Abstract (deu)
In den letzten Jahren hat das Thema Menschenhandel, insbesondere Kinderhandel, große Beachtung in der Wissenschaft und Politik unter WissenschafterInnen und EntscheidungsträgerInnen sowohl im nationalen als auch internationalen Kontext gefunden. Es herrscht Übereinstimmung dahingehend, dass Armut einer der wichtigsten Faktoren ist, die zu Menschenhandel führen. Armut wurde grundsätzlich immer mit dem Zugang zu Vermögen und Veränderungen in Bezug auf Existenzgrundlagen und Überlebensstrategien in unterschiedlichen Situationen in Verbindung gebracht. Dennoch wurde bis dato die sozio-ökonomische Situation in ländlichen Fischergemeinschaften in Ghana, wo Kinderhandel von großer Bedeutung ist, wenig beleuchtet. Mit der vorliegenden Studie soll diese Lücke gefüllt werden. Der Schwerpunkt liegt auf kleinen Fischergemeinden im Ketu South District im Südosten Ghanas, wo Menschenhandel ein lokales Problem darstellt. Genauer gesagt werden in dieser Arbeit die strukturellen Faktoren untersucht, die zu Armut und Verwundbarkeit führen, sowie die Strategien, die Individuen oder Haushalte einsetzen, um mit dem Kinderhandel umzugehen oder ihm entgegenzuwirken. Ein tiefgehendes Verständnis dieser Problematik ist unumgänglich, um Kinderhandel mit Hilfe entsprechender Interventionsmechanismen zu bekämpfen.
Für die Sammlung von Primärdaten und die Analyse wurden eine Kombination von Ansätzen zu livelihood, Menschenrechten und Fähigkeiten sowie qualitative und quantitative Methoden angewandt. Konkret wurden durch Haushaltsbefragungen in vier Gemeinden Informationen über unterschiedliche Aspekte der Lebensgrundlagen von 238 Haushalten gesammelt. Darüber hinaus wurden 1) Tiefeninterviews mit SchlüsselinformantInnen oder ExpertInnen, 2) vier Gruppendiskussionen bzw. Diskussionen am Dorfhauptplatz in jeder Gemeinschaft und 3) ein Feedback-Workshop mit Experten durchgeführt. Durch eine Datentriangulation wurden die unterschiedlichen Faktoren, die den Zugang zu Gütern und Kapital, Lebensgrundlagen und Ergebnissen/Erträgen sowie Umgangs- und Überlebensstrategien, die zu Menschenhandel führen bzw. diesen verschärfen, dokumentiert.
In der vorliegenden Studie wird gezeigt, dass rückläufige Erträge aus dem Fischfang sich negativ auf das Einkommensniveau vieler Haushalte in der behandelten Region ausgewirkt haben. Für diese Haushalte ist Kinderhandel mit schwerer Armut verbunden, die direkt oder indirekt durch Marginalisierung und den Mangel an grundsätzlichen Fähigkeiten verursacht wird. Die Gründe dafür liegen in internen und externen Einflüssen von neoklassischen Top-Down-Politiken und einem Mangel an Verantwortung seitens der Regierungsstellen. Es ist daher anzunehmen, dass die Ergebnisse und die Empfehlungen dieser Studie – Stärkung von Autonomie und Eigenmacht (Empowerment) durch Menschenrechte – trotz ihrer regionalen Ausrichtung auf den Ketu South District auch darüber hinaus in einer breiteren Debatte zur Armutsbekämpfung Gültigkeit haben und fundamental für Entscheidungen und Einstellungen in Bezug auf Existenzgrundlagen im Kontext von Ressourcenmanagement in Küstengebieten sind.