Abstract (deu)
Diese Arbeit untersucht den lateinischen Translationsbericht „Translatio Sanctae Delicianae“ von Gutolf von Heiligenkreuz, einem gelehrten Mönch, der in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts literarisch tätig war. In zwei einleitenden Kapiteln werden zuerst der Autor und sein Text vorgestellt, dann wird auf die Entwicklung des Reliquienkultes und die literarische Gattungsform der Translationsberichte eingegangen.
Die Arbeit bietet sowohl einen Überblick über die politischen Ereignisse zur Zeit des Konflikts zwischen dem böhmischen König Otakar II. und dem deutschen König Rudolf I. von Habsburg, als auch über die Stadt Wien und die beiden im Text vorkommenden Wiener Frauenklöster St. Niklas vor dem Stubentor und St. Niklas in der Singerstraße.
Der gesamte lateinische Text, der 1908 von Oswald Redlich und Anton E. Schönbach ediert wurde und sich im Anhang befindet, ist erstmals in dieser Arbeit übersetzt worden. Zur kompletten deutschen Übertragung wurde auch ein Kommentar verfasst, der etwaige sprachliche und stilistische Besonderheiten berücksichtigt und den historischen Hintergrund und Fachbegriffe zu erklären versucht. Neben der Interpretation des Textes wird auch darauf eingegangen, wie der Translationsbericht als historische Quelle einzuordnen und auszuwerten ist. Es zeigt sich, wie wichtig dieser Text für die Identität des neu gegründeten Wiener Zisterzienserinnenklosters St. Niklas in der Singerstraße gewesen ist.