Abstract (deu)
Die Diplomarbeit fragt aus literatur-, rhetorik- und politiktheoretischer Perspektive danach, was es heißt, Äußerungen der Wahrheit als Akte oder Tätigkeiten zu begreifen. Dabei bezieht sie sich wesentlich auf Michel Foucaults späte Vorlesungen, in denen die parrhesia als gefahrvolles Aussprechen der Wahrheit gefasst und sowohl in ihrer struk-turellen Problematik als auch in ihren historischen Veränderungen seit der klassischen Periode der griechischen Antike beleuchtet wird. Der Arbeit liegt die Hypothese zugrunde, dass das Redephänomen der parrhesia in seiner strukturellen Dimension auf aufschlussreiche Weise in neuem Licht gesehen werden kann, wenn die Foucault’schen Arbeiten zur parrhesia in einen Dialog mit Tragödien des Euripides gesetzt werden, die Foucault bespricht, und in denen die parrhesia ebenfalls thematisch ist. Die Arbeit versucht, einen Dialog zwischen Euripides und Foucault produktiv zu machen, um zu zeigen, inwiefern der parrhesia als Akt der Äußerung der Wahrheit an sich bereits paradoxe Momente inhärent sind. Euripides interveniert dabei jeweils dort, wo Foucault für die parrhesia klare Abgrenzungen vornimmt (gegenüber der Sprechakttheorie, gegenüber der Rhetorik und innerhalb der parrhesia selbst zwischen einer persönlichen und einer politischen parrhesia), um diese zu komplizieren und dabei parrhesia als Begriff für einen in mehrerlei Hinsicht paradoxen Sprechakt zu konturieren.