Abstract (deu)
In dieser Diplomarbeit wird der Frage nach der Anwesenheit jüdischer Personen auf dem Gebiet des heutigen Oberösterreich nachgegangen. Ziel ist es, einen Überblick auf die jüdischen Spuren im Gebiet des heutigen Oberösterreich zu erbringen. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte der jüdischen Bevölkerung in diesem Raum, von den Anfängen im Mittelalter, über die Entstehung der Kultusgemeinden bis zu deren Untergang durch die Nationalsozialisten.
Während des Verbotes der NSDAP waren Linz, Wels und das Innviertel wahre Bastionen der illegalen Nationalsozialisten, die mit Hilfe des in Linz produzierten „Völkischen Beobachters“ gezielte antijüdische Propaganda betrieben. Charakteristisch für Oberösterreich, das ab dem 24. April 1938 in den Gau Oberdonau umbenannt wird, ist die schnell verlaufende „Arisierung“ jüdischer Betriebe, wobei hier vor allem um Klein- und Mittelbetriebe und mittlere Handelsbetriebe betroffen sind. Die Vertreibung von jüdischen Menschen aus dem Wirtschafts- und Gesellschaftsleben erfolgte hier besonders rasch. Der damalige Gau „Oberdonau“ nahm eine Sonderstellung ein, was die besonders rasche Ausschaltung jüdischer Unternehmer betraf.
Hier war der Einfluss lokaler Gau- und Landesbehörden und die Befriedigung von Klientelinteressen besonders groß, wie das Fallbeispiel einer „Arisierung“ zeigt. Das beschlagnahmte Vermögen wurde von der Landesregierung verwaltet, damit lag der Weiterverkauf in ihrem Einflussbereich. Dadurch konnte die Regionalregierung bei der Vergabe von „arisierten“ Betrieben bevorzugt ehemalige „alte Kämpfer“ und Parteimitglieder auswählen. Der Anteil an Beschlagnahmungen wurde in Oberösterreich nur von Wien übertroffen.
Einen Schwerpunkt der Arbeit bildet die Erstellung eines Namensregisters, die eine Übersicht auf die in Oberösterreich zwischen 1857 bis 1945 lebenden jüdischen Menschen bietet. Die Liste mit 2595 Namen soll Oberösterreichs jüdische Vergangenheit dokumentieren. Die Namen sind alphabetisch nach dem Wohn- bzw. Aufenthaltsort angeführt und beinhaltet auch Daten von 36 Personen, die aufgrund der Nürnberger Gesetze zu Verfolgten des NS-Regimes wurden. 357 der hier genannten Menschen wurden Opfer des Holocoust.
Mit dieser Arbeit sollen die verloren gegangenen Spuren jüdischen Lebens in Oberösterreich sichtbar gemacht werden, auch an Orten in der Provinz.