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Title (deu)
Die Kirche als Mysterium
eine analytische und synthetische Lektüre des Zweiten Vatikanischen Konzils
Parallel title (eng)
The church as mystery
Author
Benedikt Johannes Michal
Adviser
Bertram Stubenrauch
Assessor
Bertram Stubenrauch
Assessor
Jan-Heiner Tück
Abstract (deu)
Benedikt Johannes Michal: Die Kirche als "Mysterium" Das erste Kapitel der Kirchenkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils trägt den Titel „De Mysterio Ecclesiae“ und hebt den Mysterienbegriff hervor, der begriffsgeschichtlich im ersten Teil der vorliegenden Arbeit untersucht wird. Der Mysterienbegriff wird vorwiegend erkenntnistheoretisch und eschatologisch auf dem Ersten Vatikanischen Konzil verwendet und von der neuscholastischen Schultheologie unverändert tradiert. Karl Rahner kritisiert diese verengte Sicht des Geheimnisses, bevorzugt aber den Begriff „Sakrament“ für Kirche. Neben diesem erkenntnistheoretischen Zugang zum Mysterium weist die Mysterientheologie mit ihrem liturgisch geprägten Denken Übereinstimmungen mit der späteren Kirchenkonstitution auf: Elemente wie die Paradosis, das Christusmysterium und die Koinonia finden sich gedanklich in „Lumen Gentium“ wieder, ebenso die aufeinander verweisenden Bild-Symbole für die Kirche, unter denen Casel das hochzeitliche Mysterium von Christus und Ekklesia hervorhebt. An das Pascha-Mysterium knüpft die Liturgiekonstitution an. Das exegetische Mysterium hingegen betont die Gegenwart Gottes in der Heiligen Schrift. Das deutsche Wort Geheimnis gibt nur einen Teil des Mysterienbegriffs wieder. Die Ethymologie des Wortes must»rion zeigt die gemeinsame Begriffsgeschichte mit dem Sakramentenbegriff auf. Der biblische Begriff must»rion wird sowohl im Alten als auch im Neuen Testament verwendet. Im zweiten, analytischen Teil wird die 135-fache Verwendung des Wortes „mysterium“ in den Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils untersucht und die Konzilsdiskussion zum Mysterienbegriff dargestellt. Das erste Kapitel der Kirchenkonstitution wird in Bezug auf das Mysterium der Kirche analysiert: Artikel 1 betont die Kirche als Sakrament der Einheit und untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Sakraments- und Mysterienbegriff. Der zweite Artikel zeigt das Mysterium als Heilsplan des Vaters, der sich in der Heilsgeschichte realisiert. LG 3 weist auf den Zusammenhang zwischen Offenbarung und Mysterium hin. Der vierte Artikel hebt die pneumatologische Dimension des Mysteriums der Kirche hervor. Im fünften Artikel wird der Zusammenhang von Reich Gottes und Kirche bedacht. Der sechste Artikel zeigt das Mysterium der Kirche im Spiegel vieler biblischer und patristischer Bilder. Artikel 7 analysiert den Begriff „mystischer Leib Christi“ mit einem Rückblick auf die Enzyklika „Mystici Corporis“, betont die anthropologischen Implikationen des Leibbegriffs, hebt die Mysterien des Lebens Jesu hervor und stellt die Verbindung von kirchlicher und eucharistischer Communio dar. Der achte Artikel beschreibt die Kirche als paradoxes Mysterium, die in Armut, Sünde und Verfolgung den Weg ihrer eschatologischen Vollendung entgegengeht. Aus dieser Analysie ergeben sich sieben Dimensionen des Mysterienbegriffs: das Mysterium Gottes und Christi, die Erkenntnisgeheimnisse mit mysteria stricte dicta, das exegetische Wort‑Mysterium, das eschatologische Geheimnis, das heilgeschichtliche Mysterium, das liturgische Mysterium mit den sieben konkretisierten Einzelsakramenten und das Mysterium als theandrische Struktur. Zusammenfassend werden hundert Bausteine aus diesem zweiten analytischen Teil für eine Ekklesiologie aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil aufgezählt. Der dritte Teil legt ein dreifaches Fundament: