Title (deu)
Das Wissen der Anstaltspsychiatrie in der Moderne
zur Geschichte der Heil- und Pflegeanstalten Am Steinhof in Wien
Parallel title (eng)
Knowledge of lunatic care in the modern age ; the history of the institution Am Steinhof in Vienna
Author
Sophie Ledebur
Advisor
Mitchell Ash
Assessor
Mitchell Ash
Gerd Müller
Abstract (deu)
Die 1907 am Wiener Stadtrand eröffnete Heil- und Pflegeanstalt Am Steinhof lässt auf besondere Weise nach dem Wissen der Anstaltspsychiatrie in der Moderne fragen. Erstens verweist bereits die enorme Dimension der zum Zeitpunkt ihrer Gründung größten psychiatrischen Anstalt in Europa auf komplexe gesellschaftspolitische Kontexte, die zu deren Erbauung führten. Zweitens wird mit der herausragenden architektonischen Gestaltung der gesamten Anstaltsanlage die Aufmerksamkeit unweigerlich auf die Bedeutung ihrer Wirkung auf eine Öffentlichkeit gelenkt. Drittens stellte deren Gründung die nun endgültige Trennung von der Klinik als dem Ort der Forschung und Lehre dar. Diese Aufteilung bedingte die Existenz zweier zwar nicht unverbundener, aber dennoch voneinander weitgehend unabhängiger Ausrichtungen innerhalb einer Disziplin und führte zu Reflexionen und (Neu-)Definitionen des nun eigenständigen Wissensraumes.
Die Einrichtung dieser Institution erwies sich zudem als ein Brennpunkt vieler Fragen der Gesundheitspolitik. Konzeption und weitergehende Reformen der psychiatrischen Anstalt bis in die späten 1920er Jahre zeigen, dass hier vielfach Praxis- und Kompetenzfelder erst ausgehandelt werden mussten. Die vorliegende Arbeit folgt der Entwicklung der Institution Am Steinhof aus dem Blickwinkel einer Geschichte des Wissens und richtet den Fokus auf die psychiatrische Praxis. Die historische Analyse der überwiegend auf die Versorgung ausgerichteten Anstalt zielt somit weniger auf ein akademisch etabliertes Wissen, sondern lenkt den Blick vielmehr auf grundlegende Strukturen der Systematisierung und die Organisation der sozialen und institutionellen Praktiken. Die nun gänzlich von der klinischen Psychiatrie getrennten Heil- und Pflegeanstalten Am Steinhof erweisen sich als ein Ort, an dem ein an die Institution gebundenes Alltagswissen, ein implizites Handlungswissen, ein auf Erfahrung basierendes Behandlungswissen, ein Wissen um Vorstellungen geistiger Gesundheit und Krankheit inklusive aller ihrer vielfältigen Übergangs- und Grauzonen, ein Regulierungswissen und nicht zuletzt ein Verwaltungswissen angewandt, verändert und auch in andere Bereiche weiter transferiert wurde.
Abstract (eng)
When founded in 1907, the hospital for mentally ill Am Steinhof at the outskirts of Vienna was the biggest institution of its kind in Europe. The modernist approach shows in the enormous dimension of the institution and the architecturally outstanding design of the building itself which points to a complex socio-political context. The foundation of the asylum also entailed the final separation of the clinic from the academic field of clinical psychiatry, concerned as it was with research and teaching. This development into two independent functions within one medical discipline demanded reflections upon and (re)definitions of the newly created knowledge space.
The dissertation traces the historical development of the Viennese mental hospital and follows research questions concerning the knowledge of the `modern psychiatry´ in its practice. The establishment of this very institution is crucial to many issues of health care policy of that era. Both the conceptual design and the ongoing reforms of the psychiatric care until the late 1920s shows that the fields of practice had to be mediated with various other areas of competence. The historical analysis of the mental home focuses less on academically established knowledge but rather on the powerful structures of the social and institutional practices. From the vantage point of a history of knowledge there occurs an implicit instructional knowledge, a practical knowledge on psychiatric treatment, a certain knowledge about mental sanity and insanity, including all its grey areas, as well as regulatory and administrative practice.
