Abstract (deu)
Die Arbeit zielt auf die Zusammenführung von westlichem und chinesischem Denken als zwei fundamental verschiedenen philosophischen Ansätzen. Es wird versucht, dieses Ziel durch den Vergleich von Nietzsche mit den daoistischen Denkern Laozi und Zhuangzi zu verwirklichen, wobei der Fokus auf den Überlappungen ihrer Philosophien liegt. Ihre Kritik an absoluten und metaphysischen Konzepten ist dabei eine entscheidende Vorbedingung für eine Pluralität des Denkens, welche in der modernen, globalisierten Welt nötig ist.
Es wird argumentiert, dass die klassisch abendländische Philosophie unter den Begriff „Wahrheitssuche“ gefasst werden kann, welche eine präzise Benennung dessen bedeutet, was „wahr“ und was „falsch“ sei. Der Begriff „Weisheit“ impliziert hingegen , dass dem Sein ein gewisses Mehr zukommt, als mit Worten (und analog dazu: mit mathematischen Formeln) zum Ausdruck gebracht werden kann. Weisheit ist das entscheidende Element in den Philosophien Nietzsches und der Daoisten. In dieser Arbeit versuche ich deren Bedeutung in Abgrenzung zum Konzept der Wahrheit in der klassisch abendländischen Philosophie darzustellen.
Das Ergebnis ist eine fundamental neue Perspektive der Wahrnehmung, ein neuer Weg der Erkenntnisfindung, eine neue Herangehensweise an das Dasein, und eine neue Weise der Existenz – wie sie vom nietzscheschen Begriff des „Übermenschen“ suggeriert wird. Interessanterweise finden sich ähnliche Vorstellungen in der daoistischen Lehre vom „wahren Menschen“. Nietzsche, der am Ende der abendländischen Philosophietradition steht, fungiert in diesem Sinn als Verbindungspunkt zwischen westlichem und östlichem Denken.
Indem ich Nietzsche aus daoistischer Sicht und umgekehrt die Daoisten aus nietzschescher Perspektive lese, hoffe ich eine fruchtbare Verbindung herzustellen, und damit zu exemplifizieren, wie westliche und östliche Philosophie zusammengeführt werden können.