Zunächst wird die hermeneutische Frage mit ihren drei Herausforderungen untersucht und für eine lebendige Verbindung mit dem Mysterium, die „Sowohl – als auch“- Struktur und eine „Hermeneutik der Wandlung“ argumentiert. Der ontologische Teil zeigt den Mysteriencharakter des Seins, der in seiner Fraglichkeit zur Antwort herausfordert. Die anthropologische Fundierung des Mysteriums der Kirche analysiert zunächst das Licht als Mysterium, das über die Fülle des Mysteriums zu seiner personalen Mitte, der göttlichen Person, vorstößt, die sich als Mysterium des Wortes offenbart. Das Mysterium der Frage erweist sich in der unbedingten Liebe, deren Sinn und Widersinn sich angesichts des Mysterium des Todes zeigt und zur ekklesiologischen Grundfrage nach der Annahme der Liebe Gottes führt: „Liebst du mich?“ Im vierten synthetischen Teil wird zunächst das Zusammensetzen der Bilder als Methode vorgestellt und das für die Kirche so charakteristische Mysterium der Einheit entfaltet. Ausgehend von der Selbstbeschreibung des Konzils als „Neues Pfingsten“ wird im Sinne einer pneumatologischen Ekklesiologie eine biblisch-phänomenologisch-ekklesiologische Weitung der Bilder vorgenommen: Communio wird durch das mysterium iniquitatis ergänzt, das Volk Gottes durch den Tempel des Heiligen Geistes korrigiert und der Leib Christi durch die Braut Christi vertieft. Eine spekulative Ekklesiologie argumentiert basierend auf der Parallelität von Sakrament und Geheimnis für analoge sieben Geheimnisse und unterscheidet Urgeheimnis, Ursakrament und Urmysterium. Schließlich wird die Jakobsleiter als biblisches Bild für das Mysterium der Kirche vorgeschlagen, weil sie die sieben Dimensionen des Mysterienbegriffs zusammenfasst.
Keywords (eng)
mysterychurchcouncilLumen GentiumVatican
Keywords (deu)
GeheimnisKircheMysteriumKonzilLumen GentiumJakobsleiterVatikanum
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1295878
rdau:P60550 (deu)
435 S.
Number of pages
435
Members (1)
Title (deu)
Die Kirche als Mysterium
eine analytische und synthetische Lektüre des Zweiten Vatikanischen Konzils
Parallel title (eng)
The church as mystery
Author
Benedikt Johannes Michal
Abstract (deu)
Benedikt Johannes Michal: Die Kirche als "Mysterium" Das erste Kapitel der Kirchenkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils trägt den Titel „De Mysterio Ecclesiae“ und hebt den Mysterienbegriff hervor, der begriffsgeschichtlich im ersten Teil der vorliegenden Arbeit untersucht wird. Der Mysterienbegriff wird vorwiegend erkenntnistheoretisch und eschatologisch auf dem Ersten Vatikanischen Konzil verwendet und von der neuscholastischen Schultheologie unverändert tradiert. Karl Rahner kritisiert diese verengte Sicht des Geheimnisses, bevorzugt aber den Begriff „Sakrament“ für Kirche. Neben diesem erkenntnistheoretischen Zugang zum Mysterium weist die Mysterientheologie mit ihrem liturgisch geprägten Denken Übereinstimmungen mit der späteren Kirchenkonstitution auf: Elemente wie die Paradosis, das Christusmysterium und die Koinonia finden sich gedanklich in „Lumen Gentium“ wieder, ebenso die aufeinander verweisenden Bild-Symbole für die Kirche, unter denen Casel das hochzeitliche Mysterium von Christus und Ekklesia hervorhebt. An das Pascha-Mysterium knüpft die Liturgiekonstitution an. Das exegetische Mysterium hingegen betont die Gegenwart Gottes in der Heiligen Schrift. Das deutsche Wort Geheimnis gibt nur einen Teil des Mysterienbegriffs wieder. Die Ethymologie des Wortes must»rion zeigt die gemeinsame Begriffsgeschichte mit dem Sakramentenbegriff auf. Der biblische Begriff must»rion wird sowohl im Alten als auch im Neuen Testament verwendet. Im zweiten, analytischen Teil wird die 135-fache Verwendung des Wortes „mysterium“ in den Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils