Abstract (deu)
Die Raupengemeinschaften auf 16 Straucharten aus der Familie Asteraceae und der Gattung Piper (Piperaceae) im Bergregenwald in den Anden Südecuadors wurden untersucht. Die angewandte Sammelmethode erwies sich im Zuge einer Evaluierung als gut geeignet für das Sammeln von Raupen auf Sträuchern, insbesondere im Hinblick auf zeitliche Replikation der Aufnahmen an denselben Strauchindividuen.
Im Rahmen von 11 standardisierten Aufnahmezyklen zwischen August 2007 und Juni 2009 wurden 18890 präimaginale Schmetterlingsindividuen erfasst. Insgesamt wurden die erhobenen Daten stark von gregären Jungraupen und Eigelegen einer Tagfalterart, Altinote dicaeus albofasciata (Nymphalidae), auf der Asteraceae Erato polymnioides dominiert. Diese und alle weiteren Raupengruppen und Eigelege wurden für die Analysen herabgewichtet und durch ihre dritte Wurzel ersetzt, da sie im Verhältnis zum Gesamtdatensatz stark überrepräsentiert waren. Die trophische Beziehung zur Wirtspflanze wurde durch Fraßexperimente überprüft. Hierbei stellte sich heraus, dass sich ein beträchtlicher Anteil von über 22% der Individuen (und bis zu 80% auf einzelnen Straucharten) nicht von der lebenden Biomasse des Strauches ernährt, auf dem die Raupe gefunden wurde, sondern von Totlaub, Flechten und Epiphyllen („Nicht-Herbivore“). Die Abundanz von Nicht-Herbivoren unterschied sich stark zwischen den Strauchfamilien, war jedoch auf Sträuchern unterschiedlicher Arten innerhalb der Familien weitestgehend konstant. Die Abundanz von herbivoren Lepidopteren waren dagegen im Mittel auf beiden Strauchfamilien sehr ähnlich, wies aber starke Unterschiede zwischen den einzelnen Straucharten auf. Herbivore Raupen waren zum weit überwiegenden Teil ektophage Folivore, während Florivore (2,3%) und semi-endophage Folivore (in Blattrollen, -tüten oder Gespinsten; 6,0%) selten waren.
Der Gesamtartenreichtum herbivorer Lepidopteren war mit 191 Arten auf 16 untersuchten Straucharten hoch, variierte aber zwischen einzelnen Straucharten bis zu 40fach. Nach Anwendung einer Rarefaction-Analyse verringerten sich diese Unterschiede erheblich, die Differenz der Artenzahl zwischen artenreichster und artenärmster Gemeinschaft lag jedoch immer noch beim 15fachen. Charakteristisch für Artengemeinschaften auf Piper waren eine niedrige effektive Artenzahl (gemessen als exponentielle Shannon-Entropie) und hohe Dominanz durch Arten der Geometridengattung Eois. Bei den Asteraceenarten wies die Raupengemeinschaft auf E. polymnioides mit A. dicaeus albofasciata als dominanter Art eine ähnliche Struktur auf, wohingegen die Gemeinschaften auf den übrigen beiden Asteraceenarten (Ageratina dendroides und Baccharis latifolia) von hoher effektiver Artenzahl und niedrigen Dominanzwerten geprägt waren. Daraus lässt sich ableiten, dass Raupengemeinschaften auf Piper-Arten und E. polymnioides von einem kleinen, vorhersagbaren Set an Kernarten definiert werden, während solche Kerngemeinschaften auf den verbleibenden beiden Asteraceenarten fehlen. Gemeinschaften auf Piper wiesen außerdem mit 62,8% als monophag eingestuften Schmetterlingsarten einen höheren Grad an Spezialisierung auf als auf Asteraceen mit 11,6% monophagen Schmetterlingsarten. Die beobachteten Diversitätsmuster deuten am ehesten auf einen formenden Einfluss durch (chemische) Herbivorenabwehr hin, während Größe des Verbreitungsgebiets und lokale Häufigkeit der Pflanzenarten eher eine untergeordnete Rolle für die assoziierten Raupengemeinschaften zu spielen scheint.