You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1301212
Title (deu)
Disziplin und Disziplinierung im Unterricht Bewegung und Sport
Konzepte, Erklärungsansätze und Interventionsstrategien
Parallel title (eng)
Discipline and disciplining in PE ; concepts, explanataion approaches and intervention strategies
Author
Reinhard Grimmlinger
Adviser
Konrad Kleiner
Assessor
Konrad Kleiner
Abstract (deu)
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Gewährleistung eines Ordnungsrahmens im Unterrichtsfach Bewegung und Sport. Der Fokus wird auf die Bedeutung der Prävention, sowie auf die Ursachenanalyse von Unterrichtsstörungen und Disziplinproblemen gelegt. Darüber hinaus werden mögliche Interventionen und Strategien aufgezeigt. Bei einer von Perner (2007, S. 26) durchgeführten Erhebung von 869 Lehrkräften an niederösterreichischen Schulen gaben 91% der LehrerInnen an, dass der Anteil an SchülerInnen mit Disziplinproblemen in den letzten Jahren angestiegen sei. Zur Bewältigung vermehrt auftretender Belastungen werden in der Fachliteratur divergierende Konzepte vorgeschlagen. Bueb (2007) fordert wieder mehr Disziplin im gegenwärtigen Schulsystem durch „eiserne Regelmäßigkeit“ und „Konsequenz“. (vgl. Bueb, 2007, S. 27) Andererseits ermöglicht die Beziehung zu den SchülerInnen erst Erziehung, während Bueb ein autoritäres Verhältnis vorsieht. Traditionelle Disziplinierungsmaßnahmen würden die Situation nur weiter verschärfen. (vgl. Arnold, 2007, S. 28f.) Aus den umstrittenen Ansichten zum Thema Disziplin ergeben sich daher folgenden Fragestellungen bezogen auf das Unterrichtsfach BuS: Welche Bedingungen sind für ein effektives Unterrichtsgeschehen im Unterrichtsfach Bewegung und Sport notwendig? Welche Strategien und welche Interventionen werden vorgeschlagen? Welche in der pädagogischen Literatur angeführten Kriterien (Variablen/Items) beeinflussen den Unterricht Bewegung und Sport positiv um Disziplin und Ordnung zu gewährleisten? Im Rahmen einer hermeneutischen Herangehensweise wurden unter Verwendung von Datenbanken (FIS Bildung Literaturdatenbank, Deutscher Bildungsserver), von Artikeln und Studien aus Fachzeitschriften und Büchern relevante Konzepte zum Thema Disziplin und dem Unterrichtsfach Bewegung und Sport herausgearbeitet, verglichen, interpretiert und gegenübergestellt. Die Analyse der Fachliteratur zeigte, dass der Prävention die größte Bedeutung zukommt. 85 bis 90 % von Stress auslösenden Situationen können durch entsprechende Führungskompetenzen effektiv bewältigt werden. Es sollte eine Lerngemeinschaft geschaffen wer-den, in der die Teilnehmer respektvoll miteinander umgehen, zusammenarbeiten und motiviert partizipieren. (vgl. Sequeira Belvel, 2010, S. 34f.) Zur Prävention gehören klare Regeln, eine gute didaktisch-methodische Aufbereitung des Unterrichts, die Arbeit an den eigenen Kompetenzen, ein Sozialkompetenztraining der SchülerInnen sowie Routinen und Rituale. Durch das Aufrechterhalten eines positiven Unterrichtsklimas wird zahlreichen Störungen vorgebeugt. Bei Schwierigkeiten ist mit leichten Interventionen zu beginnen, wie Einbeziehung des störenden Schülers oder der Schülerin, Ermahnung, Zurechtweisung oder Tadel. Entschiedene und klare Interventionen sind wesentlich. Lob ist gegenüber Bestrafungen bevorzugt einzusetzen. In etwa 80 bis 90 % der Fälle sollte mit einer Verstärkung des erwünschten Verhaltens gearbeitet werden. (vgl. Weinberg & Gould, 2011, S. 131) Strafen bewegen SchülerInnen oft nicht zur Einsicht und bewirken nur kurzzeitig eine Verhaltensmodifikation. Bestrafungen können Angstzustände hervorrufen und führen dazu, dass unerwünschtes Verhalten verstärkt oder häufiger auftritt, wenn SchülerInnen dadurch ihr/ sein Ansehen in der Klasse stärken. (vgl. Schröder, 2002, S. 200) Starke Interventionen und Disziplinierung gehören zwar zum Handlungsrepertoire der Sportlehrkraft, sollten jedoch mit