You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1294856
Title (deu)
Die ehemalige Minoritenkirche mit der Wallseerkapelle in Enns
Author
Elisabeth Washietl
Adviser
Mario Schwarz
Assessor
Mario Schwarz
Abstract (deu)
Die ehemalige Minoritenkirche, heute die Pfarrkirche Sankt Marien, Maria Schnee, und die Wallseerkapelle in der Stadt Enns in Oberösterreich sind Paradebeispiele eines gotischen Baustils mit österreichischen Sonderformen. Der Ursprung des Ennser Minoritenklosters liegt im Dunkeln. Die Barfüßermönche können schon unter den Babenbergern oder unter König Přemysl Ottokar II. oder vielleicht erst unter den Habsburgern gegen Ende des 13. Jahrhunderts Einzug in Enns gehalten haben. Wesentlich ist, dass die Vollendung und Erweiterung des Klosterbaues nur aus dem Zusammenwirken zwischen dem einflussreichen Minoritenorden, dem mächtigen und mit dem Haus Habsburg verbundenen Adelsgeschlecht der Wallseer und einer großzügigen Stiftertätigkeit zu verstehen ist. Auch der päpstliche Rückhalt für die romtreuen Bettelmönche spielte eine Rolle. Schließlich konnte auch noch eine selbstbewusste Bürgerschaft – Enns ist bis heute auf die älteste erhaltene Stadtgründungsurkunde aus dem Jahr 1212 stolz –die strengen, auf Armut und Schlichtheit ausgerichteten Regeln der Minoriten unterlaufen, indem sie neuartige Bedürfnisse durchsetzte und in Übereinstimmung mit den ehrgeiziger gewordenen Aufgaben der Mönche brachte: Ein kirchlicher Ort sollte auch einem Repräsentationsbedürfnis während der menschlichen Lebenszeit und darüber hinaus, ja sogar als eindrucksvoller Raum für weltliche Rechtsgeschäfte dienen. Sichtbarer Ausdruck dieser Motive war der in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgte Zubau der „Wallseerkapelle“ mit seiner prunkvollen Außenfassade. Günter Brucher spricht in dem Zusammenhang von einer bemerkenswerten Initialleistung in Österreichs gotischer Sakralarchitektur. Ihre Ausstrahlung reichte bis zur kapellenartigen klösterlichen Leechkirche in Graz und zu den sogenannten „Schönen Kapellen“, deren Detailreichtum und Eleganz dem Lebensgefühl weltlicher Patronatsherren entsprachen. Zu diesen Bauten gehören nicht nur die Wallseerkapelle, sondern auch die Katharinenkapelle in Imbach, die Georgskapelle bei der Augustinerkirche in Wien und die nicht mehr existierende „Capella Speciosa“ in Klosterneuburg, bei der auch deutlicher französischer Einfluss feststellbar ist. Die Minoritenkirche und Wallseerkapelle sind ein außergewöhnliches Beispiel für die Bettelordensarchitektur. Beide sind Hallenkirchen. Beim Betreten der Kirche überrascht der lichtdurchflutete hohe und weite Kirchenraum. Durch die Renovierung in den 1970er Jahren ist es gelungen, die ursprüngliche gotische Architektur wieder voll hervortreten zu lassen.
Keywords (deu)
Sakraler KirchenbauGotikBettelordenskirchen in Österreich
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1294856
rdau:P60550 (deu)
77 S. [ca. 30] Bl. : zahlr. Ill.
Number of pages
127
Members (1)
Title (deu)
Die ehemalige Minoritenkirche mit der Wallseerkapelle in Enns
Author
Elisabeth Washietl
Abstract (deu)
Die ehemalige Minoritenkirche, heute die Pfarrkirche Sankt Marien, Maria Schnee, und die Wallseerkapelle in der Stadt Enns in Oberösterreich sind Paradebeispiele eines gotischen Baustils mit österreichischen Sonderformen. Der Ursprung des Ennser Minoritenklosters liegt im Dunkeln. Die Barfüßermönche können schon unter den Babenbergern oder unter König Přemysl Ottokar II. oder vielleicht erst unter den Habsburgern gegen Ende des 13. Jahrhunderts Einzug in Enns gehalten haben. Wesentlich ist, dass die Vollendung und Erweiterung des Klosterbaues nur aus dem Zusammenwirken zwischen dem einflussreichen Minoritenorden, dem mächtigen und mit dem Haus Habsburg verbundenen Adelsgeschlecht der Wallseer und einer großzügigen Stiftertätigkeit zu verstehen ist. Auch der päpstliche Rückhalt für die romtreuen Bettelmönche spielte eine Rolle. Schließlich konnte auch noch eine selbstbewusste Bürgerschaft – Enns ist bis heute auf die älteste erhaltene Stadtgründungsurkunde aus dem Jahr 1212 stolz –die strengen, auf Armut und Schlichtheit ausgerichteten Regeln der Minoriten unterlaufen, indem sie neuartige Bedürfnisse durchsetzte und in Übereinstimmung mit den ehrgeiziger gewordenen Aufgaben der Mönche brachte: Ein kirchlicher Ort sollte auch einem Repräsentationsbedürfnis während der menschlichen Lebenszeit und darüber hinaus, ja sogar als eindrucksvoller Raum für weltliche Rechtsgeschäfte dienen. Sichtbarer Ausdruck dieser Motive war der in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgte Zubau der „Wallseerkapelle“ mit seiner prunkvollen Außenfassade. Günter Brucher spricht in dem Zusammenhang von einer bemerkenswerten Initialleistung in Österreichs gotischer Sakralarchitektur. Ihre Ausstrahlung reichte bis zur kapellenartigen klösterlichen Leechkirche in Graz und zu den sogenannten „Schönen Kapellen“, deren Detailreichtum und Eleganz dem Lebensgefühl weltlicher Patronatsherren entsprachen. Zu diesen Bauten gehören nicht nur die Wallseerkapelle, sondern auch die Katharinenkapelle in Imbach, die Georgskapelle bei der Augustinerkirche in Wien und die nicht mehr existierende „Capella Speciosa“ in Klosterneuburg, bei der auch deutlicher französischer Einfluss feststellbar ist. Die Minoritenkirche und Wallseerkapelle sind ein außergewöhnliches Beispiel für die Bettelordensarchitektur. Beide sind Hallenkirchen. Beim Betreten der Kirche überrascht der lichtdurchflutete hohe und weite Kirchenraum. Durch die Renovierung in den 1970er Jahren ist es gelungen, die ursprüngliche gotische Architektur wieder voll hervortreten zu lassen.
Keywords (deu)
Sakraler KirchenbauGotikBettelordenskirchen in Österreich
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1294857
Number of pages
127