You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1281874
Title (deu)
Agenda Shaping-Strategien österreichischer politischer Parteien auf EU-Ebene
Parallel title (eng)
Agenda shaping strategies of Austrian political parties on the EU-level
Author
Joachim Kurz
Adviser
Peter Gerlich
Assessor
Peter Gerlich
Abstract (deu)

Die wichtiger werdende Parteipolitisierung der Europäischen Union wirft die Frage nach den zentralen Akteuren auf. In dieser Arbeit werden nicht europäische, sondern nationale Parteien als solche definiert. Begreift man sie als ebenenübergreifende, rationelle und nutzenmaximierende Akteure, kann man ihre Zielverfolgung hinsichtlich ihrer Stimmen- (votes), Ämter- (offices) und ihre Ziele, politische Inhalte (policies) durchzusetzen, auf unterschiedlichen Ebenen verorten. Während der politische Wettbewerb auf nationaler Ebene bestritten wird, sollte demnach die Europäische Union die relevante Arena der Policy-Bestrebungen sein. Die Themensetzung ist dafür die notwendige Vorbedingung.

Für die Untersuchung österreichischer Parteien wurde das Agenda Shaping-Konzept herangezogen (vgl. Tallberg 2003), das drei Dimensionen umfasst: das Setzen (agenda setting), das Strukturieren (agenda structuring) und das Ausschließen von Themen (agenda exclusion). Anhand dieses Konzeptes wurden SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grüne untersucht, wobei aus der theoretischen Auseinandersetzung abgeleitet wurde, dass sich die Agenda Shaping-Strategien der Parteien anhand von drei Faktoren unterscheiden: Regierungsbeteiligung, Europartei und Parteistruktur.

Die empirische Datenerhebung erfolgte durch vier leitfadengestützte Experteninterviews. Die Auswahl der Interviewpersonen erfolgte nach dem Prinzip der inhaltlichen Repräsentation (vgl. Mayer 2009) und die Auswertung geschah durch ein interpretatives Verfahren, das mit kleinen Modifikationen dem 5-Schritte-Modell von Meuser und Nagel (1991; 2002; 2010) folgte.

Die Untersuchung offenbarte das Fehlen einer umfassenden Strategie für EU-Agenda Shaping der österreichischen Parteien. Alle weisen jedoch in verschiedener Weise strategische Überlegungen auf. Das folgt hauptsächlich der Wichtigkeit der im Voraus zu erarbeitenden inhaltlichen Vorschläge zur Beeinflussung der Themensetzung, zielt aber nicht immer auf die europäische Ebene, sondern oft auf den parteiinternen Meinungsbildungsprozess bei EU-Themen. Das trifft ebenso auf die zweite Dimension des Agenda Shapings – agenda structuring - zu. Beim Fernhalten von Themen von der Agenda zeigte sich der große Einfluss der Europäischen Kommission. Aufgrund ihres Initiativmonopols besitzt sie so große Themensetzungsmacht, dass agenda exclusion beinahe unmöglich ist. Die formelle Themensetzungsmacht stellte sich auch als dominierender Einflussfaktor auf die Agenda Shaping-Strategien der Parteien heraus. Regierungsbeteiligung kann als bestimmend angesehen werden, die nicht nur auf die Themensetzung, sondern auf die Partei selbst Einfluss ausübt. Die anderen Faktoren stellten sich keineswegs als wirkungslos dar, jedoch dürfen sie nicht isoliert, sondern in Kombination miteinander verstanden werden. Je nach Kombination ergibt sich eine mehr oder weniger wirkungsvolle Kompensation der fehlenden Regierungsbeteiligung.

Abstract (eng)

In an increasingly party-politicized European Union, the question emerges who the central players are. This master thesis defines national rather than European parties as such and recognizes them as rational, utility-maximizing, multi-level players pursuing their goals of votes, offices and policies on different levels. While the national level is the venue for political contestation for votes and offices, the European Union represents the relevant arena for their policy-efforts. Agenda setting is therefore a necessary precondition.
The examination of the Austrian parties SPÖ, ÖVP, FPÖ and Grüne is based on Tallberg’s (2003) concept of agenda shaping which comprises the three dimensions of agenda setting, agenda structuring and agenda exclusion. Agenda shaping strategies of Austrian parties are assumed to differ in three factors: incumbency, membership in a European party alliance and their overall party structure.

Four guideline-based expert interviews were led and the interviewees were selected according to the principle of contentual representation (cf. Mayer 2009). The analysis of the interviews were based on Meuser and Nagel’s 5-step-model (1991;2002, 2010).

The analysis revealed the absence of comprehensive strategies regarding agenda shaping in the EU. However, Austrian parties are still reflecting about their approaches what basically means preparing issue proposals. Such proposals are not necessarily designated for the European Union, but often aim at influencing the opinion-making process within the own party – what also comes into effect for the dimension of agenda structuring. Moreover, agenda exclusion is regarded as almost impossible due to the European Commission’s commanding agenda setting powers.
Formal agenda setting power that is linked to incumbency emerged as most important factor in this analysis. It does not only shape parties’ agenda setting-strategies but also influences the parties itself. Other factors have an influence too, but must not be isolated. Depending on their combination that can be applied for the examined parties, strategies attempting to compensate the disadvantages of the opposition status can be more or less effective.

