Abstract (deu)
Die vorliegende Masterarbeit mit dem Titel „Spanier, Indigene, Mestizen: Identitäten im kolonialen Chile“ behandelt folgende Themen: soziale Unterschiede, das Casta-System und die Bildung von Identitäten in der Kolonialzeit in Chile. Unter Kolonialzeit versteht man die Zeit zwischen der Schlacht in Curalaba und der Regierungsjunta im Jahre 1810.
Die Arbeit analysiert im ersten Teil die wichtigsten Termini zum Verständnis des Themas, wie Identität, Alterität und „Mestizaje“ (Mestizierung). Im Anschluss daran wird das Verwaltungssystem und dessen Institutionen in Chile beschrieben, auch die kulturellen Einflüsse aus Spanien spielen auch eine wichtige Rolle in diesem zweiten Teil. Der Hauptteil untersucht die rechtlichen und sozialen Richtlinien, die die Struktur der Gesellschaft normierten und die Wirkung dieser auf Status, Zusammenleben, Heiratsmöglichkeiten und Beruf in der kolonialen Gesellschaft in Chile. Außerdem werden Elemente veranschaulicht, die zentral für die vorher erwähnten Kategorien sind, wie zum Beispiel die Kleidung beim Status, die „pueblos de indios“ (Dörfer, in denen nur indigene Bevölkerung leben sollte) beim Zusammenleben, die „calidad“ (also, die Beschaffenheit eines Menschen, bzw. all die Charakteristika wie Herkunft, Familienstand, Reichtum, Ehre) bei den Heiratsmöglichkeiten und die Aufteilung der Arbeitsfelder je nach Gruppenzugehörigkeit beim Beruf. Jede dieser Kategorien beinhaltet einen Abschnitt, der das Leben in der „Frontera“ (das ist die Gegend im Süden Chiles, in der Spanier und Mapuche zusammenlebten und um die Vorherrschaft kämpften) darstellt. Zu all den Themen wurden Urkunden und Anordnungen, Chroniken und Berichte von Soldaten und Reisenden, Briefe und Verhandlungsprotokolle des „Cabildo“ (städtische Verwaltung) und der „parlamentos“ (Versammlungen mit den Mapuche) analysiert.
Ziel dieser Arbeit ist es zu untersuchen, inwiefern die Bestimmungen und Normen die Identitätsbildung beeinflusst haben, und die Möglichkeit einer kolletiven Identität für jede (im Titel genannte) soziale Gruppe zu erkunden. Es wird aus der Studie geschlossen, dass es keine kollektive Identität für jede Gruppe gab, aber dass es auf jeden Fall Unterschiede zwischen ihnen gab, die nicht immer klar definiert werden konnten. Die Grenzen zwischen den Gruppen konnten von denen überschritten werden, die gelernt hatten, die Vorschriften und Regelungen aus Spanien zu umgehen.