Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit geht in ihrer Analyse zunächst den für die Wissensgesellschaft spezifischen Diskrepanzen zwischen Ideal und Wirklichkeit nach. Die konkreten Defizite, die dabei sichtbar werden, führen zu der These, dass die gegenwärtige Wissensgesellschaft durch ein ökonomisch-rationales Verständnis von wertvollem und erstrebenswertem Wissen geprägt ist. Sie führen ferner zu der
These, dass dieses eingeschränkte Verständnis auf wirtschaftlich verwertbares Wissen aus
normativ-demokratiepolitischen Gründen um reflektierendes und gesellschaftlich reflexives
Wissen erweitert werden muss. Ausgehend davon bleibt diese Arbeit nicht bei der Analyse der Defizite und der bloßen Forderung nach dem Idealzustand stehen, sondern unternimmt den Versuch, einen möglichen Weg für die praktische Ausgestaltung der sozialen Aufklärung und der Demokratisierung von Wissen aufzuzeigen und gangbar zu machen. Sie knüpft dabei an das bildpädagogische Projekt von Otto Neurath an, welches sowohl vom theoretisch-aufklärerischen Anspruch als auch vor dem Hintergrund des gegenwärtigen iconic turn als besonders anschlussfähig erscheint. Sie rekonstruiert deshalb das Werk von Otto Neurath im Detail und unternimmt in einer kritischen Revision dann den Versuch, sowohl das theoretische als auch das graphische Werk Neuraths auf seine möglichen Anknüpfungspunkte für eine zeitgenössische Form sozialer Aufklärung durch visuelle Mittel zu überprüfen, es mit dem spezifischen Kontext der Wissensgesellschaft und den gegenwärtigen medialen Entwicklungen abzugleichen und entsprechend zu modifizieren. Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass das Neurathsche Werk von enormer Aktualität für die Anforderungen einer defizitären Wissensgesellschaft ist und seine theoretischen wie graphischen Prinzipien in weiten Teilen auch für eine zeitgenössische Form der visuellen sozialen Aufklärung übernommen werden können.