion waren sämtliche Glochidien abgestoßen. Darüber hinaus unterscheiden sich auch verschiedene Stämme der Bachforelle bezüglich der Eignung als Wirtsfisch. Ein aus einer dänischen Fischzucht importierter Forellenstamm wies geringere Glochidienmortalitätsraten, höhere Prävalenz und schnelleres Glochidienwachstum auf als ein österreichischer Zuchtstamm. Die Infektionsraten der Forellen gingen innerhalb von 49 Tagen auf 14 – 36 % der Ausgangsinfektionsraten zurück. Aufgrund der unterschiedlichen Eignung verschiedener Bachforellenstämme als Wirtsfische ist eine den lokalen Verhältnissen angepasste, naturnahe fischereiliche Bewirtschaftung auch für den Schutz der Flussperlmuschelbestände unumgänglich.