Abstract (deu)
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Gewährleistung eines Ordnungsrahmens im Unterrichtsfach Bewegung und Sport. Der Fokus wird auf die Bedeutung der Prävention, sowie auf die Ursachenanalyse von Unterrichtsstörungen und Disziplinproblemen gelegt. Darüber hinaus werden mögliche Interventionen und Strategien aufgezeigt.
Bei einer von Perner (2007, S. 26) durchgeführten Erhebung von 869 Lehrkräften an niederösterreichischen Schulen gaben 91% der LehrerInnen an, dass der Anteil an SchülerInnen mit Disziplinproblemen in den letzten Jahren angestiegen sei. Zur Bewältigung vermehrt auftretender Belastungen werden in der Fachliteratur divergierende Konzepte vorgeschlagen. Bueb (2007) fordert wieder mehr Disziplin im gegenwärtigen Schulsystem durch „eiserne Regelmäßigkeit“ und „Konsequenz“. (vgl. Bueb, 2007, S. 27) Andererseits ermöglicht die Beziehung zu den SchülerInnen erst Erziehung, während Bueb ein autoritäres Verhältnis vorsieht. Traditionelle Disziplinierungsmaßnahmen würden die Situation nur weiter verschärfen. (vgl. Arnold, 2007, S. 28f.)
Aus den umstrittenen Ansichten zum Thema Disziplin ergeben sich daher folgenden Fragestellungen bezogen auf das Unterrichtsfach BuS:
Welche Bedingungen sind für ein effektives Unterrichtsgeschehen im Unterrichtsfach Bewegung und Sport notwendig?
Welche Strategien und welche Interventionen werden vorgeschlagen?
Welche in der pädagogischen Literatur angeführten Kriterien (Variablen/Items) beeinflussen den Unterricht Bewegung und Sport positiv um Disziplin und Ordnung zu gewährleisten?
Im Rahmen einer hermeneutischen Herangehensweise wurden unter Verwendung von Datenbanken (FIS Bildung Literaturdatenbank, Deutscher Bildungsserver), von Artikeln und Studien aus Fachzeitschriften und Büchern relevante Konzepte zum Thema Disziplin und dem Unterrichtsfach Bewegung und Sport herausgearbeitet, verglichen, interpretiert und gegenübergestellt.
Die Analyse der Fachliteratur zeigte, dass der Prävention die größte Bedeutung zukommt. 85 bis 90 % von Stress auslösenden Situationen können durch entsprechende Führungskompetenzen effektiv bewältigt werden. Es sollte eine Lerngemeinschaft geschaffen wer-den, in der die Teilnehmer respektvoll miteinander umgehen, zusammenarbeiten und motiviert partizipieren. (vgl. Sequeira Belvel, 2010, S. 34f.) Zur Prävention gehören klare Regeln, eine gute didaktisch-methodische Aufbereitung des Unterrichts, die Arbeit an den eigenen Kompetenzen, ein Sozialkompetenztraining der SchülerInnen sowie Routinen und Rituale. Durch das Aufrechterhalten eines positiven Unterrichtsklimas wird zahlreichen Störungen vorgebeugt. Bei Schwierigkeiten ist mit leichten Interventionen zu beginnen, wie Einbeziehung des störenden Schülers oder der Schülerin, Ermahnung, Zurechtweisung oder Tadel.
Entschiedene und klare Interventionen sind wesentlich. Lob ist gegenüber Bestrafungen bevorzugt einzusetzen. In etwa 80 bis 90 % der Fälle sollte mit einer Verstärkung des erwünschten Verhaltens gearbeitet werden. (vgl. Weinberg & Gould, 2011, S. 131) Strafen bewegen SchülerInnen oft nicht zur Einsicht und bewirken nur kurzzeitig eine Verhaltensmodifikation. Bestrafungen können Angstzustände hervorrufen und führen dazu, dass unerwünschtes Verhalten verstärkt oder häufiger auftritt, wenn SchülerInnen dadurch ihr/ sein Ansehen in der Klasse stärken. (vgl. Schröder, 2002, S. 200)
Starke Interventionen und Disziplinierung gehören zwar zum Handlungsrepertoire der Sportlehrkraft, sollten jedoch mit Bedacht eingesetzt werden. Ordnungsmaßnahmen stellen die letzte Reserve dar, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden, da die „Lehrer-Schüler-Beziehung“ beeinträchtigt wird. (vgl. Keller, 2010, S. 38f.) Erziehungsmaßnahmen wurden Jahrhunderte lang missbraucht, um Heranwachsenden Ideale mit Gewalt einzutrichtern. Disziplinäre Maßnahmen, seien sie physischer oder seelischer Natur, wirken prägend und richten schweren Schaden an. (vgl. Miller, 1983a) Sobald eine Gefährdung eintritt, lassen sich jedoch auch scharfe Maßnahmen im Rahmen der gesetzlichen Richtlinien rechtfertigen.