Bedacht eingesetzt werden. Ordnungsmaßnahmen stellen die letzte Reserve dar, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden, da die „Lehrer-Schüler-Beziehung“ beeinträchtigt wird. (vgl. Keller, 2010, S. 38f.) Erziehungsmaßnahmen wurden Jahrhunderte lang missbraucht, um Heranwachsenden Ideale mit Gewalt einzutrichtern. Disziplinäre Maßnahmen, seien sie physischer oder seelischer Natur, wirken prägend und richten schweren Schaden an. (vgl. Miller, 1983a) Sobald eine Gefährdung eintritt, lassen sich jedoch auch scharfe Maßnahmen im Rahmen der gesetzlichen Richtlinien rechtfertigen.
Abstract (eng)
The presented diploma thesis deals with maintenance of order in PE. The centers of at-tention are prevention, as well as the cause analysis of disorders during lesson and behavior disorders. Moreover, possible interventions and strategies are illustrated. In a study of Perner (2007, S.26), 91% of the 869 participating teachers claimed that the number of pupils with behavior disorders increased in the last few years. In the specialist literature, divergent concepts are proposed to cope with the increasing pressure. Bueb (2007) demands the revitalization of discipline in the present school system through unaccommodating regularity and conscientious sustainability. But the relationship to pupils, which is reduced to an authoritarian, hierarchical connection in the case of Bueb, is a key factor to enable education. Traditional disciplinary sanctions would even deteriorate the situation. (c. Arnold, S. 28f) The formulation of questions results from the controversial perspectives. Which conditions are necessary for effective PE lessons? Which strategies and interventions are proposed? Which in the specialized literature quoted factors influence PE lessons positively to maintain discipline and order? Using books, studies, articles, specialized journals and databases (FIS Bildung Literaturdatenbank, Deutscher Bildungsserver), relevant concepts in relation to discipline and PE were worked out, compared and interpreted within the framework of an hermeneutic approach. The analysis of the specialized literature showed that prevention should be dedicated the greatest significance. 85 to 90% of the situations which cause stress can be managed effectively through the development of leader competences. A learning community in which participants take part actively, cooperate and treat each other with respect should be established. (c. Sequeira Belvel, 2010, S. 34 f) Prevention includes clear rules, an effective methodical and didactical preparation, the training of the competences, social skill training for pupils, as well as routines and rituals. Several disturbances can be avoided through the maintenance of a positive climate during lesson. In case of difficulties with pupils, light interventions should be preferred to start with, as for example reintegration of the pupil, warning or reprimand. Clear and determined interventions are of greatest importance. Praising should be preferred to punishment. In 80 to 90 % of the cases, a positive reinforcement should be applied. (c. Weinberg & Gould, 2011, S.131) Usually punishment does not lead to insight and only has a short-term effect on behavior. Punishment can cause anxiety and can provoke further disturbances if the inadmissible action strengthens the prestige of the pupil. (c. Schröder, 2002, S. 200) Although strong interventions and disciplining belong to the opportunities for action of teachers, they should be considered consciously. Regularity framework represents the last reserve if any other opportunities are ineffective because they affect the relationship between the pupil and the teacher. (c. Keller, 2010, S. 38f) Pedagogical interventions can have a negative effect on the development of children and youngsters. (c. Miller, 1983a) In case of danger, strong interventions can be justified easily.
