Abstract (deu)
Massenbewegungen oder Hangrutschungen sind komplexe Prozesse, die
naturgemäß in der geologischen Entwicklung von Bergregionen vorkommen. Oft
werden sie mit wirtschaftlichen und sozialen Katastrophen in Verbindung gebracht, aber
ihre Mechanismen und auslösenden Faktoren sind mannigfaltig und mitunter unbekannt.
Auf der für diese Arbeit relevanten Gradenbach (GB) Massenbewegung, wurden bereits
1969 erste geotechnische und geodätische Untersuchungen durchgeführt, nachdem sie
in den Jahren 1965 und 1966 beschleunigte, Schuttströme auslöste und das Dorf
Putschall in Kärnten, Österreich zerstörte. Die Verwendung von Monitoring
Netzwerken, bestehend aus mehreren über das Untersuchungsgebiet verteilten Seismometern,
hat im Bereich der Seismik zu einer Vielzahl neuer Möglichkeiten geführt,
Hangrutschungen permanent zu beobachten und zu analysieren.
In den an den Stationen aufgezeichneten Signalen finden sich neben Signalen, die
von der Massenbewegung selbst ausgelöst werden, auch Signale von Erdbeben aus aller
Welt. Diese Arbeit versucht herauszufinden, ob und welche Informationen über die
strukturelle Beschaffenheit der Massenbewegung Gradenbach gewonnen werden
können, wenn Signal Korrelationen durchgeführt und geeignete Reduktionsverfahren
auf diese Erdbebendaten angewendet werden. Der Vergleich von Laufzeitdifferenzen
von Wellen aus drei verschiedenen Richtungen über einen Zeitraum von zwei Jahren
erlaubt möglicherweise eine Aussage über die physikalischen Eigenschaften der
Massenbewegung selbst oder deren strukturellen Änderungen mit der Zeit.
Nachdem der Einfluss der unterschiedlich aufzeichnenden Seismometer
rückgängig gemacht wurde (inverse filtering), werden zur Bestimmung der Laufzeiten
Signal Korrelationen berechnet und anschließend die Korrelationsmaxima gepickt. Als
Referenzsignal dient ein zuvor aus den Aufzeichnungen von GB03 ausgeschnittener
Signalteil, der den Ersteinsatz enthält. Um Signale aus verschiedenen Richtungen und
Distanzen miteinander vergleichen zu können werden folgende Reduktionen
durchgeführt: eine Richtungsreduktion auf Basis einer orthogonalen Projektion um den
Einfluss der Richtung rückgängig zu machen, eine Moho-dip Reduktion basierend auf
der Änderung der Scheingeschwindigkeiten für geneigte Schichten um den Einfluss der
Neigung der Mohorovičić Diskontinuität rückgängig zu machen und eine Höhen
Reduktion um die Höhendifferenzen der einzelnen Stationen zu beachten. Die
Endresultate zeigen, dass beinahe alle untersuchten Signale Station GB03 in der Mitte
der Massenbewegung, als Letzte erreichen. Zwar ist die Auflockerung des Gesteins an
dieser Stelle groß (was zu Verzögerungen dieser Art führen könnte), doch reicht auf
Grund der großen Picking-Fehler und der vereinfachten Annahmen für das
Untergrundmodell die Genauigkeit der Resultate nicht aus, um eindeutige Schlüsse über
die Struktur des Hanges oder die zeitlich strukturellen Veränderungen ziehen zu können.