Abstract (deu)
Wer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet trägt – unabhängig vom Bereich seiner Tätigkeit – stets ein hohes Maß an Verantwortung, dessen er bzw. sie sich bewusst sein sollte. Dies trifft daher auch auf Jugendfußballtrainer/innen zu, die je nach Trainingsausmaß viel Zeit mit ihren Schützlingen verbringen. Pädagogisch tätig zu sein bedeutet immer auch eigene Werte bewusst oder unbewusst weiterzugeben. Fairness ist einer dieser Werte, der in seiner Geschichte inner- und außerhalb des Sports eine starke Entwicklung durchgemacht hat. Fairness – in der Praxis auch als Fair Play bezeichnet – wurde mit der Zeit zu einem heimischen Begriff des Sports, hat sich aber auch in diesem stark weiterentwickelt. Es kam zu einem Wandel des Fairnessbegriffs und im Zuge dessen zu einer immer größer werdenden Verdrängung Desselben. Die vorliegende Arbeit möchte diese Entwicklung und die dadurch mitbedingte Verantwortung, welche Jugendfußballtrainern aufgetragen ist, erörtern.
Damit ein Trainer Fairness in Theorie und Praxis überzeugend vermitteln kann, muss er selbst ein gefestigtes Fairnessverständnis entwickelt haben. Ziel ist es dieses Verständnis von niederösterreichischen Jugendfußballtrainern aufzuzeigen und mit dem aus der Literatur erarbeiteten Fairnessbegriff in Korrelation zu bringen. Dabei wird Wert auf die geschichtliche Entwicklung des Begriffs gelegt, für den Vergleich aber der Fairnessbegriff der Moderne herangezogen. Dieser moderne Begriff ist jedenfalls different zu betrachten, weil die Geschichte einerseits eine Aushöhlung der Fairness beobachten lässt, die Beurteilung des Begriffes durch Experten aber nach wie vor an Kriterien festhält, welche der gelebten Praxis oft nicht mehr entsprechen. Innerhalb des eröffneten Spektrums wird das Verständnis der Trainer eingeordnet. Im Fokus der vorliegenden Untersuchung steht dabei nicht nur was Fußballtrainer unter Fairness verstehen, sondern auch ob bzw. wie sie ihr jeweiliges Verständnis in der Praxis umzusetzen versuchen.
Zusätzlich wurde die österreichische Fußballtrainerausbildung in ihrer Struktur und Schwerpunktsetzung erfasst, um darauf beruhende Rückschlüsse auf das Fairnessverständnis der Trainer ziehen zu können.
Nach ausführlicher Literaturrecherche, speziell zum Thema Fairness im Kontext des Fußballsports, wurde mit Hilfe eines leitfadengestützten, qualitativen Interviews das Fairnessverständnis von sechs Jugendfußballtrainern untersucht. Im Rahmen der Analyse wurde zwischen zwei unterschiedlichen Leistungsniveaus bezüglich des Trainings differenziert. Auf dieser Basis konnten Schlüsse über Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Fairnessverständnis gezogen werden konnten.