Keywords (eng)
disturbancesdisciplinerulespreventionclassroommanagement
Keywords (deu)
UnterrichtsstörungenDisziplinRegelnPräventionClassroom-Management
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1301212
rdau:P60550 (deu)
163 S.
Number of pages
164
Members (1)
Title (deu)
Disziplin und Disziplinierung im Unterricht Bewegung und Sport
Konzepte, Erklärungsansätze und Interventionsstrategien
Parallel title (eng)
Discipline and disciplining in PE ; concepts, explanataion approaches and intervention strategies
Author
Reinhard Grimmlinger
Abstract (deu)
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Gewährleistung eines Ordnungsrahmens im Unterrichtsfach Bewegung und Sport. Der Fokus wird auf die Bedeutung der Prävention, sowie auf die Ursachenanalyse von Unterrichtsstörungen und Disziplinproblemen gelegt. Darüber hinaus werden mögliche Interventionen und Strategien aufgezeigt. Bei einer von Perner (2007, S. 26) durchgeführten Erhebung von 869 Lehrkräften an niederösterreichischen Schulen gaben 91% der LehrerInnen an, dass der Anteil an SchülerInnen mit Disziplinproblemen in den letzten Jahren angestiegen sei. Zur Bewältigung vermehrt auftretender Belastungen werden in der Fachliteratur divergierende Konzepte vorgeschlagen. Bueb (2007) fordert wieder mehr Disziplin im gegenwärtigen Schulsystem durch „eiserne Regelmäßigkeit“ und „Konsequenz“. (vgl. Bueb, 2007, S. 27) Andererseits ermöglicht die Beziehung zu den SchülerInnen erst Erziehung, während Bueb ein autoritäres Verhältnis vorsieht. Traditionelle Disziplinierungsmaßnahmen würden die Situation nur weiter verschärfen. (vgl. Arnold, 2007, S. 28f.) Aus den umstrittenen Ansichten zum Thema Disziplin ergeben sich daher folgenden Fragestellungen bezogen auf das Unterrichtsfach BuS: Welche Bedingungen sind für ein effektives Unterrichtsgeschehen im Unterrichtsfach Bewegung und Sport notwendig? Welche Strategien und welche Interventionen werden vorgeschlagen? Welche in der pädagogischen Literatur angeführten Kriterien (Variablen/Items) beeinflussen den Unterricht Bewegung und Sport positiv um Disziplin und Ordnung zu gewährleisten? Im Rahmen einer hermeneutischen Herangehensweise wurden unter Verwendung von Datenbanken (FIS Bildung Literaturdatenbank, Deutscher Bildungsserver), von Artikeln und Studien aus Fachzeitschriften und Büchern relevante Konzepte zum Thema Disziplin und dem Unterrichtsfach Bewegung und Sport herausgearbeitet, verglichen, interpretiert und gegenübergestellt. Die Analyse der Fachliteratur zeigte, dass der Prävention die größte Bedeutung zukommt. 85 bis 90 % von Stress auslösenden Situationen können durch entsprechende Führungskompetenzen effektiv bewältigt werden. Es sollte eine Lerngemeinschaft geschaffen wer-den, in der die Teilnehmer respektvoll miteinander umgehen, zusammenarbeiten und motiviert partizipieren. (vgl. Sequeira Belvel, 2010, S. 34f.) Zur Prävention gehören klare Regeln, eine gute didaktisch-methodische Aufbereitung des Unterrichts, die Arbeit an den eigenen Kompetenzen, ein Sozialkompetenztraining der SchülerInnen sowie Routinen und Rituale. Durch das Aufrechterhalten eines positiven Unterrichtsklimas wird zahlreichen Störungen vorgebeugt. Bei Schwierigkeiten ist mit leichten Interventionen zu beginnen, wie Einbeziehung des störenden Schülers oder der Schülerin, Ermahnung, Zurechtweisung oder Tadel. Entschiedene und klare Interventionen sind wesentlich. Lob ist gegenüber Bestrafungen bevorzugt einzusetzen. In etwa 80 bis 90 % der Fälle sollte mit einer Verstärkung des erwünschten Verhaltens gearbeitet werden. (vgl. Weinberg & Gould, 2011, S. 131) Strafen bewegen SchülerInnen oft nicht zur Einsicht und bewirken nur kurzzeitig eine Verhaltensmodifikation. Bestrafungen können Angstzustände hervorrufen und führen dazu, dass unerwünschtes Verhalten verstärkt oder häufiger auftritt, wenn SchülerInnen dadurch ihr/ sein Ansehen in der Klasse stärken. (vgl. Schröder, 2002, S. 200) Starke Interventionen und Disziplinierung gehören zwar zum Handlungsrepertoire der Sportlehrkraft, sollten jedoch mit Bedacht eingesetzt werden. Ordnungsmaßnahmen stellen die letzte Reserve dar, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden, da die „Lehrer-Schüler-Beziehung“ beeinträchtigt wird. (vgl. Keller, 2010, S. 38f.) Erziehungsmaßnahmen wurden Jahrhunderte lang missbraucht, um Heranwachsenden Ideale mit Gewalt einzutrichtern. Disziplinäre Maßnahmen, seien sie physischer oder seelischer Natur, wirken prägend und richten schweren Schaden an. (vgl. Miller, 1983a) Sobald eine Gefährdung eintritt, lassen sich jedoch auch scharfe Maßnahmen im Rahmen der gesetzlichen Richtlinien rechtfertigen.
