Abstract (deu)
Das zentrale Thema dieser Diplomarbeit ist die Bindungsbeziehung zwischen Erzieher/innen und Kindern. Es wird untersucht, ob das Konzept der Spielfeinfühligkeit, das ist die feinfühlige Herausforderung durch eine erwachsene Bezugsperson während des kindlichen Spiels, Relevanz für die Bindungstheorie und darin besonders für die Erzieher/innen-Kind-Bindung haben kann und ob auf dieser Einschätzung aufbauend die „Sensitive and Challenging Interactive Play Scale“ (kurz: SCIP-Skala) zur Erforschung dieser Bindungsbeziehung herausgezogen werden kann.
Zu Beginn werden zentrale Faktoren der Erzieher/innen-Kind-Bindung mit relevanten Kriterien der Bindungsbeziehungen von Kindern zu ihren Müttern und Vätern verglichen. In der Analyse stellt sich heraus, dass die für die Vater-Kind-Bindung bedeutsame Spielfeinfühligkeit ebenfalls Bedeutung für das Entstehen einer Erzieher/innen-Kind-Bindung haben kann, weil von pädagogischen Fachkräften die Unterstützung des kindlichen Lernprozesses im Rahmen von Explorations- oder Spieltätigkeiten gefordert ist. Die Spielfeinfühligkeit wird in weiterer Folge theoretisch in der Bindungstheorie verankert, indem das ursprüngliche Bindungskonzept im Zuge einer argumentativen Beweisführung um die ebenfalls als bindungsrelevant nennbaren Faktoren positive kindliche Affektivität, kindliches Interesse an Neuartigem und die Funktionalität von Bindung für die Aneignung von Wissen erweitert wird.
Der zweite Teil dieser Diplomarbeit untersucht mögliche methodische Umsetzungen zur Erforschung der Erzieher/innen-Kind-Bindung. Eine leicht veränderte Version des Attachment Q-Sort (kurz: AQS), ein Test zur Erhebung der Mutter-Kind-Bindung, wird in der aktuellen Erzieher/innen-Kind-Bindungsforschung angewendet. Die reflexive Auseinandersetzung mit dieser methodischen Herangehensweise zeigt, dass Kriterien, die für die Entstehung einer Erzieher/innen-Kind-Bindung als wesentlich erachtet werden, durch den AQS-E nicht ausreichend erhoben werden können.
Vor dem Hintergrund der bisherigen Erkenntnisse wird schließlich in einer empirischen Untersuchung die SCIP-Skala an konkreten Spielsequenzen aus Videomaterial der „Wiener Kinderkrippen Studie“ (kurz: WiKi-Studie) angewandt. Durch den Einsatz des Forschungsinstruments SCIP-Skala kann die Feinfühligkeit des/der Erziehers/Erzieherin im gemeinsamen Spiel mit dem Kind erhoben werden. Im Gegensatz zum AQS-E fokussiert die SCIP-Skala zur Gänze das Verhalten des Erziehers/der Erzieherin im Spiel und im Umgang mit dem Kind. Während durch den AQS-E anhand eines umfangreichen Item-Kataloges Aussagen über die Bindungssicherheit des Kindes aufgrund des beobachteten kindlichen Verhaltens getroffen werden können, wird mittels der SCIP-Skala die Spielfeinfühligkeit des Erziehers/der Erzieherin untersucht. Die erhobenen Daten durch den AQS-E und die Spielfeinfühligkeit, erhoben durch die SCIP-Skala, werden verglichen. Es werden mögliche Zusammenhänge zwischen diesen beiden Forschungsinstrumenten hergestellt.
Die Diplomarbeit schließt mit der Einschätzung, dass, sowohl aufgrund theoretischer Argumentation als auch erster empirischer Erkenntnisse, die Spielfeinfühligkeit eines Erziehers/einer Erzieherin ein wesentliches Kriterium einer Erzieher/innen-Kind-Bindung ist und die SCIP-Skala als ein mögliches Forschungsinstrument zur Erhebung dieser Bindungsbeziehung eingesetzt werden könnte.