You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1276208
Title (deu)
Habitatwahl, Wirtsspezifität und Populationsstruktur der Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera LINNAEUS 1758) in der Waldaist (Oberösterreich)
Parallel title (eng)
Habitat choice, host specificity and population structure of the freshwater pearl mussel (Margaritifera margaritifera LINNAEUS 1758) in the river Waldaist (Upper Austria)
Author
Michael Jung
Adviser
Johann Waringer
Assessor
Johann Waringer
Abstract (deu)
Die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) steht in Österreich unmittelbar vor dem Aussterben. In der Waldaist, die einst den mit 30.000 Individuen größten österreichischen Bestand der Art beherbergte, findet man heute nur noch in einem 320 m langen Abschnitt höhere Muscheldichten. Insgesamt konnten hier 2.774 Individuen nachgewiesen werden, rezente Reproduktion konnte keine festgestellt werden. Der Bestand der größten Muschelbank ging zwischen 1997 und 2010 von 6.000 – 7.000 auf 1.800 Individuen zurück. Neben dem Fehlen von Jungmuscheln wurde auch eine erhöhte Mortalität mittlerer Altersklassen und stark verringertes bzw. eingestelltes Schalenwachstum festgestellt. Die Ursache für den schlechten Zustand der Population könnte Nahrungsmangel sein. Darüber hinaus kann auch schlechte Sedimentqualität nicht ausgeschlossen werden, während die Wasserqualität sowie die Wirtsfischdichte als sehr gut zu bezeichnen sind. Als Mikrohabitat werden in der Waldaist Bereiche mit feinerem Sediment zwischen größerem Blockwerk bevorzugt, wohingegen großflächige Feinsedimentablagerungen vollständig gemieden werden. Die höchsten Dichten treten in den Außenkurven (Prallhängen) auf. Bevorzugte Bereiche weisen bei Niedrigwasser eine Wassertiefe von 0,25 – 0,50 m und eine mittlere Strömungsgeschwindigkeit von 0,2 – 0,6 m s-1 auf. Ein Zusammenhang zwischen der Schalenmorphologie und der Strömungsgeschwindigkeit am Fundort konnte nicht gefunden werden. Der entscheidende Faktor für die Eignung als Mikrohabitat dürfte die Sohlstabilität während Hochwässern sein. Das Wirtsfischspektrum der untersuchten Population unterscheidet sich von jenem anderer Populationen. So ist eine Entwicklung auf Salvelinus fontinalis – ein geeigneter Wirtsfisch in Nordamerika – nicht möglich. Bereits 24 h nach Infektion war die Glochidiendichte auf dieser Art wesentlich geringer als auf Salmo trutta und acht Tage nach Infektion waren sämtliche Glochidien abgestoßen. Darüber hinaus unterscheiden sich auch verschiedene Stämme der Bachforelle bezüglich der Eignung als Wirtsfisch. Ein aus einer dänischen Fischzucht importierter Forellenstamm wies geringere Glochidienmortalitätsraten, höhere Prävalenz und schnelleres Glochidienwachstum auf als ein österreichischer Zuchtstamm. Die Infektionsraten der Forellen gingen innerhalb von 49 Tagen auf 14 – 36 % der Ausgangsinfektionsraten zurück. Aufgrund der unterschiedlichen Eignung verschiedener Bachforellenstämme als Wirtsfische ist eine den lokalen Verhältnissen angepasste, naturnahe fischereiliche Bewirtschaftung auch für den Schutz der Flussperlmuschelbestände unumgänglich.
Abstract (eng)
In Austria the freshwater pearl mussel (Margaritifera margaritifera) faces extinction. The river Waldaist – with about 30.000 individuals once Austrias most important pearl mussel river – nowadays contains only a single 320 m stretch with higher mussel densities. Within this stretch 2.774 Individuals were found, but the smallest size classes were lacking. The stock of the largest mussel bed - comprising 6.000 – 7.000 Individuals in 1997 – has declined to 1.800 individuals nowadays. Besides, a high mortality of medium age classes and very reduced growth was observed. Lack of valuable food might be the reason for the bad constitution of the population. In addition, low sediment quality can not be ruled out while water quality and host densities are optimal. Within the river Waldaist areas with finer sediments between large boulders are preferred habitats while larger accumulations of fine sediments are avoided. Highest densities where observed at undercut slopes. Preferred habitats are 0,25 – 0,50 m deep and have an average current velocity of 0,2 – 0,6 m s-1 at base flow. No correlation between shell morphology and current velocity was found. Sediment stability during floods seems to be the most important habitat parameter for M. margaritifera. The host specificity differs in comparison to other populations. Salvelinus fontinalis – a suitable host in North America – sheds glochidia within eight days. Furthermore, different strains of Salmo trutta show different suitability as hosts. Glochidia survival rate, glochidia growth and prevalence were higher on brown trout from a Danish hatchery than on an Austrian hatchery strain. Glochidia mortality varied between 64 – 86 % on both trout strains within 49 days. Different host suitability of different brown trout strains imply that a careful management of salmonid stocks well adapted to local conditions is essential for conservation of endangered pearl mussel populations.