Keywords (eng)
psychiatric hospitalhistory of knowledgehistory of medicine
Keywords (deu)
AnstaltspsychiatrieGeschichte des WissensMedizingeschichte
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
Extent (deu)
364 S. : Ill., graph. Darst.
Number of pages
364
Association (deu)
Title (deu)
Das Wissen der Anstaltspsychiatrie in der Moderne
zur Geschichte der Heil- und Pflegeanstalten Am Steinhof in Wien
Parallel title (eng)
Knowledge of lunatic care in the modern age ; the history of the institution Am Steinhof in Vienna
Author
Sophie Ledebur
Abstract (deu)
Die 1907 am Wiener Stadtrand eröffnete Heil- und Pflegeanstalt Am Steinhof lässt auf besondere Weise nach dem Wissen der Anstaltspsychiatrie in der Moderne fragen. Erstens verweist bereits die enorme Dimension der zum Zeitpunkt ihrer Gründung größten psychiatrischen Anstalt in Europa auf komplexe gesellschaftspolitische Kontexte, die zu deren Erbauung führten. Zweitens wird mit der herausragenden architektonischen Gestaltung der gesamten Anstaltsanlage die Aufmerksamkeit unweigerlich auf die Bedeutung ihrer Wirkung auf eine Öffentlichkeit gelenkt. Drittens stellte deren Gründung die nun endgültige Trennung von der Klinik als dem Ort der Forschung und Lehre dar. Diese Aufteilung bedingte die Existenz zweier zwar nicht unverbundener, aber dennoch voneinander weitgehend unabhängiger Ausrichtungen innerhalb einer Disziplin und führte zu Reflexionen und (Neu-)Definitionen des nun eigenständigen Wissensraumes.
Die Einrichtung dieser Institution erwies sich zudem als ein Brennpunkt vieler Fragen der Gesundheitspolitik. Konzeption und weitergehende Reformen der psychiatrischen Anstalt bis in die späten 1920er Jahre zeigen, dass hier vielfach Praxis- und Kompetenzfelder erst ausgehandelt werden mussten. Die vorliegende Arbeit folgt der Entwicklung der Institution Am Steinhof aus dem Blickwinkel einer Geschichte des Wissens und richtet den Fokus auf die psychiatrische Praxis. Die historische Analyse der überwiegend auf die Versorgung ausgerichteten Anstalt zielt somit weniger auf ein akademisch etabliertes Wissen, sondern lenkt den Blick vielmehr auf grundlegende Strukturen der Systematisierung und die Organisation der sozialen und institutionellen Praktiken. Die nun gänzlich von der klinischen Psychiatrie getrennten Heil- und Pflegeanstalten Am Steinhof erweisen sich als ein Ort, an dem ein an die Institution gebundenes Alltagswissen, ein implizites Handlungswissen, ein auf Erfahrung basierendes Behandlungswissen, ein Wissen um Vorstellungen geistiger Gesundheit und Krankheit inklusive aller ihrer vielfältigen Übergangs- und Grauzonen, ein Regulierungswissen und nicht zuletzt ein Verwaltungswissen angewandt, verändert und auch in andere Bereiche weiter transferiert wurde.
Abstract (eng)
When founded in 1907, the hospital for mentally ill Am Steinhof at the outskirts of Vienna was the biggest institution of its kind in Europe. The modernist approach shows in the enormous dimension of the institution and the architecturally outstanding design of the building itself which points to a complex socio-political context. The foundation of the asylum also entailed the final separation of the clinic from the academic field of clinical psychiatry, concerned as it was with research and teaching. This development into two independent functions within one medical discipline demanded reflections upon and (re)definitions of the newly created knowledge space.
The dissertation traces the historical development of the Viennese mental hospital and follows research questions concerning the knowledge of the `modern psychiatry´ in its practice. The establishment of this very institution is crucial to many issues of health care policy of that era. Both the conceptual design and the ongoing reforms of the psychiatric care until the late 1920s shows that the fields of practice had to be mediated with various other areas of competence. The historical analysis of the mental home focuses less on academically established knowledge but rather on the powerful structures of the social and institutional practices. From the vantage point of a history of knowledge there occurs an implicit instructional knowledge, a practical knowledge on psychiatric treatment, a certain knowledge about mental sanity and insanity, including all its grey areas, as well as regulatory and administrative practice.
Keywords (eng)
psychiatric hospitalhistory of knowledgehistory of medicine
Keywords (deu)
AnstaltspsychiatrieGeschichte des WissensMedizingeschichte
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
Number of pages
364
Association (deu)
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