Abstract (deu)
Leopold von Kollonitsch machte eine wechselvolle Karriere während seines langen Lebens im 17. Jahrhundert, sowohl im weltlichen, als auch im kirchlichen Bereich, im Königreich Ungarn, wie in den österreichisch-böhmischen Ländern. In Ungarn stellte er wegen seines beherzten Katholizismus und seiner unerschütterlichen Loyalität für die Dynastie einen verhassten Charakter der Geschichtsschreibung dar, in Österreich wurde er wegen seiner Dienste bei der zweiten Türkenbelagerung Wiens zu einer der populärsten historischen Persönlichkeiten neben Rüdiger von Starhemberg. In der vorliegenden Diplomarbeit wurde versucht, die Ursachen dieses überaus positiven, aber mit der ungarischen Rezeption entgegengesetzten Kollonitsch-Bildes zu finden. Das ausgewählte Zeitalter ist die Zeit der sogenannten Ringstraße, Zeitalter der großen Stadtentwicklung in der Wiener Geschichte. Diese Ära fällt im Großen und Ganzen mit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zusammen. Wegen der Vielfältigkeit und großer Anzahl der möglichen Quellen spielten bei der Auswahl die Inituition und Selektion eine wichtige Rolle. Die positive Rezeption von Kollonitsch stand in engem Zusammenhang mit dem erwähnten Jubiläumstag, aus welchem Anlaß die Stadt Wien nach langen Vorbereitungsprozessen prestigevolle Events veranstaltete. Obwohl das Gedächtnis an die türkisch-osmanische Belagerung, möglicherweise wegen der wachsenden Anzahl der Einwohner türkischer Abstammung in Wien, und das damit verbundene Gedächtnis an Kollonitsch, seine Farben verlor, grüßt das einstig positive Kollonitsch-Bild auch in den heutigen Lexika zurück. Die vorliegende Arbeit, meinen Hoffnungen nach, wird noch den kommenden Kollonitsch-Forschungen als ein nützliches Werk dienen, um die faszinierende Lebensbahn und das nicht weniger faszinierende Zeitalter, in dem diese widersprüchliche Persönlichkeit lebte, näher zu beleuchten.