Abstract (deu)
Viele unserer geltenden Gesetze fordern rasche Bestrafung von drogen- oder alkoholabhängigen Rechtsbrechern. Während Konsequenzen gegen jene, welche Gesetzte brechen, erfolgen sollten, muss die Frage gestellt werden, ob simple Gefängnisstrafen die richtige Wahl bei Alkohol- und Drogenmissbrauchenden Personen sind. Ein kriminell Gewordener muss verantwortlich gemacht werden; aber heißt dies notwendiger Weise als einzige Möglichkeit Inhaftierung? Eine Behandlungs-Infrastruktur ist im Justizsystem weitgehend und in unterschiedlichen Formen vorhanden. Viele Inhaftierte haben die Möglichkeit an Behandlungsprogrammen teilnehmen zu können. Aus Sicht der Autorin ist die Schlüsselfrage weniger die nach der Verfügbarkeit als jene nach der Qualität. Wie effektiv sind die zur Verfügung gestellten Behandlungen? Von Oktober 2011 bis Dezember 2012 hat die Autorin zehn Justizvollzugs-Institutionen in Mississippi und in Österreich aufgesucht. In all diesen Anstalten konnte sie mit Häftlingen sprechen, die in eimem Drogen- oder Alkoholprogramm in Behandlung standen. Die Teilnahme war freiwillig und Fragebögen wurden an alle bereitwilligen Teilnehmer ausgegeben. Im Anschluss an das Ausfüllen dieser Bögen wurden Gruppendiskussionen und persönliche Befragungen veranstaltet. Darüber hinaus wurden Beamte und Sozialarbeiter informell befragt, soweit verfügbar. Das Ziel bestand darin, einen umfassenden Gesamtüberblick über die Drogen- und Alkoholprogramme zu erhalten. Insgesamt 403 Fragebögen wurden gesammelt.
Im Wesentlichen geht es in der Arbeit darum zu ergründen, wie bestimmte Haftumstände interpretiert werden können, und wie daraus gezogene Schlüsse zu besserer Entwicklung und Umsetzung von Alkohol- und Drogenprogrammen führen können. Durch die Analyse der Haft-Systeme und Haftanstaltskulturen, des Alkohol- und Drogenkonsums in der Gesellschaft sowie in Haftanstalten sowie der Analyse der Behandlungsmöglichkeiten in Haftanstalten, werden die dahinterstehenden Zusammenhänge und Interdependenzen deutlicher. Darüber hinaus erfolgt eine besondere Betrachtung von Insassen mit einer Begleiterkrankung sowie von weiblichen Insassen, da diese beiden Gruppen für die Justizvollzugsanstalten zusätzliche Komponenten enthalten, die Behandlung im Wege stehen können.
Der Autorin geht es bei dieser Forschungsarbeit nicht darum, nachzuweisen, ob Drogen- und Alkoholbehandlungen richtig sind oder nicht. Das Ziel ist nicht, eine spezielle Methode zu hinterfragen oder zu erkunden wie Probleme mit einer spezifischen Droge bewältig werden können. Vielmehr lautet das Ziel dieser Dissertation, den Zugang der Justiz zur Drogen- und Alkoholbehandlung in seiner Gesamtheit zu analysieren. Zusätzlich wird ein Vergleich zwischen den USA und der EU angestellt (mit Schwerpunkt Mississippi und Österreich), um festzustellen wo Übereinstimmungen vorliegen und wo wechselseitiges Lernen möglich ist.
Auf Grundlage der Daten und der Analyse des bisherigen Standes der einschlägigen Literatur zielt die Autorin darauf ab, ganzheitlich-kohärent betrachtet festzustellen zu können, wie effektiv im Justizapparat Behandlung erfolgt; und – noch wichtiger – wie effektiv diese sein könnte.