Abstract (deu)
Das ehemalige Benediktinerinnenkloster in Erla – auch Erlakloster genannt – zählt zu den ältesten Klostergründungen Niederösterreichs. Das Kloster befindet sich in Erla, einem kleinen Ort nahe der Grenze zum oberösterreichischen Mühlviertel. Die noch heute zum Großteil erhaltene Anlage besteht aus zwei Höfen – dem Kreuzganghof und dem Brunnenhof – welche auf einem leicht nach Südwesten abfallenden Hügel errichtet sind.
Die Diplomarbeit widmet sich zwei Schwerpunkten: Einerseits einer Darstellung der Baugeschichte des Klosters und zum anderen wird versucht, die für ein mittelalterliches Frauenkloster charakteristischen Räumlichkeiten in Erla zu rekonstruierten. Beide Aspekte werden auf Grundlage des Baubefundes, erhaltener Schriftquellen sowie einer vergleichenden Analyse zu anderen Frauenklöstern behandelt. Dabei finden auch sozialhistorische Aspekte eine besondere Berücksichtigung.
Über die Gründungsgeschichte des Klosters ist nur wenig bekannt. Der undatierte Stiftsbrief wurde mittlerweile als Fälschung anerkannt. Auch das Konradinium vom 22. Mai 1151, welche die Stiftung bestätigt, gibt keine näheren Auskünfte über ein Gründungsdatum. Eine Gründung muss daher entweder bereits im 11. Jahrhundert oder Mitte des 12. Jahrhunderts erfolgt sein.
In weitere Folge hat sich das Kloster durch die ausgezeichnete Führung seiner Äbtissinnen zu einem bedeutenden wirtschaftlichen und rechtlichen Standort in der Umgebung entwickelt. Besonders hervorzuheben ist das Gerichtsprivilegium vom 26. November 1239.
Obwohl bereits von einer früheren Blütezeit ausgegangen werden kann, welche architektonische Maßnahmen ermöglichte, ist heute vor allem das Erscheinungsbild, welches dem Kloster im 15. und 16. Jahrhundert – vornehmlich durch die Äbtissinnen Elisabeth von Eitzing und Agatha von Tanberg – verliehen wurde, prägnant. Eine Analyse der Bauformen sowie eine kritische Betrachtung der Literatur ergeben, dass es sich bei diesen Bauten um keine Neubauten, sondern lediglich um Umbauten handelt. Die Grundsubstanz der Anlage, wie in etwa der innere Hof und auch Teile des äußeren Hofes sowie die Kirche dürften auf frühere Zeit zurückgehen.
Grundlegend für die architektonische Ausgestaltung eines Frauenklosters waren die Bestimmung zur Klausur. Der klösterliche Alltag erlaubte, aber nicht immer eine derart strenge Einhaltung, wie in den Statuten verlangt. Im Erlakloster ist es vor allem sein Faktor als wirtschaftlicher und rechtlicher Standort sowie die vermutete Pfarrfunktion der Klosterkirche, welche eine zumindest beschränkte Öffentlichkeit der Klosteranlage zur Folge gehabt haben dürften. In der Architektur spiegelt sich dies durch eine Trennung in einen Bereich der ausschließlich den Konventualinnen vorbehalten war sowie einen Bereich der auch für Laien zugänglich war wieder.
Bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts kam es zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die das Ende der Benediktinerinnen in Erla einleiteten. 1583 wurde das verarmte Kloster auf Initative Erzherzogin Elisabeth in das Wiener Klarissenkloster St Maria, Königin der Engel, inkorporiert. Unter den Klarissen erlebte das Erlakloster nochmals einen wirtschaftlichen Aufschwung, es kam nur zu geringen architektonischen Veränderungen. Als 1782 das Königinkloster von Joseph II. aufgelassen wurde, wurde auch die Herrschaft Erla wenige Zeit später verkauft. Noch heute befindet sich das ehemalige Kloster in Privatbesitz und wird als Schloss genutzt.