Abstract (deu)
Die vorliegende Studie wurde im Rahmen zweier Projekte zur Erfassung der Auswirkungen frühkindlicher außerfamiliärer Betreuung auf die kindliche Entwicklung durchgeführt: der Wiener Kinderkrippenstudie-WIKI und dem Tagespflegeprojekt-TAPRO. Ziel der Untersu-chung war es, die Bindungsentwicklung von Kleinkindern zu ihren Betreuungspersonen in den unterschiedlichen Betreuungskontexten (Krippe und Tagespflege) vergleichend zu unter-suchen. Dafür wurden anhand des Beobachtungsverfahrens Attachment Q-Sort (Waters, 1995) und einem Kodiersystem zur mikroanalytischen Verhaltenserfassung bei Kindern und Erzie-herinnen (Kappler et al., 2011) Daten von insgesamt 122 Kindern (67 Mädchen, 55 Jungen) aus beiden Projekten (WIKI: 56 Kinder, TAPRO: 66 Kinder) erfasst. Die Kinder waren zum Testzeitpunkt durchschnittlich 22,4 Monate alt. Es konnte gezeigt werden, dass zwischen Ta-gesmüttern und Kindern insgesamt mehr dyadische Interaktionen und auch mehr dyadische Spielsituationen bestehen, als zwischen Kindergartenpädagoginnen und Kindern. Auch legen Tagesmütter den Kindern gegenüber mehr bindungsförderliche Verhaltensweisen im Sinne aufmerksamer Zuwendung und Explorationsunterstützung an den Tag. Auf Ebene der globa-len Bindungssicherheit finden sich bei Tagesmüttern mehr sicher gebundene Kinder, als bei Kindergartenpädagoginnen. Des Weiteren äußern Kinder in der Tagespflege ein stärkeres Bedürfnis nach Sicherheit und nach Explorationsunterstützung und zeigen mehr Interesse an personenbezogener Kommunikation, als Kinder in Krippenbetreuung. Hinsichtlich der kindli-chen Freude am Körperkontakt mit der Erzieherin, dem Interesse an Anregungen durch die Erzieherin, dem Einsatz negativer Kommunikationssignale, sowie dem Streben nach exklusi-ver Aufmerksamkeit der Kinder konnten jedoch keine Unterschiede zwischen den genannten Betreuungsformen ermittelt werden.