Abstract (deu)
Diese Studie zeigt, dass sich positive Spuren von vergangenen Handlungen in Form von erworbenem Besitz durch Händewaschen auflösen lassen. Als Erklärungsansätze werden das Konzept des Embodiment und der Endowment-Effekt herangezogen. Embodiment meint die Tatsache, dass von körperlichem Erleben auf psychische Bewertungsprozesse geschlossen werden kann; der Endowment-Effekt beschreibt den Effekt, dass man nicht mehr bereit ist, etwas in seinem Besitz Befindliches wieder herzugeben. Es werden die Zusammenhänge von psychologischem Besitzanspruch und Verlustaversion mit körperlichen Prozessen erforscht. Aktuelle Befunde aus der Embodimentforschung zeigen den enormen Einfluss physiologischer Vorgänge auf die kognitiven Bewertungsprozesse. Das Phänomen des Händewaschens spielt im Zusammenhang mit Bewertungen moralischer Art und postdezisionaler Dissonanz eine wichtige Rolle. Die vorliegende Arbeit untersucht erstmals die Bedeutung von Embodiment im Kontext einer konkreten Entscheidungssituation. Während der Fokus der bisherigen Studien auf der auflösenden Wirkung von Händewaschen im Zusammenhang mit negativ wahrgenommenen Spuren von vorangegangenem Verhalten lag, untersucht diese Studie die auflösende Wirkung von Händewaschen in Bezug auf positiv wahrgenommene Spuren des Verhaltens in Form von psychologischem Besitzanspruch. In einer experimentellen Untersuchung wurde bei TeilnehmerInnen (n=105) mit jeweils einem von zwei gleichwertigen Objekten ein Endowment-Effekt induziert. Der Besitzanspruch auf das erhaltene Objekt konnte durch das Händewaschen eliminiert werden. Auf Basis der Ergebnisse werden außerdem Implikationen für die Forschung bezüglich des Entscheidungsverhaltens von Menschen diskutiert.