untersucht und die Konzilsdiskussion zum Mysterienbegriff dargestellt. Das erste Kapitel der Kirchenkonstitution wird in Bezug auf das Mysterium der Kirche analysiert: Artikel 1 betont die Kirche als Sakrament der Einheit und untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Sakraments- und Mysterienbegriff. Der zweite Artikel zeigt das Mysterium als Heilsplan des Vaters, der sich in der Heilsgeschichte realisiert. LG 3 weist auf den Zusammenhang zwischen Offenbarung und Mysterium hin. Der vierte Artikel hebt die pneumatologische Dimension des Mysteriums der Kirche hervor. Im fünften Artikel wird der Zusammenhang von Reich Gottes und Kirche bedacht. Der sechste Artikel zeigt das Mysterium der Kirche im Spiegel vieler biblischer und patristischer Bilder. Artikel 7 analysiert den Begriff „mystischer Leib Christi“ mit einem Rückblick auf die Enzyklika „Mystici Corporis“, betont die anthropologischen Implikationen des Leibbegriffs, hebt die Mysterien des Lebens Jesu hervor und stellt die Verbindung von kirchlicher und eucharistischer Communio dar. Der achte Artikel beschreibt die Kirche als paradoxes Mysterium, die in Armut, Sünde und Verfolgung den Weg ihrer eschatologischen Vollendung entgegengeht. Aus dieser Analysie ergeben sich sieben Dimensionen des Mysterienbegriffs: das Mysterium Gottes und Christi, die Erkenntnisgeheimnisse mit mysteria stricte dicta, das exegetische Wort‑Mysterium, das eschatologische Geheimnis, das heilgeschichtliche Mysterium, das liturgische Mysterium mit den sieben konkretisierten Einzelsakramenten und das Mysterium als theandrische Struktur. Zusammenfassend werden hundert Bausteine aus diesem zweiten analytischen Teil für eine Ekklesiologie aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil aufgezählt. Der dritte Teil legt ein dreifaches Fundament: Zunächst wird die hermeneutische Frage mit ihren drei Herausforderungen untersucht und für eine lebendige Verbindung mit dem Mysterium, die „Sowohl – als auch“- Struktur und eine „Hermeneutik der Wandlung“ argumentiert. Der ontologische Teil zeigt den Mysteriencharakter des Seins, der in seiner Fraglichkeit zur Antwort herausfordert. Die anthropologische Fundierung des Mysteriums der Kirche analysiert zunächst das Licht als Mysterium, das über die Fülle des Mysteriums zu seiner personalen Mitte, der göttlichen Person, vorstößt, die sich als Mysterium des Wortes offenbart. Das Mysterium der Frage erweist sich in der unbedingten Liebe, deren Sinn und Widersinn sich angesichts des Mysterium des Todes zeigt und zur ekklesiologischen Grundfrage nach der Annahme der Liebe Gottes führt: „Liebst du mich?“ Im vierten synthetischen Teil wird zunächst das Zusammensetzen der Bilder als Methode vorgestellt und das für die Kirche so charakteristische Mysterium der Einheit entfaltet. Ausgehend von der Selbstbeschreibung des Konzils als „Neues Pfingsten“ wird im Sinne einer pneumatologischen Ekklesiologie eine biblisch-phänomenologisch-ekklesiologische Weitung der Bilder vorgenommen: Communio wird durch das mysterium iniquitatis ergänzt, das Volk Gottes durch den Tempel des Heiligen Geistes korrigiert und der Leib Christi durch die Braut Christi vertieft. Eine spekulative Ekklesiologie argumentiert basierend auf der Parallelität von Sakrament und Geheimnis für analoge sieben Geheimnisse und unterscheidet Urgeheimnis, Ursakrament und Urmysterium. Schließlich wird die Jakobsleiter als biblisches Bild für das Mysterium der Kirche vorgeschlagen, weil sie die sieben Dimensionen des Mysterienbegriffs zusammenfasst.
Keywords (eng)
mysterychurchcouncilLumen GentiumVatican
Keywords (deu)
GeheimnisKircheMysteriumKonzilLumen GentiumJakobsleiterVatikanum
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1295879
Number of pages
435