Abstract (deu)
Zur Computersimulation von dynamischen Systemen im stationären Nichtgleichgewicht benötigt man virtuelle Thermostaten. Im ersten Teil dieser Dissertation testen wir neue thermostatisierende Randbedingungen, die von van Beijeren vorgeschlagen wurden. Sie bestehen aus nicht trivialen, zeitumkehrinvarianten Abbildungen, die dem Geschwindigkeitsvektor eines Teilchens unmittelbar vor einer Kollision mit der Thermostatwand einen Geschwindigkeitsvektor nach der Kollision zuordnen und gewisse Gleichgewichtsbedingungen erfüllen. Da dies keinen stochastischen sondern einen dynamischen Prozess darstellt, ermöglicht er die Berechnung vollständiger Lyapunov-Spektren auch für stationäre Nichtgleichgewichtszustände. Die Methode wurde zur Berechnung der Wärmeleitung eines zweidimensionalen Gases harter Scheiben angewandt. Ähnliche Simulationen wurden auch für ein modifiziertes Lorentz-Gas angestellt, bei dem zentrale Streukörper mit rauher Oberfläche Rotationsenergie mit der Translationsenergie eines Punktgases austauschen.
Das Schwergewicht dieser Dissertation liegt auf der Berechnung lokaler Lyapunov-Exponenten und deren kovarianten Lyapunov-Vektoren, die durch einen neuen Algorithmus (Ginelli et al., Phys. Rev. Lett. 99, 130601 (2007)) ermöglicht wird. Erstmals wird dieses Verfahren auf Vielteilchensysteme angewendet, wobei lokalisierte und delokalisierte Lyapunov-Moden und hyperbolische Eigenschaften der Systeme untersucht werden. Als Beispiele dienen ein planares Gas glatter Scheiben und das klassische Lorentz-Gas. Die Symmetrieeigenschaften von Gram-Schmidt und kovarianten Lyapunov-Vektoren werden am Beispiel eines eindimensionalen, wärmeleitenden Oszillators, der an ein räumlich variierendes Temperaturfeld gekoppelt ist, studiert. Während die lokalen kovarianten Exponenten in Richtung des Phasenflusses glatte Funktionen sind, finden wir transversal zum Fluss ein fraktales Verhalten. Wir zeigen auch, dass die kovarianten Vektoren die Zeitumkehrsymmetrie der ursprünglichen Bewegungsgleichungen widerspiegeln, während dies für die Gram-Schmidt Vektoren nicht der Fall ist. Weiters untersuchen wir die Konvergenzeigenschaften von Lyapunov-Spektren und die Verschränkung lokaler, über ein endliches Zeitintervall gemittelter Lyapunov-Exponenten.
Anhand eines Systems von rauhen harten Scheiben wird gezeigt, dass der symplektische Charakter des Systems verloren geht, wenn es zu einem Energieaustausch zwischen translatorischen und rotatorischen Freiheitsgraden kommt.