Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit widmet sich einem der zentralen Themengebiete der Soziologie: Der Frage der sozialen Gerechtigkeit. Ausgehend von einem Überblick über einige wesentliche normative Gerechtigkeitstheorien werden die Einstellungen der ÖsterreicherInnen zu Eckpfeilern des Gerechtigkeitsdiskurses analysiert. Es wird dabei untersucht, wie sich diese Einstellungen in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben. Dies wird in den Rahmen der Entwicklung von Einkommens- und Vermögensverteilung, der sich wandelnden Rolle des Wohlfahrtsstaates, sowie der Veränderungen im politischen Diskurs gestellt.
Die Untersuchung ist von der Annahme geleitet, dass Einstellungen der Bevölkerung in Einklang stehen mit hegemonialen Glaubenssätzen, die wiederum stark beeinflusst sind vom öffentlich-politischen Diskurs. Die zentrale Hypothese lautet daher, dass die Gerechtigkeitseinstellungen der ÖsterreicherInnen sich in den vergangenen Jahrzehnten weg von egalitären, Umverteilung befürwortenden Einstellungen hin zu leistungsbetonten und Staatstätigkeit ablehnenden Einstellungen entwickelt haben. Weiters wird die Annahme überprüft, dass Mitglieder privilegierterer Gruppen stärker antiegalitär ausgeprägte Einstellungen haben als weniger privilegierte Teile der Gesellschaft.
Zwar wird die Annahme bezüglich des Zusammenhangs zwischen sozioökonomischem Hintergrund und Gerechtigkeitseinstellungen großteils bestätigt, die Ergebnisse zeichnen aber vor allem in Bezug auf die zentrale Hypothese ein von Widersprüchen und Inkonsistenzen geprägtes Bild. Die Arbeit schließt mit Verweisen auf weitere interessante Forschungsfelder, insbesondere eine Analyse der sich verändernden Gerechtigkeitseinstellungen im Zuge der globalen Wirtschaftskrise. Weiters wird abschließend für die Untersuchung moralischer Urteile, wie etwa Gerechtigkeitseinstellungen, ein Rückgriff auf komplexere Erhebungsverfahren empfohlen.