Keywords (eng)
agendaagenda shapingpartyEUAustria
Keywords (deu)
AgendaAgenda ShapingParteiEUÖsterreichThemensetzung
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1281874
rdau:P60550 (deu)
159, IXV S.
Number of pages
159
Members (1)
Title (deu)
Agenda Shaping-Strategien österreichischer politischer Parteien auf EU-Ebene
Parallel title (eng)
Agenda shaping strategies of Austrian political parties on the EU-level
Author
Joachim Kurz
Abstract (deu)

Die wichtiger werdende Parteipolitisierung der Europäischen Union wirft die Frage nach den zentralen Akteuren auf. In dieser Arbeit werden nicht europäische, sondern nationale Parteien als solche definiert. Begreift man sie als ebenenübergreifende, rationelle und nutzenmaximierende Akteure, kann man ihre Zielverfolgung hinsichtlich ihrer Stimmen- (votes), Ämter- (offices) und ihre Ziele, politische Inhalte (policies) durchzusetzen, auf unterschiedlichen Ebenen verorten. Während der politische Wettbewerb auf nationaler Ebene bestritten wird, sollte demnach die Europäische Union die relevante Arena der Policy-Bestrebungen sein. Die Themensetzung ist dafür die notwendige Vorbedingung.

Für die Untersuchung österreichischer Parteien wurde das Agenda Shaping-Konzept herangezogen (vgl. Tallberg 2003), das drei Dimensionen umfasst: das Setzen (agenda setting), das Strukturieren (agenda structuring) und das Ausschließen von Themen (agenda exclusion). Anhand dieses Konzeptes wurden SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grüne untersucht, wobei aus der theoretischen Auseinandersetzung abgeleitet wurde, dass sich die Agenda Shaping-Strategien der Parteien anhand von drei Faktoren unterscheiden: Regierungsbeteiligung, Europartei und Parteistruktur.

Die empirische Datenerhebung erfolgte durch vier leitfadengestützte Experteninterviews. Die Auswahl der Interviewpersonen erfolgte nach dem Prinzip der inhaltlichen Repräsentation (vgl. Mayer 2009) und die Auswertung geschah durch ein interpretatives Verfahren, das mit kleinen Modifikationen dem 5-Schritte-Modell von Meuser und Nagel (1991; 2002; 2010) folgte.

Die Untersuchung offenbarte das Fehlen einer umfassenden Strategie für EU-Agenda Shaping der österreichischen Parteien. Alle weisen jedoch in verschiedener Weise strategische Überlegungen auf. Das folgt hauptsächlich der Wichtigkeit der im Voraus zu erarbeitenden inhaltlichen Vorschläge zur Beeinflussung der Themensetzung, zielt aber nicht immer auf die europäische Ebene, sondern oft auf den parteiinternen Meinungsbildungsprozess bei EU-Themen. Das trifft ebenso auf die zweite Dimension des Agenda Shapings – agenda structuring - zu. Beim Fernhalten von Themen von der Agenda zeigte sich der große Einfluss der Europäischen Kommission. Aufgrund ihres Initiativmonopols besitzt sie so große Themensetzungsmacht, dass agenda exclusion beinahe unmöglich ist. Die formelle Themensetzungsmacht stellte sich auch als dominierender Einflussfaktor auf die Agenda Shaping-Strategien der Parteien heraus. Regierungsbeteiligung kann als bestimmend angesehen werden, die nicht nur auf die Themensetzung, sondern auf die Partei selbst Einfluss ausübt. Die anderen Faktoren stellten sich keineswegs als wirkungslos dar, jedoch dürfen sie nicht isoliert, sondern in Kombination miteinander verstanden werden. Je nach Kombination ergibt sich eine mehr oder weniger wirkungsvolle Kompensation der fehlenden Regierungsbeteiligung.

Abstract (eng)

In an increasingly party-politicized European Union, the question emerges who the central players are. This master thesis defines national rather than European parties as such and recognizes them as rational, utility-maximizing, multi-level players pursuing their goals of votes, offices and policies on different levels. While the national level is the venue for political contestation for votes and offices, the European Union represents the relevant arena for their policy-efforts. Agenda setting is therefore a necessary precondition.
The examination of the Austrian parties SPÖ, ÖVP, FPÖ and Grüne is based on Tallberg’s (2003) concept of agenda shaping which comprises the three dimensions of agenda setting, agenda structuring and agenda exclusion. Agenda shaping strategies of Austrian parties are assumed to differ in three factors: incumbency, membership in a European party alliance and their overall party structure.

Four guideline-based expert interviews were led and the interviewees were selected according to the principle of contentual representation (cf. Mayer 2009). The analysis of the interviews were based on Meuser and Nagel’s 5-step-model (1991;2002, 2010).

The analysis revealed the absence of comprehensive strategies regarding agenda shaping in the EU. However, Austrian parties are still reflecting about their approaches what basically means preparing issue proposals. Such proposals are not necessarily designated for the European Union, but often aim at influencing the opinion-making process within the own party – what also comes into effect for the dimension of agenda structuring. Moreover, agenda exclusion is regarded as almost impossible due to the European Commission’s commanding agenda setting powers.
Formal agenda setting power that is linked to incumbency emerged as most important factor in this analysis. It does not only shape parties’ agenda setting-strategies but also influences the parties itself. Other factors have an influence too, but must not be isolated. Depending on their combination that can be applied for the examined parties, strategies attempting to compensate the disadvantages of the opposition status can be more or less effective.

Keywords (eng)
agendaagenda shapingpartyEUAustria
Keywords (deu)
AgendaAgenda ShapingParteiEUÖsterreichThemensetzung
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1281875
Number of pages
159