Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit erkundet das Verhalten des Imperium Romanum gegenüber den Goten des 3. und 4. Jahrhunderts n. Chr. Zunächst wird untersucht, ob sich ein gotischer Blickwinkel auf die Ereignissgeschichte ausmachen lässt. Das einzige Geschichtswerk, welches den Anspruch erhebt, entsprechende gotische Überlieferungen zu beinhalten, sind die so genannten Getica des Jordanes aus dem 6. Jahrhundert. Dabei handelt es sich jedoch um eine abgeänderte Fassung der Gotengeschichte des Cassiodorus, einer von Ostgotenkönig Theoderich in Auftrag gegebenen Propagandaschrift, die sehr wahrscheinlich zu wenige authentische Überlieferungen der Goten enthielt, um Rückschlüsse auf Sichtweisen und Standpunkte der Goten des 3. und 4. Jahrhunderts zulassen zu können.
Als Nächstes wird der Frage nachgegangen, ob sich die Römer überhaupt eingehend mit den Goten auseinandersetzten und welche Folgerungen man daraus auf die Intensität der römischen Berichterstattung über die gegenseitigen Beziehungen erschließen kann. Es zeigt sich, dass die Römer, mit Ausnahme des Geschichtswerks des Ammianus Marcellinus, kein echtes Interesse an den Goten zu haben schienen.
Der Hauptteil der Arbeit verfolgt und analysiert die Interaktion zwischen Goten und Römern von den ersten Überfällen auf römische Territorien in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts bis zu ihrem Eintritt in die Dienste des römischen Kaisers Theodosius I. bis zu dessen Tod 395 n. Chr. Die Arbeit kommt allerdings zu dem Schluss, dass es vor Theodosius I. keine römische Gotenpolitik im eigentlichen Sinne gab, da sich Vorgehen und Verhalten der Römer gegenüber den Goten trotz spektakulärer Einzelaktionen nicht wesentlich von jenem gegenüber anderen barbarischen Gruppierungen unterschied.