Abstract (deu)
Dieser Artikel untersucht den Einfluss von Macht und Vertrauen auf verschiedene Formen der Kooperation in Unternehmen. Zu diesem Zweck werden Ideen aus der Steuerpsychologie – das Slippery Slope Framework (SSF; Kirchler, Hoelzl, & Wahl, 2008) – in die Organisationspsychologie übertragen. Im Sinne dieses Modells wird einerseits angenommen, dass die legitime Macht der Vergesetzten und das Vertrauen in die Vorgesetzte einen positiven Effekt auf die Kooperation der MitarbeiterInnen haben. Andererseits soll die Zwangsmacht der Vorgesetzten einen negativen Einfluss auf das Kooperationsverhalten haben. Das Kooperationsverhalten wurde anhand der Konzepte der pflichtmäßigen und der uneingeschränkten Kooperation (mandatory und discretionary cooperation nach Tyler & Blader, 2000) sowie dem der inneren Kündigung (Schmitz, Gayler & Jehle, 2002) operationalisiert. Ein entsprechender Fragebogen wurde entwickelt und durch einen Vortest validiert. Die Gültigkeit des neuen Konzepts wurde mit einer Stichprobe von 556 österreichischen KrankenhausmitarbeiterInnen zwischen 20 und 60 Jahren anhand eines Strukturgleichungsmodells getestet. Das Modell wurde sukzessive an die Daten angepasst, wodurch die Eigenschaften und Beziehungen zwischen Vertrauen, Zwangs- und legitimer Macht neu definiert werden mussten. Das endgültige Strukturmodell erklärte 38% der Varianz der inneren Kündigung sowie 21% der Varianz der uneingeschränkten Kooperation. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass Vorgesetzte mit ihren MitarbeiterInnen v.a. eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen sowie positive (Belohnung) statt negative Anreize (Bestrafung) schaffen sollten, um Kooperation zu fördern. Schließlich sollte bei der zukünftigen Erforschung des SSF im Organisationskontext legitime Macht als eine weitere Facette des Vertrauens behandelt werden.