Abstract (deu)
Die Arbeit beschäftigt sich mit Ursprung und Formierung der US-amerikanischen Reorientierungs-Konzepte für eine Nachkriegsdemokratisierung und deren Umsetzung nach 1945, dargestellt anhand von Fallbeispielen im Bereich des universitär-akademischen Wiederaufbaus in Österreich in den Jahren 1945-1955.
Auf Basis umfangreichen Primärquellenmaterials werden die Veränderungen und Konkretisierungen der US-Reorientierung, beginnend in den Kriegsjahren bis zu den US-Propagandastrategien zur Zeit des ausbrechenden Kalten Krieges, dargestellt und analysiert. Die zivilgesellschaftliche Intention der US-Reorientierung, durch „geistige Abrüstung“ und langfristige Demokrati¬sierungs¬maßnahmen zu einer nachhaltigen Friedensicherung beizutragen, verengte sich nach Kriegsende unter dem pragma-tischen Blickwinkel militärischer Besatzungsaufgaben zunächst auf ein schmales Kontrollrepertoire kultur-, bildungs- und wissenschaftspolitischer Aufgaben, bis die US-Reorientierung schließlich vollends zum Instrument des Kalten Krieges wurde. Das edukative Experiment einer mentalen gesellschaftlichen Umorientierung wurde so selbst in seinem Kernbereich, der vollständigen Entnazi¬fizierung, nur überaus eingeschränkt wirksam. Im Windschatten der wissenschaftspolitischen „non-inter-ference-policy“ der US-Militärverwaltung in Österreich vollzog sich der universitär-akademische Wieder¬aufbau weit gehend ohne alliierte Kontrolle und Supervision in restaurativen Bahnen.