Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit basiert auf der Annahme, dass globale, soziale und ökonomische Wandlungsprozesse, ebenso wie die aktuelle Krise der Weltwirtschaft, Druck auf bislang dominante politische Strukturen und demokratische Systeme der Partizipation ausüben, was in Folge das Konstrukt der Politischen Legitimität herausfordert. Diese Prozesse erfassen so genannte „industrialisierte“ Länder ebenso wie „Entwicklungsländer“ seit geraumer Zeit. Sie finden Ausdruck etwa in neuen Machtasymmetrien zwischen ökonomischen und politischen Akteuren, oder in wachsenden globalen, wie lokalen Ungleichheiten.
Das honduranische politische System scheint, vor allem in jüngerer Zeit, von besonders mangelhafter Einlösung Politischer Legitimität gekennzeichnet. Dies wird in der Einleitung der vorliegenden Arbeit genauer behandelt. In diesem Kontext wird die zentrale Forschungsfrage formuliert: In welcher Art und Weise beeinflussen Politische Legitimität (verstanden als die subjektive Evaluation der verschiedenen Institutionen des politischen Systems) und demokratische Einstellungen verschiedene Formen politischen Verhaltens von Studierenden an honduranischen Universitäten? Welche Rolle spielen soziale Merkmale und andere Faktoren in diesen Beziehungen?
Der theoretische Teil dieser Arbeit geht der Frage nach der Bedeutung von politischer Partizipation in Demokratiegeschichte und -theorie, sowie in der Entwicklungspolitik, nach. Des Weiteren werden Entwicklung, Methodik und wichtige Erkenntnisse der empirischen Partizipationsforschung vorgestellt. Vor allem von Letzteren werden spezifischere Forschungsfragen abgeleitet und Hypothesen formuliert. Um diese zu testen wurde ein standardisierter Fragebogen entwickelt und eine Online-Befragung in Honduras durchgeführt. Mit der engagierten Hilfe einiger KollegInnen in Honduras, die den Fragebogen unter den Studierenden verbreitet haben, überschritt der Datensatz letztlich eine Anzahl von 350 Fällen. Bei der Beurteilung der Ergebnisse muss bedacht werden, dass die Beantwortung auf Online-Partizipation beruhte, was die Repräsentativität einschränkt.
Neben anderen Ergebnissen zeigten die Daten eine Art Polarisierung zwischen Wählen (bei den nationalen Wahlen 2009) und den meisten anderen Formen politischer Partizipation, insbesondere Protest, ausgedrückt in negativen statistischen Beziehungen. Während niedrige politische Legitimität mit Wahlenthaltung verbunden schien, führte sie nicht zu politischer Passivität, sondern erhöhte eher die Wahrscheinlichkeit der Partizipation in anderen Bereichen. Niedrige Legitimität schien sehr verbreitet zu sein und war mit einem geringen Ausmaß an wahrgenommener Demokratie verbunden (sehr schiefe Verteilungen stellen allerdings auch das Messinstrument in Frage). Soziale Merkmale wie Alter oder Geschlecht zeigten keinen bedeutenden Einfluss auf politische Einstellungen und politisches Verhalten. Andere Faktoren allerdings, wie Links-Rechts Selbsteinstufung oder die Frage danach, ob an privaten oder öffentlichen Universitäten studiert wird, zeigten Effekte.
Eine große Anzahl von Studierenden hat der Befragung (teilweise längere) Kommentare zum Thema angefügt. Diese finden sich (in anonymisierter Form) im Anhang der Arbeit. Sie sollen tiefere Einblicke in die politischen Einstellungen und Verhaltensweisen der honduranischen Studierenden ermöglichen.