Abstract (eng)
The presented diploma thesis deals with maintenance of order in PE. The centers of at-tention are prevention, as well as the cause analysis of disorders during lesson and behavior disorders. Moreover, possible interventions and strategies are illustrated. In a study of Perner (2007, S.26), 91% of the 869 participating teachers claimed that the number of pupils with behavior disorders increased in the last few years. In the specialist literature, divergent concepts are proposed to cope with the increasing pressure. Bueb (2007) demands the revitalization of discipline in the present school system through unaccommodating regularity and conscientious sustainability. But the relationship to pupils, which is reduced to an authoritarian, hierarchical connection in the case of Bueb, is a key factor to enable education. Traditional disciplinary sanctions would even deteriorate the situation. (c. Arnold, S. 28f) The formulation of questions results from the controversial perspectives. Which conditions are necessary for effective PE lessons? Which strategies and interventions are proposed? Which in the specialized literature quoted factors influence PE lessons positively to maintain discipline and order? Using books, studies, articles, specialized journals and databases (FIS Bildung Literaturdatenbank, Deutscher Bildungsserver), relevant concepts in relation to discipline and PE were worked out, compared and interpreted within the framework of an hermeneutic approach. The analysis of the specialized literature showed that prevention should be dedicated the greatest significance. 85 to 90% of the situations which cause stress can be managed effectively through the development of leader competences. A learning community in which participants take part actively, cooperate and treat each other with respect should be established. (c. Sequeira Belvel, 2010, S. 34 f) Prevention includes clear rules, an effective methodical and didactical preparation, the training of the competences, social skill training for pupils, as well as routines and rituals. Several disturbances can be avoided through the maintenance of a positive climate during lesson. In case of difficulties with pupils, light interventions should be preferred to start with, as for example reintegration of the pupil, warning or reprimand. Clear and determined interventions are of greatest importance. Praising should be preferred to punishment. In 80 to 90 % of the cases, a positive reinforcement should be applied. (c. Weinberg & Gould, 2011, S.131) Usually punishment does not lead to insight and only has a short-term effect on behavior. Punishment can cause anxiety and can provoke further disturbances if the inadmissible action strengthens the prestige of the pupil. (c. Schröder, 2002, S. 200) Although strong interventions and disciplining belong to the opportunities for action of teachers, they should be considered consciously. Regularity framework represents the last reserve if any other opportunities are ineffective because they affect the relationship between the pupil and the teacher. (c. Keller, 2010, S. 38f) Pedagogical interventions can have a negative effect on the development of children and youngsters. (c. Miller, 1983a) In case of danger, strong interventions can be justified easily.
Keywords (eng)
disturbancesdisciplinerulespreventionclassroommanagement
Keywords (deu)
UnterrichtsstörungenDisziplinRegelnPräventionClassroom-Management
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1301213
Number of pages
164