Keywords (eng)
Freshwater Pearl MusselMargaritifera margaritiferaparasitismhabitat preferencesWaldaist
Keywords (deu)
FlussperlmuschelMargaritifera margaritiferaParasitismusHabitatpräferenzenWaldaist
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1276208
rdau:P60550 (deu)
91 S. : Ill., graph. Darst., Kt.
Number of pages
91
Members (1)
Title (deu)
Habitatwahl, Wirtsspezifität und Populationsstruktur der Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera LINNAEUS 1758) in der Waldaist (Oberösterreich)
Parallel title (eng)
Habitat choice, host specificity and population structure of the freshwater pearl mussel (Margaritifera margaritifera LINNAEUS 1758) in the river Waldaist (Upper Austria)
Author
Michael Jung
Abstract (deu)
Die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) steht in Österreich unmittelbar vor dem Aussterben. In der Waldaist, die einst den mit 30.000 Individuen größten österreichischen Bestand der Art beherbergte, findet man heute nur noch in einem 320 m langen Abschnitt höhere Muscheldichten. Insgesamt konnten hier 2.774 Individuen nachgewiesen werden, rezente Reproduktion konnte keine festgestellt werden. Der Bestand der größten Muschelbank ging zwischen 1997 und 2010 von 6.000 – 7.000 auf 1.800 Individuen zurück. Neben dem Fehlen von Jungmuscheln wurde auch eine erhöhte Mortalität mittlerer Altersklassen und stark verringertes bzw. eingestelltes Schalenwachstum festgestellt. Die Ursache für den schlechten Zustand der Population könnte Nahrungsmangel sein. Darüber hinaus kann auch schlechte Sedimentqualität nicht ausgeschlossen werden, während die Wasserqualität sowie die Wirtsfischdichte als sehr gut zu bezeichnen sind. Als Mikrohabitat werden in der Waldaist Bereiche mit feinerem Sediment zwischen größerem Blockwerk bevorzugt, wohingegen großflächige Feinsedimentablagerungen vollständig gemieden werden. Die höchsten Dichten treten in den Außenkurven (Prallhängen) auf. Bevorzugte Bereiche weisen bei Niedrigwasser eine Wassertiefe von 0,25 – 0,50 m und eine mittlere Strömungsgeschwindigkeit von 0,2 – 0,6 m s-1 auf. Ein Zusammenhang zwischen der Schalenmorphologie und der Strömungsgeschwindigkeit am Fundort konnte nicht gefunden werden. Der entscheidende Faktor für die Eignung als Mikrohabitat dürfte die Sohlstabilität während Hochwässern sein. Das Wirtsfischspektrum der untersuchten Population unterscheidet sich von jenem anderer Populationen. So ist eine Entwicklung auf Salvelinus fontinalis – ein geeigneter Wirtsfisch in Nordamerika – nicht möglich. Bereits 24 h nach Infektion war die Glochidiendichte auf dieser Art wesentlich geringer als auf Salmo trutta und acht Tage nach Infektion waren sämtliche Glochidien abgestoßen. Darüber hinaus unterscheiden sich auch verschiedene Stämme der Bachforelle bezüglich der Eignung als Wirtsfisch. Ein aus einer dänischen Fischzucht importierter Forellenstamm wies geringere Glochidienmortalitätsraten, höhere Prävalenz und schnelleres Glochidienwachstum auf als ein österreichischer Zuchtstamm. Die Infektionsraten der Forellen gingen innerhalb von 49 Tagen auf 14 – 36 % der Ausgangsinfektionsraten zurück. Aufgrund der unterschiedlichen Eignung verschiedener Bachforellenstämme als Wirtsfische ist eine den lokalen Verhältnissen angepasste, naturnahe fischereiliche Bewirtschaftung auch für den Schutz der Flussperlmuschelbestände unumgänglich.
Abstract (eng)
In Austria the freshwater pearl mussel (Margaritifera margaritifera) faces extinction. The river Waldaist – with about 30.000 individuals once Austrias most important pearl mussel river – nowadays contains only a single 320 m stretch with higher mussel densities. Within this stretch 2.774 Individuals were found, but the smallest size classes were lacking. The stock of the largest mussel bed - comprising 6.000 – 7.000 Individuals in 1997 – has declined to 1.800 individuals nowadays. Besides, a high mortality of medium age classes and very reduced growth was observed. Lack of valuable food might be the reason for the bad constitution of the population. In addition, low sediment quality can not be ruled out while water quality and host densities are optimal. Within the river Waldaist areas with finer sediments between large boulders are preferred habitats while larger accumulations of fine sediments are avoided. Highest densities where observed at undercut slopes. Preferred habitats are 0,25 – 0,50 m deep and have an average current velocity of 0,2 – 0,6 m s-1 at base flow. No correlation between shell morphology and current velocity was found. Sediment stability during floods seems to be the most important habitat parameter for M. margaritifera. The host specificity differs in comparison to other populations. Salvelinus fontinalis – a suitable host in North America – sheds glochidia within eight days. Furthermore, different strains of Salmo trutta show different suitability as hosts. Glochidia survival rate, glochidia growth and prevalence were higher on brown trout from a Danish hatchery than on an Austrian hatchery strain. Glochidia mortality varied between 64 – 86 % on both trout strains within 49 days. Different host suitability of different brown trout strains imply that a careful management of salmonid stocks well adapted to local conditions is essential for conservation of endangered pearl mussel populations.
Keywords (eng)
Freshwater Pearl MusselMargaritifera margaritiferaparasitismhabitat preferencesWaldaist
Keywords (deu)
FlussperlmuschelMargaritifera margaritiferaParasitismusHabitatpräferenzenWaldaist
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1276209
Number of pages
91