Abstract (deu)
Diese Arbeit versucht das Singspiel Hannerl (1918; Text: Alfred Maria Willner/Heinz Reichert, Musik/Arrangement: Carl Lafite), die Fortsetzung zum Singspiel Das Dreimäderlhaus (1916; Text: Willner/Reichert, Musik/Arrangement: Heinrich Berté), darzustellen und widmet sich zu Beginn der Entstehungs- und Aufführungsgeschichte, sowie dem musikalischen „Arrangeur“ Carl Lafite, der für Hannerl Musik von Franz Schubert bearbeitete und als Gesangsnummer adaptierte, ebenso wie Berté es für das Dreimäderlhaus getan hatte. Die Handlung um eine beinahe unglückliche Liebesgeschichte der Baronesse Hannerl – der Tochter des Hannerl aus dem Dreimäderlhaus, der nunmehrigen Baronin Johanna von Schober – wird zusammenfassend geschildert und die Musik auf diverse Werke Schuberts zurückgeführt. In dieser Arbeit wird nicht darüber gewertet, ob die Verwertung von Musik von bedeutenden Komponisten wie Franz Schubert gerechtfertigt werden, ja sogar einem pädagogischen Zweck dienen kann. Stattdessen wird Hannerl simpel als ein „Zeitzeugendokument“ gesehen, das unter anderem auch ein wichtiges Zeugnis der Schubert-Rezeption ist. Denn Franz Schubert ist, obgleich die Handlung rund zwanzig Jahre nach seinem Tod spielt, als verehrter Komponist durchaus präsent und in einer Schlüsselszene des Werks nimmt Baronin Johanna von Schober auf die Ereignisse des Dreimäderlhauses mit Verweis auf eine Schubert-Büste direkt Bezug. Inhaltliche und musikalische Analysen bestimmter Passagen des Stücks führen schließlich zu zeitgeschichtlichen Bezügen auf Alt-Wien, auf die Gegenüberstellung der traditionellen und der modernen Frau und schließlich auf die Problematik Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg (beides symbolisiert im Gegensatz der Wiener Baronesse Hannerl und der Ungarischen Komtesse Aranka). Die Darstellung der Rezeptionsgeschichte Hannerls vermittelt außerdem ein differenzierteres Bild des medialen Widerhalls und des nicht unbeträchtlichen zeitgenössischen Erfolgs des Stücks. Ebenfalls wird die Frage nach der Zuordnung des Werks zur Gattung Singspiel und generell zum Phänomen der Fortsetzung von erfolgreichen Operetten oder Singspielen in dieser Zeit behandelt.